News Frankreich Trab, 06.04.2025
(hen) Benjamin Rochard ist mittlerweile eine feste Größe im französischen Trabrennsport. Mit 29 Jahren steht er kurz vor einem ganz besonderen Meilenstein. Er nähert sich dem 1.000. Karrieresieg (Frankreich + Ausland). Nach einer Rekordsaison 2024 mit 255 Erfolgen fehlt nich mehr viel, um diese beeindruckende Marke zu knacken.
Anlässlich dieses bevorstehenden Ereignisses haben sich Familienmitglieder, Freunde und Kollegen geäußert. Sie zeichnen das Bild eines zielstrebigen, talentierten und bodenständigen Fahrers, der sich in wenigen Jahren an die Spitze gekämpft hat.
Anthony Grueau (Agent von Benjamin Rochard): Eine Erfolgsgeschichte aus Vertrauen und harter Arbeit
Beginn der Zusammenarbeit: 01. August 2017
Erster gemeinsamer Sieg: Bolero Du Plessis (Trainer: Sylvain Dupont), am 13. August 2017 in La Chartre-sur-le-Loir
"Er war schon als Lehrlingsfahrer sehr talentiert. Noch bevor er Profi wurde, war mir klar, dass er aus der Masse heraussticht. Ich war überzeugt, dass er den nächsten Schritt schaffen kann. Sein aktueller Erfolg? Für mich ist er jetzt auf dem Höhepunkt seiner Reife. Er hat ein exzellentes Gespür für das Rennen – wie ein Spielmacher im Fußball, dessen Spielverständnis entscheidend ist. Er liest das Rennen sehr gut, spürt die Situationen. Diese Fähigkeit hatte er schon damals, aber durch die Erfahrung ist sie noch stärker geworden. Er geht sehr gut mit Druck um. Wenn er eine erste Siegchance hat, zeigt er keine Nerven. Und heute kann er komplett ausblenden, was vorher passiert ist. Er geht jedes Rennen neu und fokussiert an. Das ist aus meiner Sicht seine größte Entwicklung. Wenn man schlecht in den Tag startet und trotzdem gut abschließt - das ist das Schwierigste. Er ist unkompliziert, macht seinen Job, scheut keine langen Fahrten. Wenn ich ihm sage: "Da hast Du eine gute Chance", dann fährt er hin – egal, ob es Salon-De-Provence oder La Capelle ist. Seit Beginn hat er alles gegeben, arbeitet zu 100%. Ich bin stolz auf unseren gemeinsamen Weg. Er hatte 65 Siege, als wir anfingen. Wir haben bei null begonnen und uns Jahr für Jahr nach oben gearbeitet. Bis in die Elite. Und dass wir auch nach bald 8 Jahren noch zusammenarbeiten, ist in diesem Geschäft selten. Jeder Gruppe-I-Sieg ist etwas Besonderes, aber der mit Gangster Du Wallon im Prix De Vincennes war einzigartig. Er war noch sehr jung, kaum bekannt. Damien Lecroq hatte ihm vertraut. An dem Tag haben wir in der Zielgeraden wie verrückt mitgefiebert. Und sein Interview danach… da haben wir wirklich Tränen vergossen."
Marc Sassier (Trainer): Eine eingespielte Partnerschaft mit klaren Zielen
Statistik des Duos: 95 Siege in 485 Rennen – knapp 20% Siegquote, 60% unter den Top 5
Erster gemeinsamer Sieg: Guyane Gema, 11. April 2022 in Lyon-Parilly
"Vor Benjamin habe ich viel mit Eric Raffin und Tony Le Beller gearbeitet. Ich war auf der Suche nach jemandem für eine langfristige Zusammenarbeit. Mit Benjamin hat es von Anfang an gut gepasst. Er war ein junger Fahrer im Kommen. Zuerst waren wir viel in der Provinz unterwegs. Er hat meine Pferde genutzt, um sich ins Rampenlicht zu fahren, und ich habe von seinem Talent profitiert, um selbst den nächsten Schritt zu machen. Wir sind gemeinsam gewachsen. Damals war er nicht die Nummer 3 in Frankreich, sondern eher Nummer 15. Heute ist er ein Spitzenfahrer. Wir haben eine ähnliche Sicht auf die Dinge: ruhig bleiben, langfristig denken. Er fährt meine Pferde wie ein Trainer, mit dem Wissen, dass er sie wieder fahren wird. Wir verstehen uns gut und arbeiten auf Vertrauensbasis. Neben der beruflichen Ebene hat sich eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Es gibt wenig Reibung, auch wenn wir beide wissen, dass man sich manchmal selbst hinterfragen muss. Benjamin bleibt ruhig, respektiert die Pferde, fährt ohne Druck und macht nur wenige Fehler. Er bringt seine Pferde gut ins Rennen und sorgt für kluge Rennverläufe. Über die Jahre hat er sich sicher weiterentwickelt. Er vertraut mir, und im Gegenzug lasse ich ihn die besten Pferde meines Stalls fahren. Es ist eine Win-Win-Situation: Ein Fahrer, der Chancen nicht liegen lässt, sorgt für starke Statistiken. Wir haben schon auf Gruppe-Ebene gewonnen und wir sind beide noch jung. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht irgendwann auch gemeinsam einen Gruppe-I-Sieg feiern könnten. Ich hoffe es jedenfalls."
Pierre-Yves Rochard (sein Vater):
"Benjamin war ein unkompliziertes Kind. Still, aber sehr aufmerksam. Schon früh fühlte er sich zu Pferden hingezogen und bekam schnell ein eigenes Pony. Er wollte schon immer diesen Beruf ausüben. Es hat mich glücklich gemacht, ihn in diese Richtung gehen zu sehen. Mit 11 oder 12 Jahren trainierte er bereits schwierigere Pferde und ich merkte, dass es genauso gut lief, wie mit den einfacheren. Ich dachte: Wenn der Kopf mitmacht, wird er seinen Weg gehen. Der Anfang war allerdings nicht leicht. Er brauchte fast zwei Jahre und 90 Starts, bis er sein erstes Rennen gewann. Das war schwer für mich mitanzusehen. Ich war krank vor Sorge. Ich sah ja, wie er fuhr – das war gar nicht schlecht. Aber es klappte einfach nicht. Dann kam dieser erste Sieg am 12. Juli 2014 in Les Sables D’Olonne, für das Training von Laurent-Claude Abrivard, in den Farben von Jacques Cottel. Ich saß vor dem Fernseher und bin zwei Meter hochgesprungen – da wusste ich: Jetzt geht es los! Heute bekommt man kaum noch mit, wie viele Rennen er eigentlich gewinnt. So sehr ist man da drin. Aber man darf das nicht zur Gewohnheit werden lassen. Es ist außergewöhnlich. Er bleibt ruhig, passt sich schnell an jedes Pferd an und hat eine feine Hand. Er stört die Pferde nicht. Das ist eine Kunst als Fahrer. Man muss möglichst lange den Kontakt zum Maul halten, ohne den Partner zu behindern. Im Stall sind wir nicht immer einer Meinung, was normal ist. Ich nehme mir gern Zeit, gebe einem Pferd eine Chance. Er ist da etwas anders. Aber wir verstehen uns gut. Benjamin zu Hause zu haben, ist natürlich ein Riesenvorteil. Er fährt die Pferde im Training, weiß, wie man sie einstellt und besser macht. Und abseits der Rennbahn ist er einfach ein toller Junge. Bei großen Siegen weine ich vor Freude. Ich bin sehr stolz. Er hat bereits Izoard Vedaquais gefahren, aber den ganz großen Crack für die größten Rennen hatte er noch nicht. Das ist alles, was ihm noch fehlt."
Jean-Yann Ricart (Jockey und Freund):
"Wir haben angefangen, uns kennenzulernen, als ich bei Jean-Michel (Bazire) angefangen habe. Das ist jetzt zehn oder elf Jahre her. Damals waren wir beide Lehrlinge. Mit der Zeit sind wir uns immer näher gekommen, bis er zu meinem besten Freund im Rennsport wurde. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Er ist ein ziemlich ruhiger und ernsthafter Typ, aber nicht der Letzte, wenn es ums Feiern geht (lacht)! Im Feld ist er ein korrekter und respektvoller Fahrer gegenüber allen, aber er hat sich auch Respekt verschafft. Beim Start scheut er sich nicht, einem anderen Pferd den Platz streitig zu machen. Und weil er so stark ist, gerät er nie in eine schlechte Positionen. Er ist oft genau da, wo man sein muss. Im richtigen Moment am richtigen Ort. Er achtet auf alles. Der Benjamin Rochard von heute ist derselbe wie vor zehn Jahren. Der Erfolg ist ihm nie zu Kopf gestiegen. Wenn er mal eine Woche lang kein Rennen gewinnt, zweifelt er, denkt nach, analysiert, woran es liegen könnte. Er war einer der ersten, die einem Agenten vertraut haben. Viele von uns dachten damals, wir bräuchten das nicht – er schon. Er hat die Gelegenheit erkannt und genau zum richtigen Zeitpunkt genutzt. Und da er so talentiert ist, hat ihn das nur noch weiter gepusht. Heute gehört er zu den besten Fahrern im Feld."
Anne-Sophie Velany (seine Partnerin):
"Als unsere Beziehung begann, hatte Benjamin gerade 7 Rennen gewonnen. Seitdem ist viel passiert. Das bedeutet auch viele Kompromisse zu schließen. Im Alltag ist er unkompliziert und macht sich keinen großen Kopf. Er ist eher ein bisschen nach dem Motto "ist mir egal". Nichts bringt ihn aus der Ruhe. Dabei war er als junger Mann ziemlich gestresst. Heute überhaupt nicht mehr. Er ist ganz ruhig, auch wenn er sich bei wichtigen Rennen natürlich ein wenig Druck macht, aber das wirkt sich nie auf das Privatleben aus. Nach einem Renntag, egal ob es gut oder schlecht gelaufen ist, bleibt seine Laune gleich. Er kann Berufliches und Privates klar trennen. Wenn er abends nach Hause kommt, reden wir fünf Minuten über die Rennen, dann ist Schluss damit. So war es immer. Es ist nicht immer einfach, seine Karriere mit dem Familienleben zu vereinen, aber die Zeit, die wir zusammen haben, ist dafür sehr intensiv und wertvoll. Er ist ein liebevoller Vater, sehr eng mit unserer Tochter Victoire verbunden und voller Fürsorge. Seit drei Jahren mache ich auch seine Buchhaltung. Sein Erfolg überrascht mich nicht. Er ist ein echter Gewinner. Und er hat sich das alles hart erarbeitet. Dabei hat er nie vergessen, wo er herkommt, und ist auf dem Boden geblieben. Es wirkt fast verrückt, sich vorzustellen, dass er jetzt fast 1.000 Rennen gewonnen hat. Das schönste Rennen? Ganz klar: der Sieg in Schweden mit Izoard Vedaquais . Das war einfach wunderschön! Nur unsere Tochter hat gefehlt. Wir sprechen oft darüber und haben die Videos schon unzählige Male angeschaut. Die Bedingungen damals waren speziell (das Rennen wurde neutralisiert und dann neu gestartet), wir sind durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Ein ganz besonderer Moment."