News Frankreich Trab, 04.10.2024
(hen) Wie schon im ersten Teil des Themas zum Yankee-Sulky in Frankreich angekündigt, hat sich 24H Au Trot in einem zweiten Teil noch einmal intensiv mit dem Sulky von Finntack beschäftigt. Unter anderem geht es um eine Studie, in der die Unterschiede für die Kraftanstrengung des Pferdes in einem klassischen Sulkymodell und dem "Yankee" dokumentiert wurde. Geleitet wurde die unabhängige Studie von einem finnischen Team an der Universität von Jyväskyla. Diese Studie soll in den kommenden Monaten fertiggestellt und dann in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht werden.
Einer der drei Studenten, die an der Studie arbeiten ist Jyri Hellevuo, der sich mit 24H Au Trot unterhalten hat. Dazu gehören auch Joakim Kopperoinen und Tiia Könönen, die allesamt Studenten der Sportbiologie sind. Ziel der Arbeit ist festzustellen, wie sich die Bewegungsmechanik in traditionellen Sulkys und dem U.F.O-Sulky unterscheidet. Der sogenannte U.F.O. ist eine Marke des ursprünglichen neuen amerikanischen Sulkys. Er unterscheidet sich noch stark zu dem seit Januar in Frankreich zugelassenen Modell von Finntack, dem "Yankee". Der in Frankreich zugelassene "Yankee" ist tatsächlich noch deutlich leichter, weil er aus Carbon besteht, und der U.F.O. aus Metall und Stahl. Der Sitz beim "Yankee" befindet sich zentral, während der Sitz in den USA zu Innenkante verschoben werden kann. Der U.F.O. ist in Skandinavien auch nur für Autostartprüfungen zugelassen, während der "Yankee" für alle Rennen eingesetzt werden darf.
In der Studie wurde eine Bewegungsanalyse auf einer markierten Strecke von 20 Metern durchgeführt. Mit beiden Sulkymodellen wurde das Pferd im Renntempo gefahren. An den Gelenken des Pferdes wurden Markierungen angebracht, die dann anhand von Standbildern gescannt wurden, um ein stabförmiges Modell des Pferdes zu erstellen. Jyri Hellevuo, der auch Schmied und Amateurtrainer ist, fasst die Schlussfolgerungen dieser Arbeit zusammen, die mit einem U.F.O.-Sulky und dem Custom Speedmaster durchgeführt wurden:
- "Beim amerikanischen Sulky hält das Pferd den Kopf tiefer, was sich positiv auf die Beweglichkeit der Brust- und Lendenwirbelsäule auswirkt."
- "Der Winkel des Hüftgelenks ist beim amerikanischen Sulky vertikaler, was die Kraftproduktion der Hinterbeine verbessern könnte, ähnlich wie bei Sportlern, die beim Laufen ihre Hüften nach vorne und nach hinten heben."
- "Beim amerikanischen Sulky wurde eine größere Bewegungsfreiheit der Hüfte beobachtet."
- "Das wesentliche Merkmal des amerikanischen Sulkys ist die nach oben gerichtete Kraft, die auf das Brustbein des Pferdes ausgeübt wird. Diese Kraft verschwindet nicht, sondern wird durch den Schwerpunkt des Fahrers und dessen Hebelwirkung in gleicher und entgegengesetzter Größe über das Rad auf den Boden übertragen. Im Vergleich zu herkömmlichen Sulkys liegt der Schwerpunkt des Fahrers bei amerikanischen Sulkys weiter hinten, wodurch eine Hebewirkung entsteht. Dieses energieeffiziente Design kann einen erheblichen Vorteil bieten, da eine gezogene Masse weniger Energie benötigt als eine getragene Masse. In unserer Studie übten traditionelle Sulkys eine Kraft von 12kg auf das Brustbein des Pferdes aus, während das amerikanische Sulky eine Kraft von 26kg ausübte."
Die Frage nach dem richtigen Sulky, der für die nötigen Zehntel zum Erfolg sorgen soll, ist für die Hersteller natürlich auch eine komerzielle Frage. Der europäische Marktführer ist Custom aus Finnland. Sie sind auf dem amerikansichen Markt nicht vertreten. Deren Manager Jussi Peltonen sprach auch mit 24H Au Trot: "Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass der amerikansche Sulky sehr spezifische Eigenschaften hat. Die Struktur muss aus einem Stück gefertigt sein, im Allgemeinen aus Stahl. Der Sitz ist von der Mitte versetzt, um näher an der Innenkante zu sein. Er kommt in Europa hauptsächlich in Skandinavien und nur bei Autostartrennen zum Einsatz. Unsere Sulkys Chrono und Multicarbone IV, die regelmäßig in Frankreich eingesetzt werden, halten seit mehreren Saisons zahlreiche Weltrekorde. Sie verfügen über mehrere Anpassungen, die es den Fahrern ermöglichen, die Aerodynamik zu verbessern und einen Vortriebseffekt mit einer längeren Fahrerposition zu erzielen."
Das von Finntack entwickelte Yankee-Modell ist jetzt schon ein Erfolg. Derzeit gibt es 40 dieser Sulkys in Frankreich, der Schweiz, Spanien, Italien und den Niederlanden. In Frankreich wurden 30 weitere "Yankee´s" bestellt und werden in den kommenden Wochen ausgeliefert. Einige der französischen Nutzer sind Eric Raffin, Francois Lagadeuc, Thierry Duvaldestin, Philippe Allaire, Dominik Locqueneux und Arnaud Chavatte.
Die Geschichte von Eric Raffin´s schwarzem "Yankee" begann in Schweden. Der Sulky wurde am Elitlopp-Wochenende an ihn ausgeliefert und startete gleich erfolgreich, wie Raffin selbst berichtet: "Als ich zum ersten Mal mit meinem Sulky fuhr, endete es mit einem Sieg mit Oriana Boko bei der Breeders Crown für 3jährige Stuten während des Elitlopp-Wochenendes in Solvalla."
Einer der zukünftigen Nutzer in Frankreich könnte auch Alexandre Abrivard sein. Er bittet aber darum, diesen Sulky erneut zu testen: "Ich habe fast keine Erfahrung mit dem amerikanischen Sulky. Wir haben derzeit keinen zu Hause, aber einer ist bestellt, der bald eintreffen sollte. Ich hatte die Gelegenheit, ihn in Schweden und Italien zu verwenden. Da die Füße einfach auf eine Platte gestellt werden, ist eine präzise Einstellung erforderlich. Vor dem amerikanischen Sulky haben wir bereits unsere Sitze nach hinten verschoben und die Brücke des Sulkys abgesenkt, um etwas mehr Stabilität zu erreichen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob er für ein Pferd mit einem weiten Geläuf auf der großen Strecke geeignet ist. In den nächsten Wochen muss ich mich entscheiden."
Auch Romain Derieux hat nach dem Erfolg mit Go On Boy in Mons einen "Yankee" bestellt: "Ich hatte mit Go On Boy zu Hause in einem Yankee-Sulky gearbeitet, bevor ich es in Mons ausprobierte. Ich fühle mich darin recht gut, auch wenn ich noch Anpassungen vornehmen muss. In Mons waren wir in Führung und die Bedingungen wären mit einem anderen Sulky ebenso günstig gewesen. Ich habe aber einen für meinen Stall bestellt und denke, dass er für die meisten meiner Pferde passen wird. Ich denke, der Sulky wird uns ermöglichen, uns weiterzuentwickeln und unsere Pferde zum Ende des Rennens weniger zu belasten."
Aber durch den abgesenkten Sitz entsteht für die Fahrer auch ein kleineres Sichtfeld im Rennen. Aus diesem Grund sind die Fahrer gezwungen sich mehr zur Seite zu lehnen, um wirklich nach vorne zu sehen. Ein Punkt, der auch von Eric Raffin angesprochen wird: "Die wichtigste Änderung für die Fahrer, abgesehen von der anderen Sitzposition, ist die Sicht. Der Sitz des Sulkys ist noch niedriger und zwingt uns, uns nach vorne zu beugen, um die Konkurrenten vor uns zu sehen. Das erfordert mehr Konzentration und Wachsamkeit auf der Piste. Ich persönlich bevorzuge es, mit diesem Sulky weiter vorne im Feld zu sein."
Abschließend noch einmal ein Fazit von Gabriele Gelormini, der von den Aktiven in Frankreich durch seine vielen Auslandseinsätze, wohl die meiste Erfahrung mit diesem Sulky gesammelt hat: "Ich bin schon lange ein Fan des amerikanischen Sulkys in Italien und Schweden. Der Sulky, den wir jetzt in Frankreich verwenden, hat den Vorteil, dass er leichter ist als der traditionelle amerikanische. Sie haben damit einen anderen Kontakt zum Pferdemaul und ich habe den Eindruck, dass der Sulky es unseren Pferden einfacher macht, sich länger anzustrengen, ohne das wir die Peitsche einsetzen müssen. Für komplizierte Pferde ist er aber weniger geeignet, weil man weiter vom Maul entfernt ist."