Nachschau Baden bei Wien, 26.07.2020
Viele hatten an ein „bayerisches Duell“ zwischen Dellaria Venus und Theresa Viking gedacht. Doch trug sich die von TSK-Präsident Roland Brunner selbst gezüchtete Blue Solitaire in die Liste des „Blauen Bandes für Pferdedamen“ ein, triumphierte nach gar nicht leichtem Verlauf souverän und verdient, trabte mit 1:16,4a/ 2100 die zweitschnellste Marke jemals in diesem Klassiker. Trainer und Fahrer Christoph Fischer holte damit endgültig sein erstes Derby und gilt ohnehin längst als zukünftiger Nachfolger von Dauer-Champion Gerhard Mayr. Diesem gelang wiederum mit Grafenegg der offiziell 3.000. Profisieg seiner Karriere!
Der Renntag begann mit einer fast halbstündigen Verspätung, da um ca. 14:15 Uhr ein gewaltiges Gewitter niederging. Aber der für die Bahn beauftragte Profi, Erich Kubes, und die BTV-Arbeiter bekamen die Wassermassen, speziell am neuralgischen Punkt im Pfaffstättner Bogen, rasch in den Griff, und nach Abklingen des Regens war das Geläuf für Qualifikation, Probelauf und die folgenden Bewerbe wieder gerüstet. „Ein Teppich“, freute sich Kubes und erhielt von der Kollegenschaft vollste Zustimmung.
Wie gut sein Werk für die Bahn war, bestätigte sogleich „Haudegen“ Super Aric, der mit Karl Höbart gar die Tagesbestmarke von 1:15,4/ 1625 auf den „Teppich“ legte. – Gleich nochmals die große Güte der Unterlage bestätigte direkt anschließend Dallas Venus (Harold Piss) mit 1:17,1a/ 2100 – das schnellste „Freunde“-Rennen aller Zeiten in Baden, noch dazu über die Mitteldistanz! Gleichzeitig einer von drei Betreuer-Punkten für Sascha Fischer, für den in Folge noch Magic Paradis (Hubert Brandstätter) und Oklahoma Venus (Sabrina Bruckner) eintreten sollten.
Apropos Magic Paradis, dem Vierjährigen gelang im 3. Rennen dank 1:17,4a/ 2100 eine perfekte Generalprobe für das St. Leger (am 9. August), was für den Zucht-Preis (ebenfalls am 9. August) den fehlerhaften Dreijährigen Bluelady Venus und Samuel hier leider nicht glückte. – Martin Redl entschädigte sich anschließend durchaus mit Azov, der in der „Tour Trotteur Francais“ die lange führende Elite de la Vitard abfing. „Monsieur“ Redl hat damit (nach Casino Maro am 12. Juli) nun beide bisherigen „TTF“-Rennen heuer in Baden für sich entschieden.
Dann der große Auftritt von Champion Gerhard Mayr, dessen Grafenegg in 1:16,7a/ 2100 nicht nur im Hinblick auf das St. Leger überzeugte, sondern der damit auch seinen 3.000. Sieg als Profi in Österreich scorte. In Österreich wurden seit jeher nur die im Lande erzielten Siege gewertet, da sind es für ihn zusammen mit den Amateurerfolgen nunmehr exakt 3.173. Bloß „unser“ Adi Übleis (3.428/ ebenfalls mit Amateursiegen) und Dieter Marz (3.225) rangieren vor Mayr.
Nach einem bunten Autokorso der Firma Czeczelits (Wr. Neustadt) wartete Amatrice Sabrina Bruckner mit ihrer Oklahoma Venus den perfekten Moment des Angriffs ab, um noch leicht zu reüssieren. – Dann folgte der erste Streich von Christoph Fischer, der Eve de Veluwe beim Lebensdebüt in starken 1:17,4a/ 1600 präsentierte. – Eine glänzende erste Vorstellung in Österreich bot dann aber auch der fünfjährige Italiener Zofran de Gleris, den Rudolf Haller zielstrebig und in feinen 1:15,8a/ 2100 vortrug, wobei nach Fehler auch dessen „runner up“ Folies Bergère sehr gefallen konnte.
Im 9. Rennen gab es das nächste Herantasten von Franz Konlechner an einen weiteren Zucht-Preis-Coup: Der Rekordmann dieses Baden-Klassikers (acht Triumphe insgesamt, davon die letzten vier en suite!) ließ Hofburg in verbesserten 1:18,2a/ 2100 aufmarschieren. Die Varenne-Stute stammt übrigens wie Grafenegg aus der Mutterstute Fabiola Makaay, womit Züchterfamilie Rupp ein schönes Double vergönnt war.
Jetzt sind wir beim 32. Österreichischen Stuten-Derby angelangt. Da riss Theresa Viking (Josef Sparber) bald die Initiative an sich und sah sich in Folge begleitet von Blue Solitaire, während aus der zweiten Reihe 16:10-Favoritin Dellaria Venus (Rudolf Haller) und auch Atalanta (Martin Redl) passabel in die Partie fanden. Als Beobachter staunte man nicht schlecht, als auf der letzten Gegengeraden Blue Solitaire trotz dieses aufwändigen Verlaufs locker an Theresa Viking vorbeiging und ab dem Schlussbogen die naschsetzende Dellaria Venus ruhig erwartet. Tatsächlich ließen sich die 201:10-Außenseiter nicht mehr einfangen und gewannen in 1:16,4a/ 2100 sogar sehr sicher. Dellaria Venus war um den Ehrenplatz ungefährdet, dahinter zog die stets gut dabei gewesene Luna Sunrise (Johann Lichtenwörther) zu Rang drei durch, knapp vor Atalanta und Power Mariechen (Gerhard Mayr). – „Für uns kam das alles gar nicht so überraschend“, erzählte „Fischi“ dann beim Sieger-Interview, „Blue hatte schon länger ausgezeichnet gearbeitet, laborierte nur zuletzt an einem Infekt. Aber schon die Abschlussarbeit war hervorragend.“
Zum Ende eines historischen Badener Renntags – noch nie zuvor war das erste Zuchtrennen eines Jahres in der Kurstadt ausgetragen worden, was natürlich „Corona“ (leider) geschuldet ist – setzte dann Camelot L in der Hand seines Besitzers und Züchters Matthias Walcher seine Siegesserie fort. Auch beim vierten Start heuer war der „Lärchenhofer“ nicht zu biegen und siegte in 1:17,2a/ 2100 vor dem sich nachhaltig ankündigenden The River H.
Trotz des Gewitter-Schocks vor dem Renntag bilanzierte schließlich der BTV sehr positiv, denn über 63.000, - Euro Umsatz (bei elf Rennen ohne Jackpot) dürfen sich heutzutage absolut sehen lassen. Zudem ergaben sich für den folgenden 2. August aufgrund des Resultats des Stuten-Derbys zwei satte Jackpots – in der Super76-Wette (deren 6er immerhin fast 1.400, - Euro für den Grundeinsatz von 18 Cent brachte) warten nun exakt 6.754,13 Euro im „Pott“, in der Viererwette über 3.400, - Euro!