Nachschau Berlin-Mariendorf, Sonntag 02.02.2025
(BTV-Presse) „Blauer Himmel, Sonnenschein“ - die Wetterfrösche lagen mit ihrer Prognose ziemlich daneben für den Tag der Ehrung der zwei- und vierbeinigen Mariendorfer Matadore der Saison 2024. Immerhin blieb es trocken, und im ersten Drittel der Neun-Rennen-Karte lugten bei Temperaturen um 4 Grad hin und wieder sogar ein paar Sonnenstrahlen durch die graue Hochnebeldecke.
Eingerahmt wurde der Renntag der Champions von zwei Franzosen-Matches. Bei den reicheren „Trotteurs français“ sorgte Hangoun du Bocage mit 59:10 nicht unbedingt für ein Toto-Beben, doch war es für die Meisten verblüffend, wie er vorneweg den nach einer Runde aus seinem Windschatten attackierenden Indigo des Baux, der für 1,1fache Sieg-Odds eine sichere Chance für ein Los der Prämienausspielung zu sein schien, um einen „Kopf“ auf Distanz hielt. „Er hat mangels Rennen nicht den optimalen Startrhythmus, doch ich hab’s einfach mal probiert“, strahlte Besitzer, Trainer und Fahrer Thomas Reber über den in den Norden entführten Sieg.
Weil’s so schön war, klinkte er sich zum guten Schluss auch das Treffen der ärmeren Franzosen nach fast identischem Muster ein. Kamilla Doctor übernahm beim Deutschland-Debüt von Kira Dream im ersten Bogen das Kommando, verarztete die Gegner fortan nach Strich und Faden und ließ die Einschätzung der Experten, Skandinavien-Spezialist Olaf Jürgen Schröder bzw. dessen Stall Scandic-Horse könne mit der bislang nur in Dänemark aktiven Fünfjährigen mal wieder ein interessantes Pferd ausgegraben haben, zu barer Münze werden.
Die Doublette reichte für Reber indes nicht, Chef des Berliner Rings zu werden. Dieses Prädikat wurde Dennis Spangenberg zuteil, der mit einem Dreierpack die Karrieresiege 724 bis 726 markierte. Zum Auftakt der V7+-Wette, die dank eines üppigen Jackpots vom 19. Januar als Umsatz-Lokomotive mehr als 27.000 Euro generierte, feierte Loaded Amin im dritten Anlauf nicht ganz unerwartet den ersten Sieg in deutschen Landen. „Einen besseren Verlauf im direkten Windschatten Stanleys, der durch die Angriffsspur musste, hätten wir nicht kriegen können, aber es war doch ein hartes Stück Arbeit, Michael Nimczyks 15:10-Favorit in die Knie zu zwingen“, bekannte „Spange“, der die 30:10-Chance um einen „Hals“ vorbeizirkelte und verriet, der schwedische Wallach sei weiter ausbaufähig. Beim zweiten Mal kreuzte er für den eine Fahrsperre abbrummenden Thorsten Tietz im Winner Circle auf. John Graham bewies nicht nur, dass die jüngste erste Niederlage keine mentalen Spuren hinterlassen hat, sondern präsentierte sich auch als perfektes Rennpferd. Vom nicht immer ganz einfachen Startplatz „1“ behauptete er sich gegen die gewaltig drückende Delta, mit der Dennis von Holdt im ersten Bogen ein Einsehen hatte und hinter dem Love-You-Sohn einparkte. Vor Publikum ergriff Michael Nimczyk mit Eagle Spav die äußere Initiative, doch auch der wurde vor vollendete Tatsachen gestellt, als John Graham eine Runde später gleich zwei Gänge höher schaltete, sich auf fünf Längen absetzte und Appetit auf mehr machte. Jubeln durfte Tietz als Ausbilder ebenso nach dem der Mariendorfer Monté-Championesse Marlene Matzky gewidmeten 8. Rennen, das zwei seiner Sieger vom 19. Dezember unter sich ausfochten. Dabei hatte Jingoborah die eindeutig besseren Karten, den Dennis Spangenberg wuchtig in Front scheuchte, ihm eingangs der Zielgeraden den Kopf freigab und früh auf der sicheren Seite war gegen Steady Countess, die aus dem Hintertreffen weit außen Flügel bekam und bis auf eine halbe Länge an Jingoborah heransprintete. Damit war zugleich das Besitzer-Doppel für Miryana Braun perfekt, die auch für John Graham die Blumen hatte entgegennehmen dürfen.
Kein Renntag ohne einen Sieger des norddeutschen Nobel-Gestüts Lasbek. Vor 14 Tagen war Josef Franzl mit Uristo gegen Jingoborah um einen „Hals“ zu spät gekommen. Diesmal machte der Bayer früh Tabula Rasa, übernahm nach 500 Metern von Zuchtgefährtin Ukulele das Kommando und spuckte auf den finalen 200 Metern derart große Töne, dass die Northern-Charm-Tochter glasklar das Nachsehen hatte. „Wir haben ihm alle Zeit zur Reife gegeben, nichts überstürzt - das dankt er uns jetzt“, resümierte „Seppi“ nach dem ersten Sieg des Trixton-Sohns. Für den zweiten Treffer der kaffeebraunen Farben sorgte der Goldhelm der Amateure. Tom Karten eroberte mit Undinia, die er beim Sieg am 29. Dezember von bester Seite kennengelernt hatte, von der „7“ im Handstreich das Kommando und hatte die Kapazitäten der Dunkelbraunen mit diesem ersten Turbo-Antritt keineswegs überreizt. An der letzten Ecke legte sie zwei Schippen drauf und flog mit „Major Tom völlig losgelöst“ überlegen auf sechs Längen davon: „Was für eine Ehre, für ein solches Gestüt derart perfekt vorbereitete Pferde fahren zu dürfen. Sie hat alles von selbst gemacht.“
Das zweite Amateurfahren ging letztlich doch an Anna-Lisa Kunze und Lorenzo Idzarda, der kaum zu bändigen war, am Start mit Urgewalt nach vorn schoss und enormes Tempo bolzte. Erst im Schlussbogen verließen den Wallach etwas die Kräfte, so dass ihm Niki Lauda C als erster Verfolger allmählich ans Schlafittchen kam und ihn um vier Längen wegfiedelte. Die Gangart der SI-Racing-Neuerwerbung ließ allerdings auf den finalen 100 Metern im „lupenreinen“ Dreischlag sehr zu wünschen übrig, so dass er nach Begutachtung des Rennfilms disqualifiziert wurde.
Ausnahmsweise nur einmal war somit der Mariendorfer und deutschen Fahrer- und Trainerchampions Recht, doch besser hätte es nicht passen können: Im nach Karin Walter-Mommert benannten Rennen der besten Klasse fuhr Michael Nimczyk nach zwei knappen Niederlagen den ersten Sieg ein. Limbo K Newport, der von 19 Starts 13 erste und fünf zweite Plätze in die Waagschale warf, ließ sich von drei Monaten Winterpause nicht aus der Fasson bringen - und dies trotz gar nicht mal so simplen Rennverlaufs. Zwei eher halbherzige Attacken konterte der wie der Blitz in Front gedüste Parom mit einem Schulterzucken. Als „Limbo“ zu Beginn des Einlaufs Ernst machte, stand der gebürtige Ukrainer augenblicklich auf verlorenem Posten gegen den Wallach, der ihm volle fünf Längen abknöpfte und den Goldhelm schwärmen ließ: „Ein Rennpferd, wie man es sich nur wünschen kann. Wenn ich ihn loslasse, gibt er alles, obwohl er unterwegs immer ein wenig faul daherkommt.“
Faul waren die Wetter ganz und gar nicht: Dank der V7+-Wette kletterte der Umsatz auf 12.705 Euro pro Rennen.
Umsatz bei 9 Rennen: 114.349,78 Euro (incl. 90.791,98 Euro Außenumsatz), davon 27.320,20 Euro in der V7+-Wette
Nächster Renntag des BTV: Sonntag, 23. Februar 2025; Beginn der Newcomer- und Silber-Serien