Quinte 26. Dez 15.15h Vincennes
Für den Sprint in Vincennes steht der Startwagen an der 2.100 Meter-Marke. Heute nimmt das Auto 17 Hochkaräter aus ganz Europa mit auf die Reise. Aber nur einer der 4jährigen darf einen garantierten Startplatz für das Jahreshighlight am 30. Januar einplanen. Eines der Referenzrennen für heute fand gar nicht in Frankreich, sondern am 21. November in Modena in Italien statt. Dort gewann die Stute Blackflash Bar (7) gegen gleich vier dieser männlichen Konkurrenten und tritt nun sogar als Reichste in diesem Klassiker an.
Aber die Einheimischen haben natürlich mit der großen Piste und dem Anstieg schon viel mehr Erfahrung auf der schwersten Piste Europas gesammelt. Das gilt vor allem für Hohneck (3), der jetzt zweimal sehr viel Klasse bewiesen hat und sich allen Gegebenheiten anpassen kann. Zuletzt hat er Hooker Berry (9) knapp gehalten, der, wenn alles passt, schon öfter den Einlauf herunter geflogen ist. Auf dem Weg zur nächsten Flugshow muss Jean Michel Bazire aber erst einmal den schlechten Startplatz bezwingen.
Criterium Continental / 15.15h / 200.000 Euro - 2.100m Autostart
HIRONDELLE SIBEY (1) bestimmte fast ein Jahr lang das Geschehen in diesem Jahrgang. Aber wenn es gegen die Hengste ging, war die 4jährige mehrmals an Grenzen gestoßen. Nach einer Pause bis zur Mitte des Sommers wurde sie langsam auf das Criterium der 4jährigen vorbereitet. Dort gab es aber nur die kleinste Prämie für die Gewinnreichste. Aus dem Band startet sie einfach zu schwach und einen Vorstoß auf der Gegenseite, wie sie ihn unter den Ladies regelmäßig praktiziert, war auf höchster Ebene nicht möglich. Also musste sich Eric Raffin auf den Speed verlassen, der in der schnellen Endphase nicht durchgehalten wurde. Mit dem Sieg zum UET-Vorlauf und dem zweiten Platz im Finale aus dem Rücken des starken Siegers meldete sich die Baudouin-Farbe aber zurück. Beim letzten Test zeigte sie aber ihre Startschnelligkeit hinter dem Auto. Im "Marcel Laurent" flog sie von der Neun in Front und gab die Führung natürlich wieder ab. Trotz des Kraftaktes reichte es für Rang Vier in 11,0. Sie gehört rund um Platz Drei oder Vier zu den Pflichtkreuzen.
Im Stall von Francois Pierre Bousset läuft es derzeit sehr rund. Während sich HAVANAISE (2) derzeit aufmacht die Qualifikation für den Amerique zu schaffen, holte das Quartier am letzten Sonntag bei den 3jährigen einen Gruppe I-Erfolg. Die Ricimer-Tochter hatte sich schon 2jährig mit einigem Laufvermögen angekündigt, zeigte dabei auch immer wieder Unsicherheiten. Das hat sich mit diesem Jahr anscheinend komplett erledigt und noch besser wurde die Form, als man Franck Nivard als Catchdriver verpflichtete. Nach einer guten Vorbereitung in der Provinz kehrte die Stute am 12. Dezember nach Vincennes zurück und holte den Semi-Klassiker mit beeindruckender Stärke. Im Vorderfeld verlor sie im zweiten Bogen den Windschatten, übernahm selbst das Kommando und beschleunigte aus der finalen Kurve mit Leichtigkeit. In 12,1 auf dem langen Weg blieb sie nur ein Zehntel unter ihrer Bestmarke und dürfte aus der Ausgangslage auch gegen das starke Geschlecht eine Menge mitzureden haben.
HOHNECK (3) begann seine Karriere ein wenig im Schatten von Helagfell, übernahm in der internen Rangfolge von Philippe Allaire mittlerweile deutlich die Oberhand. Das Beeindruckendste bei dem Hengst, ist seine ungeheure Trabsicherheit. Bei nunmehr 26 Starts ist er nicht einmal ausgefallen. Nach diversen Fahrerwechseln in der Laufbahn ist nun Francois Lagadeuc der Steuermann des 4jährigen. Und die letzten beiden Leistungen waren herausragend. Im Prix Marcel Laurent setzte er die ein Jahr ältere heiße Favoritin in 10,6 noch unter Druck. Und zuletzt bewies Francois Lagadeuc unheimlich Nerven, als er im Schlussbogen lange sitzen blieb, obwohl sein Führpferd etwas nachgelassen hat. Den enteilten Stallgefährten Helgafell holte er noch leicht und wehrte im Zielfoto den heranfliegenden Hooker Berry ab. Es wird wohl nicht mehr lange dauern bis er die Nummer Eins im Jahrgang ist. Einen großen Schritt kann er heute machen.
Der übernationale Vergleich ist immer etwas schwierig, aber BEPI BI (4) muss man einiges zutrauen. Der Italiener gehört ohne Zweifel zu den besten Pferden seiner Generation und machte auch schon Solvalla unsicher. Ende Mai trabte er dort als Zweiter 09,1 und leistete gegen Sister Sledge harten Widerstand. Auch solche Leistungen katapultierten den Donato Hanover-Sohn in Richtung Halbmillionär. Und auch die aktuelle Form spricht für den Hengst aus dem Stall Gocciadoro. Im Premio Unione Europea war er in der Nähe der Siegerin Blackflash Bar. Gegen den erneuten Konkurrenten hat er aber den besseren Startplatz und mit Björn Goop einen Kenner der Piste im Sulky.
Mit neun Siegen aus dem ersten Dutzend Versuchen war HELGAFELL (5) schnell der Führende der Generation 2017. Allerdings hat sich der Hengst nach seinem Comeback im Mai diesen Jahres weder so lauf- noch so nervenstark erwiesen. Vier Ausfälle waren es bei neun Starts, die mehrheitlich auf den finalen Metern zu Stande kamen. Viele Wetter haben den Charly Du Noyer-Sohn auch schon abgeschrieben, aber bei der Generalprobe gab er ein Lebenszeichen ab. Nach langer Führung löste er sich im Semi-Klassiker für die Hengste, wurde dann aber doch deutlich abgefangen. Das es noch für Platz reichte war der Ansatz eines Aufwärtstrends. Allerdings muss heute noch mehr bringen.
Auch wenn HUSSARD DE LANDRET (6) aus einem kleineren Quartier kommt, darf der 4jährige keinesfalls unterschätzt werden. Der Hengst läuft unheimlich zuverlässig in die Prämien und wurde von seinem Mentor Benoit Robin sehr präzise auf die große Route vorbereitet. Mit bereits drei Gruppe III-Siegen zählt er zur erweiterten Spitze des Jahrgangs. Und auch die Generalprobe für heute verlief sehr ordentlich. Aus dem Hintertreffen war er es, der auf der Gegenseite die dritte Spur eröffnete, womit er Hohneck rauslocken konnte. Im Windschatten des späteren Siegers ging es gut voran, auch wenn er aus dem letzten Bogen den Rücken nicht halten konnte. Trotzdem zog er an Helgafell vorbei in 12,7 sehr gut für Rang Drei durch und gehört hier unbedingt auf den Schein für die Königswette, auch wenn der Sieg ein kleines Stück entfernt scheint.
Die Reichste der Partie ist die vierfache Gruppe I-Siegerin BLACKFLASH BAR (7). Erst am 21. November erledigte sie eine der heutigen Konkurrenten in Modena und kassierte im "Unione Europea" dick ab. Als Zweite des Derbys in Italien hinter Bleff Dipa hat sie schon im Vorjahr die Härte bewiesen, die man gegen das starke Geschlecht nicht immer vorfindet. Mitte Oktober war sie aber recht deutlich von Bepi Bi besiegt worden, der heute auch den besseren Startplatz vorfindet.
Auch wenn es im Formenspiegel von BLEFF DIPA (8) gelegentliche Ausfälle gab, war der Hengst aus dem Stall Ehlert sonst immer unter den ersten Dreien zu finden. Nachdem er aber über den Sommer vier Monate pausiert hat, ist der 4jährige nicht mehr in der gleichen Verfassung. Im Tagesgeschäft reichte es noch für einen Ehrenplatz, aber danach war der Hengst zweimal in Folge außerhalb der Gelder zu finden, was in der Karriere sonst nicht vorgekommen ist. Das der Mentor ihn dennoch nach Vincennes bringt, spricht für eine Erklärung dieser Leistungen. Aber der Startplatz spricht immer noch gegen das Gespann, dass von Pierre Levesque gesteuert wird.
Im Jahrgang 2017 ist Jean Michel Bazire nicht so gut besetzt, aber HOOKER BERRY (9) gehört in jedem Fall zur Spitze und steht weit über seinen Trainingspartnern des gleichen Alters. Mit seinen sieben Siegen und reichlichen Platzierungen hat er es schon auf über eine halbe Million an Reingewinnen gebracht. Und obwohl er schon lange nur die großen Herausforderungen annimmt, hat es bei sieben Starts in der höchsten Kategorie noch nie für ganz vorne gereicht. Das sich das heute ändert scheint schon nach der Auslosung schwierig zu werden. Der Fuchs muss von ganz außen los. Eine Aufgabe, die JMB in seiner derzeitigen Form wohl auch lösen könnte, schließlich verfügt sein Schützling über einen großen Speed. Mit dem hat er beim letzten Auftritt Hohneck noch gehörig unter Druck gesetzt und ins Zielfoto gezwungen. Heute gehört aber auch ein wenig Rennglück dazu.
Schon in den Vorjahren war BENGURION JET (10) dreimal in Vincennes zu Gast. Auf Gruppe III-Niveau nahm der Maharajah-Sohn auch drei Prämien mit ins Ausland. Diese Referenzen sind aber nicht mehr aktuell genug. Viel wichtiger ist, dass der 4jährige am 21. November in Modena hinter Blackflash Bar und Bepi Bi gegen Hooker Berry das Podium knapp verteidigen konnte. Zuvor hat er sich in zwei kleinen Partien in Rom das nötige Selbstvertrauen mit zwei Siegen geholt. Dazu bekommt er von den drei Startern aus dem Stall Gocciadoro die höchste Aufmerksamkeit des Trainers. Das kann auch für die Wetten reichen, auch wenn die kleine Nummer in der zweiten Reihe tückisch sein kann.
Die geringste Erfahrung auf dieser Ebene hat HAITI ISLAND (11). Der Hengst hat einen gewissen Antritt, der aber auf dieser Ebene verpuffen könnte. Zudem ist er auch recht unsicher, wie der einige Start im letzten Semi-Klassiker zeigte. Schon einen Moment nach dem Eindrehen machte der 4jährige einen Fehler und wurde später im Hintergrund nach einem weiteren Patzer disqualifiziert. Davor kam er aus der Mitte des kleinen Feldes aus dem letzten Bogen im Rush, um die Führung zu holen und sich gleichzeitig noch ein wenig freizumachen. Die 13,3 auf dem langen Weg, die für den Sieg nötig waren, kann hier nahezu jeder Kontrahent nachweisen. Dazu kommt, dass sich Trainer Matthieu Abrivard im Sulky von Yoann Lebourgeois vertreten lassen muss. Und das bei einem recht schwierigen Pferd. Keine guten Vorzeichen und deshalb eher einer der Außenseiter.
Auch wenn SAYONARA (12) schon länger nicht mehr gewonnen hat, konnte sie sich doch mit einer Reihe vorderer Platzierungen für den Weg nach Vincennes empfehlen. Und auf das Debüt lässt sich sehr gut aufbauen. Schnell aus dem Band in Front geflogen nutzte die 4jährige die Innenkante und den Windschatten, um sich im Mittelfeld für den Endkampf zu schonen. Nachdem die Stute recht spät auf freie Bahn kam, musste sie schon einen Turbo zünden, um hinter Havanaise noch den Ehrenplatz zu holen. Die Siegerin war schon zu weit weg und ließ auch ein wenig austrudeln, aber mit mehr Verlauf hätte die Schwedin sonst noch gefährlich werden können. Das reicht immer für die erweiterten Wetten.
Von den Einheimischen dürfte HARVEST DE BULIERE (13) mit den größten Außenseiter bilden. Oberhalb eines Gruppe III musste der Hengst stets Grenzen anerkennen. Einzige Ausnahme war der fünfte Platz im Criterium Anfang September, wo er von einem sehr guten Vortrag von Mathieu Mottier profitieren konnte und als Fünfter im Ziel nicht weit entfernt von einem Hooker Berry war. Die Bestätigung blieb aber aus. Allerdings sah der Auftritt am 12. Dezember, wo der 4jährige nahezu Start-Ziel Letzter war, eher wie ein ruhiges Rennen aus. Was dagegen spricht war aber die Verpflichtung von Eric Raffin. In jedem Fall wird es schwer den Hengst auf dem Schein unterzubringen.
Natürlich ist BUBBLE EFFE (14) einer der schnellsten Teilnehmer auf den kürzeren Wegen. Aber der Nesta Effe-Sohn hat sich auf der höchste Ebene immer nur mit Prämien begnügen müssen. Für sein Debüt in Vincennes hat er sich zumindest alles andere als versteckt. Schnell an die Tete gezogen war er dann ein Stück im Windschatten des Führenden zu sehen. Aber im letzten Bogen versuchte die Gocciadoro-Farbe die Spitze zu attackieren. Dieser Angriff wurde sofort gekontert, aber der 4jährige gab sich als Vierter nie ganz auf, was gefallen konnte. In 12,5 gefinisht muss er noch ein wenig drauflegen, was heute auch erwartet wird. Der Sprung in die Wette jedoch weniger.
Das HELIADE DU GOUTIER (15) mit den besten Rekord im Feld hat, verwundert nicht. Trainer Sebastien Guarato schätzt die Stute auf dem kurzen Weg und setzt sie dort häufiger ein. Am 21. November siegte er über Bahn und Distanz, wobei sie auch ein unheimlich perfektes Rennen bekam. Stets an zweiter Stelle konnte Gabi Gelormini noch bis zur letzten Ecke mit dem Angriff warten und war dann auf klebriger Piste in 11,7 sehr sicher und für erstaunlich gute Odds voraus. Zuletzt musste sie im Semi-Klassiker viel früher aus der Deckung, versuchte aber die führende Havanaise aus dem letzten Bogen zu attackieren. Das gelang nicht, aber als Vierte hielt sie sich gut. Zurück auf der Mitteldistanz braucht sie natürlich gegen diese Sorte einen guten Verlauf. Dann scheint aber die Königswette nicht zu weit entfernt zu sein.
Im Gegensatz zu den letzten beiden roten Karten, ändert Trainer Jean Luc Dersoir heute den Beschlag bei HOKKAIDO JIEL (16). Der Hengst hat heute erstmals vorne keinen, und hinten leichten Beschlag. Das soll die nötige Sicherheit bringen, wobei die Referenzen auf kurzen Wegen ohnehin recht dürftig sind. Am 21. November ist er zumindest in einem Gruppe III über Bahn und Distanz als Favorit angetreten. Im Mittelfeld sprang er auf dem Weg in den letzten Bogen in guter Haltung weg. Sein Fehler am 11. Dezember war durch eine enge Situation, wohl sogar eher eine Behinderung durch einen Konkurrenten zu entschuldigen, weshalb die aktuelle Verfassung schwerer einzuschätzen ist. Er gehört aber sicherlich zu den besseren des Jahrgangs und damit auch mindestens in die Kombinationen.
Für die Farben von Julien Dubois war FASCINATION (17) Zweite im dänischen Stutenderby. Kurz danach wechselte sie ins heimische Trainingslager und konnte beim Debüt in Frankreich gleich einen dritten Platz zu zwei guten Pferden ihrer Generation holen. Dabei kam sie auch spät frei, hat aber letztendlich auf sehr normalen Niveau "geglänzt". Auf der zweithöchsten Ebene hat sie dann aber schon Grenzen erkennen müssen und verlor im Schlussbogen, trotz ständiger Deckung, auf einen Ruck einige Längen. Auch wenn dieses Manöver von Julien Dubois leicht forciert wurde, steht die mit Abstand Gewinnärmste vor einem schwierigen Gang.
Tipp:
HOHNECK (3)
HOOKER BERRY (9)
BEPI BI (4)
HAVANAISE (2)
HIRONDELLE SIBEY (1)
Für die Kombinationen: BLACKFLASH BAR (7) - SAYONARA (12) - HOKKAIDO JIEL (16)