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Der amerikanische Yankee-Sulky von Finntack - Mode oder Revolution?

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News Frankreich Trab, 03.10.2024


(hen) Im letzten Januar wurde von der Societe d'Encouragement a l'ecole du Trotteur Francais (SETF) der amerikanische Sulky von Finntack, namens "Yankee" in Frankreich zugelassen. Seitdem wurde der Sulky langsam aber sicher auch vermehrt in Frankreich gesehen. Und vor allem wird in den letzten Wochen immer mehr über diesen Sulky diskutiert. 24H Au Trot beschäftigte sich intensiv mit dem Thema und befragte Aktive nach ihren Erfahrungen.


Beim diesem Sulky, in einer zugelassenen Version, speziell für den französischen und europäischen Markt, sitzt der Fahrer in einer hinteren und tieferen Position als in einem herkömmlichen Sulky, wodurch es möglich ist, den Schwerpunkt des gesamten Fahrers und der Ausrüstung in Richtung des Fahrers zu verlagern. Von da an wirkt der Sulky wie eine Wippe, die das Pferd "leichter macht".


Und auch der Fahrerchampion Eric Raffin ist von diesem Modell überzeugt. Er fährt seit mehreren Wochen immer wieder in diesem Sulky und holte damit die vier Siege des letzten Wochenendes. Zwei in Enghien und zwei in Vincennes.


Anstatt Druck auf das Geschirr auszuüben, wirken die Scherbäume so, als würden sie die Pferde anheben, ihre Hinterhand befreien und deren Vortrieb erleichtern. Der amerikanische Sulky ist eine Art "Anti-Schwerkraft"-Werkzeug. Für den Fahrer ist die Sitzposition auch eine andere wie Eric Raffin erzählt: "Ich fühle mich im Yankee-Sulky gut! Ich brauchte einige Zeit, um mich anzupassen, aber jetzt habe ich mich eingewöhnt. Dieser Sulky zwingt uns zu einer gewissen Balance in den Fußtritten. Ich persönlich bevorzuge diese Position. Die Scherbäume sind näher am Pferd und das hilft das Pferd besser in der Linie zu halten. Ich stelle fest, dass einige Fahrer bei diesem Sulky nicht einmal mehr die Seitenstangen benutzen."


Die Frage des Antriebs steht im Mittelpunkt des Einsatzes des Yankee-Sulkys. Auf diese Bedeutung weisen zahlreiche Resultate hin, die über theoretische Studien hinausgehen und den Schwerpunkt des Sulkys und Fahrers vermischen.


Auch Pierre-Yves Verva schildert seinen Eindruck, als er zum ersten Mal mit dem Yankee-Sulky in Kontakt kam: "Ich habe mir auf der Rennbahn von Amiens den Sulky von Eric (Raffin) ausgeliehen und hatte ein gutes Gefühl. Ich denke, dass er die Pferde ein wenig "trägt" und es ihnen ermöglicht, sich besser zu bewegen. Ich habe auch den Eindruck, dass das Pferd im Rennen gerader ist. Eines ist aber sicher. Wenn man das Pferd nicht in Topform hat, wird der Sulky kein Wunder bewirken."


Matthieu Abrivard ist einer der erfahrensten französischen Fahrer mit diesem Sulkymodell, insbesondere bei seinen Starts im Ausland mit dem Italiener Vivid Wise As. Auch er gab seine Meinung ab: "Ich hatte die Gelegenheit, den Sulky in Italien regelmäßig bei den Pferden von Alessandro Gocciadoro einzusetzen. Ich habe den Eindruck, dass der amerikanische Sulky gut für etwas schwerere Pferde geeignet ist. Unsere Position auf der Rückseite der Brücke hebt die Pferde mehr an. Es ermöglicht einen besseren Vortrieb und bietet dauerhaften Kontakt mit dem Pferdemaul. Dieser Sulky ist auch bei etwas weniger fleißigen Pferden besser."


Ein zusätzlicher Vorteil sind die engeren Scherbäume, die ein zur Seite lehnen besser verhindern. Sie helfen dabei ebenso, wie die Seitenstangen, die schon lange an den meisten "europäischen" Sulkys angebracht sind. Das konnte auch Romain Derieux bestätigen. Er testete den Sulky zu Hause mit Go On Boy, ehe er diesen Sulky im Grand Prix De Wallonie mit Erfolg eingesetzt hat: "Das Wichtigste ist, dass sich mein Pferd wohl gefühlt hat. Ich musste nicht einmal die Seitenstangen benutzen."

Auch für Benjamin Rochard sind die engeren Scherbäume ein Thema: "Nachdem ich ihn ein paar Mal benutzt habe, denke ich, dass er auf einer flachen Strecke oder der großen Piste in Vincennes beim Autostart gut funktioniert. Für den Bänderstart bin ich kein allzu großer Fan von diesem Sulky, weil die engen Scherbäume die Pferde ein wenig am Drehen hindern."


Das bestätigt auch wieder Eric Raffin: "Wir müssen beim Eindrehen sehr aufpassen. Vor allem bei großen Pferden, die die Räder berühren können, aber wenn wir großzügig eindrehen, hindert uns das nicht den Sulky beim Bänderstart einzusetzen. Dagegen ist der Autostart wirklich angenehm. Ich finde, dass Pferde mit leichtem Geläuf mit diesem Sulky besser zurechtkommen. Sie werden nicht schneller, aber ich denke, dass sie ihre Anstrengung länger aushalten können. Die Balance dieses Sulkys ist besser als die der anderen, das Gewicht ist besser verteilt. Natürlich muss je nach Pferd eine Anpassung vorgenommen werden. Schauen Sie sich die Fahrer in der Endphase an, sie fordern ihr Pferd unterschiedlich. Sie benutzen die Peitsche wenig oder gar nicht und das Pferd beendet sein Rennen. Dieser Sulky hilft beim Vortrieb. Ich habe den Eindruck, dass es das Pferd befreit und ihm ermöglicht, seine Hinterhand besser zu nutzen."


Aber es gibt auch kritische Stimmen, die die Sitzposition ansprechen.


Franck Nivard: "Ich hatte ein paar Mal die Gelegenheit in diesem Sulky zu fahren, und im Moment fühle ich mich mit dieser Sitzposition nicht sehr wohl. Es wird einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe, ihn regelmäßig und mit gutem Gefühl zu nutzen."


Benjamin Rochard: "Ich fühle mich darin nicht wohl, vielleicht liegt es an meiner Größe (lacht). Wir werden zum Liegen gezwungen und das haben wir in Frankreich nicht gelernt. Wir werden einige Zeit brauchen, um uns anzupassen."


24H: "Haben Sie den Eindruck, dass es für die meisten Pferde geeignet ist und am Ende des Rennens eine Hilfe für müde Pferde darstellt?"


Rochard: "Eric (Raffin) hat bereits viele Rennen gewonnen, bevor er diesen Sulky hatte!"


Alessandro Gocciadoro war der Erste, der den Sulky "Finntack Yankee" in Frankreich etablierte. Er bestellte sehr schnell zwei Modelle für Frankreich in der Originalversion aus Stahl. In seinen italienischen und schwedischen Ställen hat er schon mehr als zehn davon. Am 04. Februar startete Gocciadoro mit Global Agreement erstmals mit dem "Yankee" in Vincennes. Und gleich mit einem Erfolg. Nur sechs Tage später war auch der zweite Erfolg mit Always EK besiegelt. Damals sagte er: "Für mich ist es von grundlegender Bedeutung, mit diesem Sulky zu fahren. Meine Pferde sind es gewohnt, damit zu laufen, und ich persönlich fühle mich wirklich sehr wohl damit. Es ändert für mich eine Menge, dass dieser Sulky endlich in Frankreich zugelassen ist."

Zusätzlich zu seinen ersten Erfolgen war sein Sieg mit Vernissage Grif im Grand Criterium De Vitesse im vergangenen März, bei dem der Hengst zwischenzeitlich einen neuen Europarekord aufstellte, ein großes Thema. Damit wurde der amerikanische Sulky in Frankreich bekannter, aber auch kontrovers diskutiert. Es gibt auch Stimmen, die einen Hinweis im Programm haben wollen, wenn der "Yankee" eingesetzt wird.


Die Frage der besseren  Startmethode können auch andere Fahrer bestätigen. So auch Matthieu Abrivard: "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der "Yankee" beim  Autostart effizienter ist."


Der Meinung schließt sich Gabriele Gelormini an: "Ich benutze diesen Sulky oft, aber ich bevorzuge ihn immer noch bei Rennen mit Autostart."


Für welche Pisten ist der "Yankee" geeignet?


Ursprünglich für gleichmäßige Pisten konzipiert, wie sie den USA zu finden sind, könnte die europäische Variante des US-Sulkys auf das Problem der sehr unterschiedlichen Streckenprofile, die es in Frankreich gibt, reagieren. Ein Problem entsteht insbesondere auf Grasbahnen, die mehr Platz zwischen Pferd und Sulky erfordern, die der Yankee-Sulky nicht hergibt.


Eric Raffin sieht aber für die meisten französischen Pisten keine Einschränkung: "Ehrlich gesagt sehe ich kein Problem darin, den Sulky auf unseren verschiedenen französischen Rennpisten zu nutzen. Außer auf Grasbahnen. Ich bin der Meinung, dass er für die meisten unserer Strecken problemlos geeignet ist. Um ein Beispiel zu nennen: Eine Bahn wie Amiens scheint mir perfekt geeignet, weil der Sulky in Kurven seine Linie gut einhält und nicht wie andere driftet."


Erstes Fazit von 24H Au Trot:


Dieser neue Sulky bringt viele Vorteile mit sich. Der französische Traber hat sich über die Jahrzehnte weiter amerikanisiert. Das könnte nun auch bei der Ausrüstung der Fall sein. 24H Au Trot beschreibt den möglichen Anfang einer Revolution. Ähnlich wie es Anfang der 2000er-Jahre mit der veränderten Sitzposition im Trabreiten der Fall war.


Aber muss dann auch über eine Information für die Wetter gedacht werden, wie es in Schweden der Fall ist, wenn solch ein Sulkymodell zum Einsatz kommt? Und wenn ja, was passiert, wenn der Sulky im letzten Moment durch einen herkömmlichen ersetzt werden muss?


Das wird auch im zweiten Teil der Ausgabe vom Donnerstag thematisiert, wenn sich 24H Au Trot weiter mit dem "Yankee" beschäftigen wird. Sind andere Hersteller auch bereit in diesen Sektor einzusteigen? Dann müsste die SETF die Genehmigung für eine bestimmte Bauart erteilen, und nicht nur für ein bestimmtes Modell.


Zudem wird in der nächsten Ausgabe eine Studie zur Biomechanik vorgestellt und die Meinung von Alexandre Abrivard mitgeteilt. Desweiteren wird auf die Kostenfrage und Sitzposition anderer Hersteller eingegangen. Und es wird auch ein Vergleich mit dem ursprünglichen amerikanischen Sulky gezogen.


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