Nachschau Dortmund, 18.09.2022
Nach Aff un zo nun Tünnes: Der Kölner Unternehmer Holger Renz hat eine Vorliebe für Pferdenamen mit Bezug auf seine Heimatstadt und er hat einen Blick für talentierte Vollblüter mit großem Stehvermögen. Das hat sich am Sonntag auf der Galopprennbahn in Dortmund-Wambel wieder bewiesen. Wie schon bei der 137. Auflage mit Aff un zo triumphierten die Renzer Rennfarben auch im RaceBets – 138. Deutsches St. Leger durch Tünnes und das auf sehr eindrucksvolle Weise.
Das St. Leger war der sportliche Höhepunkt an „einem der sportlich besten Renntage, die Dortmund je gesehen hat“, sagte Rennvereins-Präsident Andreas Tiedkte. Doch leider spielte das Wetter überhaupt nicht mit. Bei sehr herbstlichen Bedingungen, immer wieder durchsetzt mit zum Teil heftigen Regenschauern, wurden die insgesamt elf Rennen gelaufen. „Die Ponys, die wir für das Kinderprogramm geplant hatten, mussten wir wegen des Regens leider wieder nach Hause schicken.“
Tünnes trotz schwierigen Rennverlaufs nicht zu schlagen
Die Vollblüter aber liefen, zehn waren es im RaceBets – 138. Deutsches St. Leger, eine Prüfung der Europa-Kategorie Gruppe III über 2.800m und Teil der fünf sogenannten klassischen Rennen, zu denen auch das Derby gehört. Die Dotierung wurde in diesem Jahr auf 70.000 Euro angehoben, das Siegerteam um Holger Renz allein durfte sich über 40.000 Euro freuen. „Wir wollen diesen Klassiker noch interessanter für die besseren Dreijährigen Pferde machen“, betonte Tiedtke. Und mit Tünnes lief mit Sicherheit ein Spitzenvertreter des Jahrgangs.
„Er ist eine Maschine, ein Riesensteher“, sagt Trainer Peter Schiergen über seinen Schützling, der nach längerer Pause erst seinen zweiten Start in diesem Jahr hatte. „Niemand wollte das Tempo machen“, erklärte Championjockey Bauyrzhan Murzabayev, „das habe ich es selbst riskiert und es hat geklappt.“
Von vorne stiefelte Tünnes die zehnköpfige Konkurrenz in Grund und Boden. Am Ende lag der 2,3:1-Favorit mit acht Längen vor dem großen Außenseiter Sir Filip und dem Tünnes-Stallgefährten Nerium, der weitere drei Längen zurück Dritter wurde. Der Gast aus Polen, Hipop de Loire, kam als Vierter ins Ziel, der englische Mitfavorit Earlofcotswolds enttäuschte als Siebter.
Elle im BBAG Auktionsrennen
Fast so hoch dotiert wie normalerweise ein Gr.III-Rennen ist das BBAG Auktionsrennen Dortmund über 1.400m, das zweijährigen Stuten vorbehalten war. Es siegte die in Iffezheim bei Baden-Baden trainierte Elle, die im Besitz der Familie Gaul steht, dem Mehrheitsgesellschafter des dortigen Rennbahn-Betreibers Baden Galopp. „Bei dem Boden hatte ich keine Bedenken“, sagte Siegtrainerin Carmen Bocskai. „Bei der Distanz eher, denn eigentlich ist sie eine Steherin.“
Beim nächsten Start wird es deshalb wieder über eine 200m längere Strecke gehen, entweder im nächsten Auktionsrennen in Wambel Anfang Oktober oder eine Woche später auf der Heimatbahn im Preis der Winterkönigin (Gr.III). Elle gewann unter Mickael Forest als 5,9:1-Chance leicht mit zwei Längen vor Kleeblatt und Noblesse oblige.
Neuer Dortmunder Stutenpreis
St. Leger und Auktionsrennen sind die gewohnten sportlichen Highlights an diesem September-Renntag, in diesem Jahr kam jedoch noch ein weiterer Leckerbissen hinzu. Der neu eingeführte Dortmunder Stutenpreis über 2.050m ist ein mit 22.500 Euro verbundenes Listenrennen, das vom Rennverein in Hannover übernommen wurde. Hier setzte sich die 10,4:1-Außenseiterin Stella aus dem Gestüt Ittlingen mit Rene Piechulek im Sattel durch, trainiert von Markus Klug.
„Für mich war es keine Überraschung“, sagte Besitzer Manfred Ostermann, der Vize-Präsident im Dortmunder Rennverein ist. „Sie kann weichen Boden und ist in dieser Saison sehr konstant gelaufen.“ Stella ließ früh keinen Zweifel am 10. Erfolg der Ittlinger in Gruppe- und Listenrennen in dieser Saison aufkommen. Sie gewann mit mehr als vier Längen vor Barina und Nina’s Lob.
Für ein weiteres Highlight sorgte gleich zum Auftakt die Stute Quantanamera im Zweijährigen-Rennen über 1.800m. Trainer ist Andreas Suborics, im Sattel saß Martin Seidl, die Siegquote betrug 4,9:1. Das zahlenmäßig am besten besetze Rennen des Tages mit 13 Startern war ein Sieglosen-Rennen für Dreijährige, ebenfalls über 1.800m. Die favorisierte Stute Lina (2,6:1) aus dem Quartier von Waldemar Hickst legte diesen Makel in ihrer Vita durch den überlegenen Erfolg im Preis vom Sales & Racing Festival ab.
Gedenken an die Queen
Eine Persönlichkeit durfte an diesem Galoppfest natürlich nicht fehlen – ein Tag vor der Beisetzung der britischen Königin Elizabeth II. würdigte der Dortmunder Rennverein die Monarchin, deren große Liebe den Tieren, allen voran den Pferden, galt. Rennvereins-Präsident Tiedtke nannte sie „eine Botschafterin des Rennsports“ und hielt eine kurze Trauerrede in Englisch.
Anschließend wurde ein emotionales Video über die Vollblut-Aktivitäten der Queen gezeigt. Der Kernsatz darin, vom ehemaligen Jockey und bekannten Turf-Journalisten Brough Scott gesprochen, lautete: „Niemand hat und wird jemals für so lange Zeit so viel für die Pferderennen tun, wie es Ihre Majestät getan hat.“
Grasbahn-Saisonfinale am 8. Oktober
Der nächste Renntag und damit der Abschluss der Grasbahn-Saison in Wambel ist am Samstag, den 8. Oktober. Im Mittelpunkt steht das Johanna und Hugo Körver Gedächtnisrennen, ein weiteres BBAG Auktionsrennen für zweijährige Stuten.