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Sechs Kronen, sechs Pferdestars

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Nachschau Berlin-Mariendorf, 24.10.2021 


Nicht nur die Sonne strahlte am zweiten Tag des großen Berliner Breeders-Crown-Meetings vom nahezu wolkenlosen Himmel herab – auch die vorzüglichen Pferde, die sich nach den sechs Hauptläufen gemeinsam mit ihren Fahrern als Sieger im Winner-Circle einfanden, verliehen der neben dem Derby wichtigsten Veranstaltung der deutschen Trabrennsaison mächtigen Glanz. Inklusive der Züchterprämie ging es für die Starter aus nah und fern an diesem Tag um fast eine Viertelmillion Euro Preisgeld und da die Einschätzung, welcher der Jahrgänge denn nun eigentlich der wichtigste ist, stets sehr subjektiv ausfällt, wollen wir diese sechs Sieger in der Reihenfolge der zeitlichen Ereignisse vorstellen.


Der erste BC-Hauptlauf für die zweijährigen Hengste und Wallache begann gleich mit einem dicken Paukenschlag. Da lediglich vier Pferde angetreten waren, rechnete das Publikum fest mit einem Treffer von Yahoo Diamant (Robin Bakker), der bei seinem Erstauftritt in Daglfing als überlegener Sieger vor seinem Stallgefährten Sir Express (Micha Brouwer) aufgetrumpft hatte. Doch beide Hengste erwischten diesmal einen schwarzen Tag, waren schon in der Startphase in der Luft und umgehend disqualifiziert. Somit war der Weg frei für Gestüt Lasbeks Schampus, der in der Hand seines Trainers Josef Franzl nun nur noch Cash to Thelimit S (Gerhard Mayr) als Sparringspartner hatte, den er in 18,7/1.900m locker stehenließ. Dass er es notfalls wesentlich schneller kann, hatte Schampus schon bei seiner Qualifikation bewiesen  




Wenn man neben der symbolischen Krone auch noch ein Extra-Juwel zu vergeben hätte, dann sicherlich an Days of Thunder. Denn der wie immer von Thorsten Tietz vorgestellte dreijährige Hengst präsentierte sich in einer Form, die seinen Derby-Ausrutscher postwendend vergessen ließ. In dieser Verfassung hätte der SJ’s Caviar-Sohn aus dem Besitz von Florian Marcussen und Johann Holzapfel im Rennen aller Rennen ein kräftiges Wörtchen mitgeredet – kein Zweifel! Die unglaubliche Dominanz, die Days of Thunder nun an den Tag legte, drückte sich auch in einer Zahl aus: 1:12,3! In diesem Kilometerschnitt spulte der Hengst, der noch auf der Startgeraden das Kommando übernommen hatte, die 1.900 Meter herunter und wirkte bei der Zieldurchfahrt so, als könnte er das mörderische Tempo noch eine Runde weiterlaufen. Chapeau!   


„Ich habe schon viele Rennen erlebt – aber noch nicht so ein verrücktes“, schmunzelnde der am gesamten BC-Wochenende in Spitzenform agierende Jaap van Rijn nach seinem Sieg mit der vierjährigen Namanga Bo aus dem Stall von Hans Ulrich Bornmann. Denn während die 1,1-Topfavoritin Kyriad Newport (Michael Nimczyk) sofort die Führung übernommen hatte und sich im Schlussbogen völlig überlegen vom Feld löste, saß Namanga Bo in dieser Phase noch hoffnungslos fest. Doch im Einlauf überschlugen sich die Ereignisse, denn die nun komplett gegen die Hand ihres Fahrers gehende Kyriad Newport driftete weit nach außen und Namanga Bo setzte ebenso wie die am Ende zweit- und drittplatzierten Blind Date (Rudolf Haller) und In Style (Robbin Bot) erfolgreich nach. Mit einem Zentimetervorteil sprintete die HaBo-Stute im Herzschlag-Finish in 13,4/1.900m tatsächlich als Erste über die Linie. 




Seine zweite Krone an diesem Nachmittag holte sich Thorsten Tietz mit der zweijährigen Stute Mylie Scott und dass die Stallgefährtin Philadelphia Bo mit Christoph Schwarz im selben Rennen den Ehrenrang belegte, machte den Erfolg für Mylie Scotts Besitzer Roger Wittmann und Thorsten Weck umso schöner. Thorsten Tietz hatte rasch das Heft in die Hand genommen und drosselte das Tempo dann in den 24er Bereich, ohne dass Angriffe seiner Verfolger erfolgten. Auf der Gegenseite forcierte der Profi die Pace rasant und Mylie Scott bog mit riesigem Vorsprung auf die Zielgerade. Philadelphia Bo verkaufte sich allerdings kaum schlechter und kämpfte sich in starker Manier noch bis auf eine halbe Länge heran. Thorsten Tietz war jedenfalls stolz auf Mylie Scotts Leistung: „Für ein junges Pferd sind plötzliche Tempowechsel nicht einfach – aber sie hat das bravourös mitgemacht.“




Dass die dreijährige Sunset boulevard aus dem Besitz von Karin Walter-Mommert vor ihrem Breeders-Crown-Auftritt und nach acht Starts tatsächlich noch keinen Sieg in ihrer Bilanz zu stehen hatte, war eigentlich ein Unding. Denn kaum ein Pferd hat in den vergangenen Monaten eine solch stetige positive Entwicklung erlebt wie die kleingewachsene Braune mit dem großen Kämpferherz. Der Triumph in der Hand ihres ständigen Begleiters Michael Nimczyk war also nur folgerichtig. Und die Manier, in der er erfolgte, war spektakulär. In 15,0/1.900m erdrückte die von ihrer Moral her einzigartige Stute trotz Verlaufs in der Außenspur nicht nur die Pilotin Xylene Diamant (Rick Ebbinge), sondern hielt auch die aus der Innenlage erst spät befreite und auf den Ehrenrang spurtende Quick Star (Robin Bakker) mit einer Länge Vorsprung sehr sicher in Schach.




Unmittelbar nach diesem tollen Sieg gab es für Michael Nimczyk und Karin Walter-Mommert allerdings eine Enttäuschung. Denn im Hauptlauf der vierjährigen Hengste und Wallache war ihr Schützling Venture Capital, der die gesamte Führungsarbeit übernommen hatte, schon ganz klar auf der Siegerstraße, als ihm nur wenige Meter vor dem Zielpfosten urplötzlich eine Galoppade unterlief. Daher ging die sechste und letzte Krone an den ebenfalls auf der Nimczyk-Ranch trainierten, aber in den Farben des Stalls Germania laufenden Bayard und an Robbin Bot. Der Ready Cash-Sohn hatte Venture Capital in der Außenspur begleitet und rettete sich hauchdünn vor dem innen keinerlei Passage findenden Eaton (Gerhard Biendl) über die Linie. Auch wenn der Sieg glücklich war – die Leistung des Braunen einmal mehr exzellent.      




Die fünf BC-Entlastungen brauchten sich vom gebotenen Niveau her ebenfalls nicht zu verstecken. Ungemein imponierend agierte Flotte Biene, die in der Hand von Kornelius Kluth sicherlich die beste Leistung ihrer bisherigen Rennkarriere erbrachte. Die dreijährige Stute drehte auf den letzen 600 Metern enorm auf und flog in überlegenem Stil an ihren Gegnern vorbei. Völlig anders gestaltete sich der Verlauf für die vierjährige Olympia Hazelaar, die von ihrem Fahrer Thorsten Tietz ganz bewusst durch die zweite Spur gesteuert wurde. Der mehrmalige Berliner Champion: „Speed ist nicht gerade ihre Stärke. Aber Olympia Hazelaar kann ein hohes Tempo sehr lange durchhalten.“ Ihr erzielter Kilometerschnitt von 13,6/1.900m stellte dies in der Tat unter Beweis. 


Mächtig flott war auch der vierjährige Brady mit Michael Nimczyk in seiner Entlastung unterwegs. Der Goldhelm gab Mitte der Gegenseite richtig Gas, stellte im Einlauf rasch den Piloten King of Greenwood (Jaap van Rijn) und hielt auch den gefährlich nachsetzenden Kirby Starlake (Rob de Vlieger) souverän in Schach. Der ein Jahr jüngere Georgies Joker hatte bei seinem Sieg für die Farben seines Züchters Gregor Baumeister dagegen ein wenig das Glück auf seiner Seite, denn eigentlich hatte der Hengst die Linie knapp hinter seinem Rivalen Don Trixton (Thomas Panschow) passiert, der aber nach Ansicht der Rennleitung unmittelbar vor dem Ziel die korrekte Gangart verloren hatte. Für die V7+ war dieses Ergebnis von entscheidender Bedeutung, denn der Außenseitersieg von Georgies Joker zur 21,4-fachen Quote trug maßgeblich mit dazu bei, dass die Wette erneut nicht getroffen wurde und ein Jackpot in Höhe von 54.202,29 Euro entstand. Der zuvor schon vorhandene Jackpot in Höhe von 33.541 Euro besteht parallel dazu weiterhin. Das Publikum darf sich also in nächster Zeit auf zwei gewaltige Ausspielungen freuen!             


Im Rahmenprogramm durfte sich die mächtig gerührte und überaus sympathisch auftretende Sabine Koza über ihren tollen ersten Berliner Sieg im Sulky von Super Queen C freuen. Die Stute wurde aus dem Schlussbogen heraus immer stärker und fing den Piloten O’Sunday (Yanick Mollema) genau auf der Linie ab. Eine glasklare Angelegenheit war dagegen der Volltreffer von Josef Franzl und Pemba, die sich Start-Ziel durchsetzten und nach der schon auf den ersten Metern erfolgten Disqualifikation der 1,7-Favoritin Talija (Michael Nimczyk) eine reine Pflichtaufgabe erledigten. Den Schlusspunkt unter die Breeders Crown 2021 setzte Marciano Hauber mit Kerwin Pasel, der eine passende Aufgabe von der Spitze aus in seinen ersten Laufbahnerfolg ummünzte.     


Gesamtumsatz: 382.090,94 Euro – Bahnumsatz: 97.580,65 Euro – Außenumsatz: 74.069,26 Euro.  


Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 7. November statt. Im sportlichen Mittelpunkt steht der siebente Lauf der Gold-Serie um 10.000 Euro Preisgeld. Beginn ist um 13.30 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 1. November. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de

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