News Galopp, 14.05.2021
Am Pfingstsamstag wird auf der Krefelder Galopprennbahn der dritte Renntag der Saison stattfinden. Es bleibt leider dabei, Zuschauer werden die zehn Rennen aus bekannten Gründen nur über den Livestream verfolgen können. Es ist Saison übergreifend bereits der vierte Renntag, den der Krefelder Rennclub ohne Besucher und somit ohne Bahnwetten veranstaltet. „Wir wollen an unserem Pfingstsamstag-Renntag auch einmal auf unseren Trainingsstandort Krefeld aufmerksam machen. Die meisten Rennen stehen im Zeichen von Krefelder Trainern und auch von Derby-Siegern, die im Stadtwald trainiert wurden“, so Rennclub-Präsident Jan Schreurs.
Frischer Wind
Den vielen Spaziergängern, die täglich in unmittelbarer Nähe der Stadtwald-Rennbahn ihre Runden drehen, wird es nicht entgangen sein, dass sich auf dem Trainingsgelände einiges getan hat. Seit Beginn des Jahres ist Bernd-Robert Gossens der Pächter der Trainingsanlage, der Geläufe und zahlreicher Gebäude auf der Rennbahn im Stadtwald. Sein Credo, dass man das Licht ein bisschen heller scheinen lassen und vor allem auch den Trainingsstandort nach vorne bringen kann, folgten Taten. Die drei Krefelder Trainer Erika Mäder, Hans-Albert Blume und Mario Hofer bestätigen dies unisono. Aktuell werden rund 70 Pferde auf der Gegenseite der Krefelder Rennbahn trainiert. Bei dieser Kapazität möchte es Bernd-Robert Gossens keinesfalls belassen. Er sieht die Belegung von rund 200 Boxen auf Dauer für realistisch, was natürlich nur nur gelingt, wenn der eine oder andere neue Trainer hinzustoßen würde. Hinzu kommen 150 Boxen, die an Renntagen für die angereisten Pferde zur Verfügung stehen müssen. Gelingt dies Bernd-Robert Gossens, wäre es ein Aufleben an große Zeiten, in denen in Krefeld in der Tat über 200 Pferde in Training waren. Und mit großen Erfolgen so richtig Werbung für die Krefelder Trainingszentrale machten. In besten Zeiten trainierten allein Erika Mäder und Mario Hofer zusammen über 200 Pferde, zählten zu den Topquartieren Deutschlands. Aktuell kocht man eher auf Sparflamme.
Drei Derby-Sieger aus Krefeld
In der Siegerliste des Deutschen Derby findet man drei Pferde, die im Krefelder Stadtwald trainiert worden. Auch an diese drei Krefelder Turf-Hereon wird am kommenden Renntag in den Renntiteln erinnert. 1960 war es der dreijährige Hengst Alarich, der als erster Derby-Sieger aus Krefeld Turfgeschichte schrieb. Trainiert von Max Schmidt siegte der Gast aus Krefeld in Hamburg vom letzten Platz kommend noch in leichter Manier gegen den von Hein Bollow gerittenen Zoppenbroicher Kaiseradler. Im Sattel auf Alarich feierte Paul Fuchs den größten Erfolg seiner Jockeylaufbahn. Der Derby-Sieger gewann an diesem 3. Juli 1960 in den Farben des Gestüts Rösler. Dahinter verbirgten sich vier Rösler-Brüder, ihre Drahtfabrik in Waldniel lieferten die finanzielle Basis ihrer großen rennsportlichen Passion. Auch der zweite Derby-Sieger, der in Krefeld trainiert wurde, siegte in den Rösler-Farben. Es war Lauscher, der von Herbert Cohn betreut und vom jungen englischen Jockey Dave Richardson geritten wurde, hatte vom letzten Platz kommend 1971 das Derby-Feld überrollt. Leider zog sich das Gestüt Rösler bereits wenige Jahre nach Lauschers Derby-Sieg aus dem Rennsport zurück. Stadtwald-Trainer Herbert Cohn krönte mit dem Erfolg von Lauscher seine so hocherfolgreiche Trainerlaufbahn. Jockey Dave Richardson, der 1971 in seinem ersten Jahr im Engagement des Cohn-Stalles stand, erklärte nach dem Derby-Sieg, dass er in seinem Heimatland England diese Chance nie bekommen hätte. Mit Navarino und Philipo saß der heute noch in Krefeld lebende Dave Richradson auf zwei weiteren Derby-Sieger.
Pastorius - Krefelds bestes Pferd
Es sollte 41 Jahre dauern, eher wieder ein Derby-Sieger aus der Krefelder Trainingszentrale kam. „Die Alster brennt, Novellist, Novellist“, so schrie es der unvergessene, im letzten Jahr verstorbene Rennkommentator Manfred Chapman ins Hamburger Mikrofon, als der klare Derby-Favorit Novellist 2012 in der alles entscheidende Phase in Front gezogen war. Doch es sollte noch anders kommen. Der von Mario Hofer trainierte Pastorius hatte an den Außenrails fast unbemerkt mit fulminantem Endspurt die Derbyspur zum Sieg gefunden und kurz vor dem Ziel noch Novellist abgefangen. Für Rennsportverhältnisse recht schnell, hatte sich nur zehn Jahre nach seinem Einstieg als Züchter und Besitzer für den Münchner Medienunternehmer Franz Prinz von Auersperg bereits sein Traum vom Derby-Triumph erfüllt. Eine Woche nach dem Hamburger Triumph präsentierte Mario Hofer am Krefelder Sommer-Renntag seinen Derby-Sieger im Führring. Ein Jahr später sattelte Mario Hofer Pastorius sogar zum historischen Sieg im großen französischen Frühjahrsklassiker, dem Prix Ganay von Paris. Noch nie zuvor hatte ein deutsches Pferd diese Gruppe-I-Prüfung gewinnen können. Pastorius darf man sicherlich als bestes Pferd, das jemals in Krefeld trainiert wurde, bezeichnen.
An einem Derby-Sieg schrammte Stadtwald-Trainerin Erika Mäder 2003 knapp vorbei. Ihr Schützling Ramson O’ War musste in Hamburg nur Dai Jin den Vortritt lassen. Im ebenfalls zum Gruppe I zählenden Großen Dallmayr-Preis von München aber war der Hengst nicht zu schlagen. Mit Erika Mäder trainiert die erfolgreichste Trainerin des deutschen Galopprennsports im Krefelder Stadtwald. Zu den Erfolgreichsten seiner Zunft zählt auch Hans-Albert Blume, der seit zehn Jahren in Krefeld Vollblüter trainiert. Zuvor war er auf Gestüt Röttgen bei Köln tätig und trainierte zahlreiche Gruppe-Sieger im In- und Ausland.
Geht es nach den Worten und Taten des neuen Pächters der Krefelder Trainingsanlage, Bernd-Robert Gossens, dann wird der Standort im Stadtwald nach Quantität und Qualität in naher Zukunft weiter wachsen. Mit dem „Tag der Krefelder Trainingszentrale“ will auch der Rennclub am Pfingstsamstag beim dritten Renntag der Saison ein Zeichen setzen.
Foto: Cosman