Nachschau Berlin-Mariendorf, 19.07.2020
Der Catchfahrer erledigt seinen Auftrag perfekt und führt den Hengst Keytothehill zum Adbell-Toddington-Triumph. Gerhard Steinhaus sorgt für einen dicken Paukenschlag und gewinnt den Adbell-Stutenlauf mit Kiwi Fortuna für fast 32-faches Geld. Rudolf Haller und Michael Nimczyk holen sich die Etappen der Gold- und Silberserie.
BestesWetter, ein deutliches Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr und eine trotz der Corona-Beschränkungen recht ansprechende Zuschauerkulisse kennzeichneten die Mariendorfer Sonntagveranstaltung. Insbesondere die Pferde zeigten sich bestens aufgelegt und rasten zu beeindruckenden Kilometerzeiten. Die Kamera musste der Zielrichter kaum einmal zurate ziehen, denn nicht weniger als acht der insgesamt zwölf Siege fielen überlegen aus. Ein ganz klares Ergebnis gab es auch im Hauptereignis: dem mit 20.000 Euro dotierten Adbell-Toddington-Rennen 2020. Denn an der Autorität des Hengstes Keytothehill gab es vom ersten bis zum letzten Meter nichts zu rütteln. Gesteuert wurde der von Arnold Mollema trainierte und für die Farben von Remon Hendriks laufende Dreijährige ausnahmsweise nicht von Jaap van Rijn, der am Sonntag stattdessen auf der Piste in Duindigt aktiv war. Sondern von Roland Hülskath – und der wurde zum grandiosen Vollstrecker und machte seinen Job als Catchfahrer absolut perfekt
Eiskalte Nerven bewies der Profi, der nach eigenen Worten die Order hatte, sofort in Front zu fahren, bereits in der Startphase. Denn für einen Moment schien der außen heranfliegende Jonny Hill (Michael Nimczyk) die Spitze ergattern zu können, doch Hülskath erwies sich als hartnäckiger Gegenspieler und ließ den Angreifer nicht vorbei. Man konnte zu diesem frühen Zeitpunkt zwar noch nicht ahnen, dass die Würfel bereits gefallen waren. Aber der Mann im schwarzen Dress hielt das Tempo derartig hoch, dass keiner seiner Gegner überhaupt die Chance zu einer Attacke bekam. Keytothehill stiefelte eisern voran und löste sich im Finish mit zwei Längen Vorsprung geradezu spielerisch von seinen Verfolgern. Auf der 1.900-Meter-Strecke blieben die Uhren bei 1:12,4 min. stehen – nur drei Zehntelsekunden über dem im Jahr 2016 von Dreambreaker aufgestellten Rennrekord. Zugleich egalisierte Keytothehill die Ende Mai von Exclusive Fire erzielte Mariendorfer Saisonbestleistung.
Neben dem Sieger verdienten sich zwei weitere Pferde, die für den Ehrenplatz nur um eine Halslänge voneinander getrennt waren, exzellente Noten. Nämlich Wild West Diamant (Robin Bakker) und der bereits erwähnte Jonny Hill. Angesichts des Rennverlaufs konnte Wild West Diamant einfach nicht mehr als das zweite Geld erreichen. Denn der Dunkelbraune traf es sehr schwer an. Nach einem mäßigen Start lag der Hengst nur an fünfter Stelle und führte auf der gesamten Schlussrunde die Todesspur an. Das Pensum war also gewaltig und die Leistung keineswegs enttäuschend. Mit dem Traber wird man zukünftig genauso rechnen müssen wie mit Jonny Hill, der die hohe Einschätzung von Michael Nimczyk voll und ganz unterstrich und seinen persönliche Rekord nach einem Idealrennen an der Innenkante um fast drei Sekunden steigerte. Alle übrigen Teilnehmer konnten keine Akzente setzen und folgten deutlich zurück.
Der mit 10.000 Euro dotierte Stutenlauf ging an eine Außenseiterin, mit der das Publikum überhaupt nicht gerechnet hatte: nämlich an die von Gerhard Steinhaus trainierte und gefahrene Kiwi Fortuna. Was für ein Paukenschlag! Die für fast 32-faches Geld gehandelte Dreijährige ließ überall verblüffte Mienen zurück – nur nicht bei ihrem ständigen Begleiter. Im Winner-Circle strahlte Gerhard Steinhaus: „Sie ist wirklich ein ausgezeichnetes Pferd und ich habe ihr den Erfolg durchaus zugetraut. Sie kommt mit jeder Lage klar und hätte auch von vorne gehen können.“ Das Rennen gewann der Routinier aber mit einer anderen Taktik, denn er begnügte sich nach dem guten Start seines Pferdes zunächst mit der dritten Position und wartete mit dem Schlussangriff bis zur Zielgeraden. Kiwi Fortuna fing Better Be Royal (Josef Franzl), die im Einlauf schon die Nüstern in Front gesteckt hatte, in 16,0/1.900m sehr sicher ab. Auf dem dritten Rang verkaufte sich die geschont vorgetragene Marjan (Franz-Josef Stamer) ebenfalls prächtig.
10.000 Euro Preisgeld gab es im zweiten Lauf der Gold-Serie und obwohl das Feld erstklassig und ausgeglichen besetzt war, gab es am Ende auch hier einen eindeutigen Sieger. Rudolf Haller ließ sich den Erfolg mit dem 3,1:1-Mitfavoriten Kentucky Bo in 13,9/2.000m nicht nehmen. Das zuvor fünfmal hintereinander ungeschlagene Gespann strahlte eine ungemeine Souveränität aus und übernahm sofort das Kommando. Im Einlauf versuchte Great Gatsby As (Robin Bakker) zwar einen gut ausschauenden Angriff. Doch Kentucky Bo ließ die Attacke abprallen und machte sich auf den letzten einhundert Metern ganz locker frei. Das dritte Geld ging an Rainbow Diamant (Heinz Wewering), der als einziger der acht Teilnehmer zwanzig Meter Zulage in Kauf nehmen musste, diesen Nachteil aber rasch wettgemacht hatte.
Im vierten Lauf der Silber-Serie ging es um 6.000 Euro und das Rennen wurde eine Beute für Michael Nimczyk. Der Deutsche Meister hatte seinen Schützling Izzies Newport sofort an die Spitze geführt und hielt das Kommando nach einer kurzen Rochade mit dem am Ende drittplatzierten Faday Scott (Rob de Vlieger) bis ins Ziel fest. Für den Wallach aus dem Besitz von Ulrich Mommert war dies in 13,4/1.900m bereits der siebente Saisonerfolg. Gefährlich wäre ihm wohl lediglich Jason Dragon (Robin Bakker) geworden. Doch der Gegner erlaubte sich einen kapitalen Startfehler. Umso imponierender war die Aufholjagd, die Jason Dragon mit Riesenspeed auf den zweiten Platz führte. Michael Nimczyk hatte zuvor schon mit Bold Heuvelland gepunktet. Der Dunkelbraune warin 15,0/1.900m ganz andere Ware, spaziertedurch die Außenspur und siegte, nachdem er auf der Schlusshalben endgültig die Führung übernommen hatte, als 1,0:1-Topfavorit mit der halben Bahn. So richtig perfekt lief es für den Goldhelm zudem mit Kyriad Newport, die ihm in 15,2/1.900m seinen dritten Tageserfolg bescherte. Nach einem Idealrennen als zweites Pferd innen war die Stute auf der Zielgeraden klar voraus.
Nach langer Zeit fand auf der Derby-Bahn endlich mal wieder ein Trabreiten statt. Und was für eines! Die Bänderstartprüfung wurde zur One-Horse-Show von Volcan de Bellande, der von Lea Ahokas sofort nach vorne geritten wurde und im Höllentempo von 13,8/2.040m über die Piste raste. Der über 540.000 Euro schwere Großverdiener wischte seine Verfolger wie lästige Fliegen weg und es ist keine Frage: Nach dieser grandiosen Vorstellung würde sich der Rennverein sicherlich sehr freuen, den von Hendrik Grift trainierten Fuchswallach als Teilnehmer beim Monté-Derby 2020 wiederzusehen!
Mit Whoopie Diamant stellte Robin Bakker eine höchst interessante Dreijährige vor. Die für das Derby genannte Stute feierte einen erfolgreichen Karriereeinstand und könnte in den kommenden Wochen durchaus eine interessante Rolle spielen. Die Braune ging eine Runde vor dem Ziel nach vorne und musste nur bei Laune gehalten werden, um in 16,4/1.900m leicht mit zwei Längen Vorsprung zu gewinnen. Auch Erwin Bot ging offensiv zur Sache und wollte mit Alcione Font sofort die Spitze übernehmen. Da die Stute aber nicht ganz durchdrang, nahm der Niederländer sie cleverer Weise erst einmal an die Innenkante zurück und brachte sie dann eine halbe Runde vor dem Ziel richtig auf Touren. In 14,6/1.900m siegte die Vierjährige souverän.
Zu den vielen überlegenen Siegern an diesem Nachmittag gehörte auch die von Josef Franzl gesteuerte Naama. Die Lasbeker Stute, die sich bei ihrem Vorstoß im Schlussbogen um Längen von ihren Konkurrenten absetzte, erzielte mit 13,8/1.900m einen fulminanten Schnitt. Naama profitierte zudem vom Missgeschick ihrer Hauptgegnerin Jeanine GO (Marciano Hauber), die lange hinter einem galoppierenden Gegner an der Innenkante festsaß und nur noch das zweite Geld ergattern konnte.
Zwei Prüfungen waren für die Amateurfahrer reserviert. Für Yanick Mollema und Jersey Muscles wurde der Auftritt zu einer wahren Gala. Denn nach einem Traumverlauf als viertes Pferd außen ging die in dieser Saison zuvor noch sieglose Stute im Einlauf mit sieben Längen Vorsprung auf und davon. Das war ganz sicher keine Eintagsfliege – man wird die Vierjährige schon bald im Winner-Circle wiedersehen. Auf die Leistung des von seinem Vater Arnold trainierten Pferdes durfte Yanick Mollema stolz sein – doch die glücklichste Person an diesem Tag war ganz sicher Emma Stolle, die als frischgebackene Amazone gleich die erste Fahrt ihres Lebens gewann. Sie steuerte die in eigenen Farben laufende Bonanomi CG in starken 14,3/1.900m zu einem Speedsieg und scherzte im Anschluss: „Mein Vater Klaus-Volker hat ebenfalls seinen ersten Start gewonnen, musste danach aber ein volles Jahr auf den nächsten Erfolg warten. Ich hoffe, dass mir das nicht passiert.“
Gesamtumsatz: 190.010,10 Euro Bahnumsatz: 53.814,80 Außenumsatz: 136.195,30 Euro.
Unser Terminhinweis: Wir freuen uns auf ein Meeting der Extraklasse! Am 1. und 2. August (Beginn jeweils um 13.30 Uhr) findet ein Doppelmeeting mit sportlich herausragenden Prüfungen statt. Im Mittelpunkt stehen u.a. die hochdotierten Auktionsrennen für zwei- und dreijährige Pferde, das Warm-up zum Buddenbrock-Rennen sowie die Gold-, Silber- und Newcomer-Serien. Die Starterangabe für beide Veranstaltungen, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 27. Juli. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.