Nachschau Berlin-Mariendorf, 23.10.2021
Der Deutsche Meister gewinnt den Breeders-Crown-Hauptlauf der älteren Stuten mit Arendelle. Der sechsmalige Derby-Sieger beherrscht mit Mister F Daag das Pendant der Hengste und Wallache.
Inklusive der Züchterprämie lagen beim Auftakt des diesjährigen Breeders-Crown-Meetings rund 165.000 Euro Preisgeld für die Bestplatzierten bereit. Der Großteil dieser Summe entfiel natürlich auf die beiden Hauptläufe der fünf- bis siebenjährigen Pferde und wie zumeist hieß es: Ladies first! Dass der Stutenlauf aber zum großen Triumph von Michael Nimczyk und Arendelle werden würde – damit hatten trotz der erstaunlich niedrigen Odds von lediglich 5,4:1, die wohl eher der generellen Wertschätzung des Deutschen Meisters geschuldet waren, zumindest in den Fachkreisen nur sehr wenige Experten gerechnet. Das Hauptaugenmerk ruhte vielmehr auf Mike Lenders, der die weite Reise aus der Normandie mit der 1,4-Topfavoritin Voyage d’Amour angetreten hatte. Dass die 183.000-Euro Großverdienerin in Frankreich beheimatet ist, wurde den Zuschauern prompt vor Augen geführt – denn sie traf einen Rennverlauf an, den man sonst nur von den Pisten unseres Nachbarlandes her kennt. Voyage d’Amour ging fast eine Runde lang durch die dritte Spur, um sich dennoch ausgangs des Schlussbogens scheinbar mühelos von den Gegnern zu verabschieden. Zu diesem Zeitpunkt war von Arendelle, die ganz am Ende des Feldes gelegen hatte, noch kaum etwas zu sehen. Doch die Stute wurde im Einlauf weit außen an den Rails mit jedem Schritt schneller und unmittelbar auf der Linie war die Sensation in 13,0/1.900m perfekt. Arendelle bezwang Voyage d’Amour mit einer Nüsternbreite. Michael Nimczyk hatte allen Grund zu strahlen: „Arendelle laborierte mehrfach an Verletzungen – aber ihre Besitzer, dass Ehepaar Lehner, haben stets Vertrauen zu ihrer Stute und zu mir gehabt. Das hat uns eng zusammengeschweißt und deswegen stehen wir nun gemeinsam im Winner-Circle und feiern voller Freude diesen Moment.“
Auch Im Hauptlauf der Hengste und Wallache fiel das Ergebnis relativ knapp aus. Aber das konnte man schon vorab vermuten, denn der wie stets von Robin Bakker vorgetragene Derby-Sieger von 2018 Mister F Daag muss sich den Rennverlauf fast immer außen herum selber gestalten. Auch diesmal war es so, denn sein großer Gegenspieler Norton Commander hatte noch im ersten Bogen das Kommando übernommen und in seinem Sulky ließ Michael Nimczyk klar erkennen, dass er niemanden freiwillig vorbeilassen würde. So blieb Robin Bakker nichts anderes übrig, als sich ohne Hast, aber mit viel Beharrlichkeit in zweiter Spur an die Seite des Führenden zu begeben. Im Einlauf begann ein spannender Kampf um den Sieg zwischen den beiden Streithähnen, in dem sich der im Besitz des Belgiers Joseph Vanduffel befindliche Mister F Daag in 13,0/1.900m – also in exakt der gleichen Kilometerzeit wie zuvor Arendelle – durchsetzte. Mit einer famosen Leistung belegte der Riesenaußenseiter Virginias Prime (Kornelius Kluth), der Mister F Daag wie ein Schatten gefolgt war, nur knapp hinter Norton Commander Rang drei. Der Triumph von Mister F Daag fiel jedenfalls sicherer aus, als es der Richterspruch „Kampf ½ Länge“ vermuten lässt, denn Robin Bakker hatte die Peitsche bei der Zieldurchfahrt geschultert. „Ich gewinne lieber knapp mit einem geschonten Pferd, als das letzte Quäntchen für einen scheinbar überlegenen Treffer herauszuquetschen“, erklärte Bakker bei der anschließenden Ehrung.
Die beiden Sieger der Hauptläufe waren aber nicht die einzigen, die sich viel Beifall verdienten. Denn es wurden nicht weniger als vier Entlastungen für die für die fünf- bis siebenjährigen Traber ausgetragen und das sportliche Niveau war exzellent. Hier sind die vier Gewinner in chronologischer Reihenfolge. Trotz starker Konkurrenz war der von Michael Nimczyk präsentierte Izzi’s Newport zur Quote von 2,0:1 favorisiert – und mit dieser Einschätzung lag das wettende Publikum tatsächlich goldrichtig. Der zahlenstarke Anhang des Wallachs kam allerdings mächtig ins Schwitzen, denn der Sechsjährige aus dem Stall von Karin Walter-Mommert bekam trotz flotten Beginns nicht die Spitze und die Lage an zweiter Stelle innen schien sich im Schlussbogen als Sackgasse zu erweisen. Doch im Einlauf bot sich doch noch die Lücke und diese Chance ließ sich Michael Nimczyk nicht entgehen. Am Ende gewann Izzi’s Newport in 14,0/1.900m sogar relativ leicht. Der Goldhelm stand direkt im Anschluss erneut im Winner-Circle – und zwar mit der als Tipp des Tages zur Quote von 1,0:1 angetretenen und für die Farben von Hans Brocker laufenden Jacy di Quattro. Die Stute, die vor den Tribünen die Regie übernommen hatte, gewann in 14,4/1.900m mit riesiger Autorität.
Mit seinem Sieg im Finale der Deutschen Amateurmeisterschaft am 2. Oktober in Hamburg sorgte Chimichurri nicht nur bei seinem Besitzer und Siegfahrer Andreas Marx, sondern auch im gesamten Team seines Trainers Roman Matzky für Gänsehaut. Die Freude war so groß, dass sie Andreas Marx zum Anlass nahm, nicht nur dem Bahrenfelder Publikum, sondern auch den Zuschauern auf seiner Mariendorfer Heimatbahn jede Menge Freibier zu spendieren. Gleich zum Beginn der Breeders-Crown-Sonntagveranstaltung werden die Fässer angestochen. Und es gibt doppelten Grund zum Anstoßen, denn der bildhübsche Fuchs ließ seinem tollen Hamburger Sieg nun prompt einen Volltreffer in der BC-Entlastung folgen. In der Hand von Jaap van Rijn fegte Chimichurri in sensationellen 12,9/1.900m durch die Kurven und duldete Start-Ziel keinerlei Opposition. Und Jaap van Rijn setzte wenig später noch kräftig einen drauf, denn der Niederländer führte auch Ikarus Love für die Farben von Leendert Gerrits zu einem feinen Erfolg. Der Hengst hatte zwischenzeitlich die Führung übernommen und ließ dann im Anschluss einen Konkurrenten passieren – aber nur, um im Einlauf mit aller Macht zurückzukommen und seinen Gegenspieler Man U (Michael Nimczyk), der im Schlussbogen gewaltig aufmarschiert war und schon wie der Sieger aussah, noch hauchdünn in 14,0/1.900m abzufangen..
Auch die Starter des Rahmenprogramms boten vorzügliche Leistungen. Der von Dennis Spangenberg gesteuerte Pinaki übernahm sofort die Spitze und setzte sich im Schlussbogen weit genug ab, um den Sieg gegen die noch einmal gefährlich aufkommenden Maxville (Michael Nimczyk) und Bel Massive (Thomas Heinzig) nachhause zu bringen. Sebastian Gläser punktete mit Fight of the Night, der unterwegs stets an zweiter Stelle lag und mit viel Einsatz und feiner Moral den Piloten San Pardo (André Pögel) niederrang. Beide profitierten natürlich vom Ausfall der 1,1:1-Topfavoritin Parasolka (Emma Stolle), die an diesem Tag nicht zum Traben zu bewegen war. Eine grandiose Abschiedsvorstellung als Pferd der TraberParti gab Mockridge – wie stets in der Hand seines Trainers Victor Gentz. Obwohl der Fuchshengst einiges tun musste, um eine Runde vor dem Ziel das Kommando zu ergattern, flitzte er in 14,1/1.900m locker und lässig zum Sieg und wird angesichts dieser tollen Form postwendend neue Besitzer finden, die sich dann in Hinblick auf für die weitere Rennkarriere des Vierjährigen große Hoffnungen machen dürfen. Im Trabreiten sah das Publikum eine ebenso imposante Vorstellung, denn Sarah Kube und Paris Turf ließen sich in 14,8/2.040m auch von einer Doppelzulage nicht aufhalten, sammelten einen Gegner nach den anderen ein und gewannen mit Weile-Vorsprung. Die Abschlussprüfung ging erwartungsgemäß an Workaholic Diamant, dessen Fahrerin Daniella Fellner nervenstark mit der 1,3-Topfavoritenrolle umging und den Vierjährigen, der vor den Tribünen nach vorne gegangen war, zu einem überlegenen Sieg steuerte.
Gesamtumsatz: 190.838,22 Euro – Bahnumsatz: 68.878,10 Euro – Außenumsatz: 121.960,12 Euro.
Unser Terminhinweis: Der Abschluss des diesjährigen Breeders-Crown-Meetings findet bereits am morgigen Sonntag (24. Oktober) statt. Für die Teilnehmer geht es dann inklusive der Züchterprämie um fast eine Viertelmillion Euro Preisgeld. Und auf das Publikum warten Highlights wie die mit 60.000 Euro Garantie versehene V7+ und eine Viererwetten-Garantie in Höhe von 22.222 Euro! Der erste Start erfolgt um 13.30 Uhr.