Nachschau Baden-Baden, 27.08.2022
(MH) Das Thema „Indianer“ ist derzeit zwar deutschlandweit in aller Munde, aber von dem nach einer Gruppe von nordamerikanischen Indianervölkern benannten siebenjährigen Wallach Sioux hatte am Samstag in Baden-Baden-Iffezheim kaum jemand gesprochen. Denn der von Yasmin Almenräder in Mülheim trainierte Sohn des früheren Derbysiegers Kamsin aus der Zucht und im Besitz des Stalles MarcRuehl.com von Rennsport-Fotograf Marc Rühl galt im ersten Highlight der Grossen Woche als Riesenaußenseiter.
Das hinderte Sioux bei regnerischer Witterung nach einem Glanzritt der 25-jährigen Belgierin Anna van den Troost aber nicht zum völlig unerwarteten Erfolg im Happy Birthday Mami – 80 Jahre Alexa Gräfin zu Solms Cup (Listenrennen, 25.000 Euro, 2.800 m) als am wenigsten beachtetes Pferd im achtköpfigen Feld. Zur Quote von 19,4:1 Euro beherrschte der schon mehrfach auf dieser Ebene mitmischende, aber nie siegreiche Sioux Start-Ziel seine Konkurrenten nach Belieben.
Das besondere Geburtstagsgeschenk
Namensgeber der Prüfung ist eine Grande Dame des Galopprennsports aus Frankfurt – Alexa Gräfin zu Solms, die als Reiterin höchst erfolgreich war, darunter zweimal im Amazonen-Wettbewerb um den Preis der Perlenkette in Neuss 1966 und 1967. Ihr Sohn Carl Philip hatte die Idee zu dieser tollen Geburtstagswürdigung.
Doch zurück zum Gewinner Sioux und seinem Team: „Wir hatten uns die Taktik so überlegt, und sind froh, dass unser Pferd an der Spitze nicht ernst genommen wurden. Es hat einfach alles gepasst“, gaben Marc Rühl und seine Ehefrau Gabi später zu, die in Bedburg zu Hause sind und normalerweise für das Ablichten der Pferde anderer Besitzer zuständig sind. Aber aus ihrer kleinen, doch feinen Zucht kamen schon mehrfach Top-Pferde. Sioux brachte beim sechsten Erfolg seiner bisher 18 Starts umfassenden Laufbahn 15.000 Prämie nach Hause.
Ein Sieg der Taktik
„Ich hatte mich sehr gefreut, dass es geregnet hatte, daher hatten wir auch die Taktik geändert. Es hat bestens funktioniert“, schilderte Siegreiterin Anna van den Troost. Sioux, der nun ein Gastspiel in Italien antreten könnte, wandelte auf den Spuren von Vorjahressieger Loft, der sich inzwischen sogar im Belmont Cup in New York auszeichnete. Ganz zuletzt eroberte Gestüt Röttgens Ankunft, dessen Fernziel laut Trainer Markus Klug das Silberne Band der Ruhr in Mülheim sein könnte, noch Platz zwei vor dem schwedischen Gast Auenfürst (Eduardo Pedroza: „Die Strecke war schon etwas weit, aber die Leistung stark“) und der Engländerin Alerta Roja.
Klasse-Einstand von Nasomo
Fünf Jahre sind es her, seitdem Navaro Girl für den Stall Nizza des Freiburger Privatbankiers Jürgen Imm die Baden-Württemberg-Trophy 2017 in Iffezheim gewann. Und das Talent scheint die damals ebenfalls von Peter Schiergen in Köln vorbereitete Stute an ihren zweijährigen Sohn Nasomo weitergegeben zu haben, denn im einleitenden 1.400 Meter-Rennen gab der 5,6:1-Mitfavorit unter Champion Bauyrzhan Murzabayev vor Saint Cloud und Jonatan einen beeindruckenden Einstand.
„Er hat noch keine größeren Nennungen, da wir ihn in Ruhe aufbauen wollen“, sagte Peter Schiergen. „Heute passte direkt alles.“ Freuen durften sich auch die Turffreunde Baden, denn ihre junge Hoffnung Night Counter hielt sich als Vierter gut. „Das wird ein sehr gutes Pferd“, erklärte Trainer Gerald Geisler.
Doppelsieg für Fuhrmann
Drei Starter hatte Trainer Frank Fuhrmann (Möser) in einem 1.200 Meter-Handicap, und mit Tommorah (9,6:1) mit Maxim Pecheur und Jungle Spirit stellte er auch die beiden Erstplatzierten.
Iffezheimer Treffer durch Tashbeeh
Den ersten Iffezheimer Erfolg des Meetings gab es in einem 1.200 Meter-Ausgleich III, als Stall Brasiliens Tashbeeh (Quote: 6,9:1) locker gegen Laterani und Shymay voraus war. Der England-Import aus dem Quartier von Gordan Batistic sollte vor einer sehr guten Zukunft stehen. Im Sattel saß mit Thore Hammer-Hansen der 22-jährige Sohn des früheren Iffezheimer Trainers und Klassejockeys Lennart Hammer-Hansen, der normalerweise in England aktiv ist, aber die Grosse Woche für ein Heimspiel nutzte. „Eigentlich dachte ich, dass der Boden zu weich für ihn wäre, aber er war dennoch überlegen“, berichtete der junge Reiter. Und ein emotional sehr bewegter Gordan Batistic fügte an: „Tashbeeh hatte früher gesundheitliche Probleme. Wir sind alle sehr froh, dass er so toll in Gang gekommen ist und hier gewonnen hat.
Starke-Premiere
Zu seinem ersten Meetingssieg bei der Grossen Woche kam Top-Jockey Andrasch Starke in einem 1.800 Meter-Ausgleich III mit dem von Christian Sprengel in Hannover für Hans-Georg Fabian trainierten Sporting Hunter (6,9:1). Die Viererwette mit Modulation, Feuerblume und Saguaro auf Platz zwei bis vier bezahlte 1.185,9:1 Euro.
Die abschließende Viererwette in der Reihenfolge Little Hercules (8,8.10), den die 21-jährige Amateur-Championesse Antonia von der Recke für ihren Vater Christian steuerte, vor Asifa, Brijury und Ossiline in einem 2.000 Meter-Handicap brachte 11103,8:1 Euro.
Der Gesamtumsatz in den acht Rennen betrug 383.156,74 Euro.
Nächster Renntag am Sonntag
Fortgesetzt wird die Grosse Woche 2022 am Sonntag, 28. August mit neun Rennen (erster Start um 13:40 Uhr). Höhepunkt ist die 152. Casino Baden-Baden Goldene Peitsche (Gruppe III, 55.000 Euro, 1.200 m).