Hoofworld im Gespräch mit Johann Holzapfel

Sehr geehrter Herr Holzapfel, die Galopper legen vor und starten in die neue Saison. Wie haben Sie die rennfreie Zeit verbracht?

Wie von den Regierungen (Ehefrau + Frau Merkel) gewünscht, zumeist in den eigenen 4 Wänden. Keine leichte Zeit für mich, da ich sehr freiheitsliebend bin, und außer dem Trabrennsport auch meine weiteren Interessen mehr oder weniger gleichzeitig in Zwangspause gestellt wurden; Fußball und das Kartenspielen. Das Galopp nun startet, wir aber immer noch nicht keine Startzeiten haben, das empfinde ich als sehr ungerecht. Wir müssen nun aktiver werden, und wenn wir uns für den Trabrennsport dazu entschließen müssen zu klagen, dann würde ich mich an den Kosten beteiligen. Wir hatten lange genug Geduld, aber nun ist es Zeit, das es weiter geht. Fußball als Kontaktsportart veranstaltet, und wir sollen weiterhin ausgesperrt sein?

Haben Sie auch Beteiligungen an Galopprennpferden? Falls nein, warum nicht?

Ich bin Sportfan durch und durch, trotzdem konnte mich der Galopprennsport nie wirklich faszinieren. Die Distanz zu den Pferden, das Verständnis zu der Qualität und den Handicaps der Pferde, und die wenigen Jahresstarts haben mich nie wirklich angesprochen. Aber mein guter Freund Dr. Peter Schommer, und Mitbesitzer von meiner Derbyhoffnung 2021  Lyteway Fortuna, ist ein sehr erfolgreicher Galopper Besitzer. Und so drücken wir uns gegenseitig natürlich immer die Daumen wenn unsere Pferde am Ablauf sind.

Leider ist Marion Jauß vor einigen Tagen verstorben. Sie beide verbindet den Wunsch des Derbysieges, welches Sie ja schon mit Tsunami Diamant realisieren konnten. Gab es noch mehr Gemeinsamkeiten oder vielleicht auch eine Anekdote mit Marion?

Marion war mir natürlich immer schon ein Begriff, und man musste oft neidvoll den Hut vor ihren tollen Pferden ziehen. So richtig kennen lernten wir uns erst bei einem BC Wochenende in Recklinghausen, als sie mir 10 min vor dem Start unsere starke Stute Induna Lad abkaufte. Dreimal trat sie an dem Tag an meinen Tisch heran, und überzeugte mich schlussendlich nicht nur durch ihr finanzielles Angebot, sondern auch durch ihre Art und ihren Charme. Der zweite Berührungspunkt war eine Auktion, wo wir uns um ein Pferd im Ring ein Duell lieferten. Und wo ich mich dann mit ihr schnell verständigte, und ihr den Vortritt lies. Danach begrüsste und unterhielt man sich jedes Jahr auf den Großereignissen des Sports. Und man wünschte ihr längst schon ihren Derbysieg, und man drückte ihr besonders zuletzt mit Portland den Daumen, obwohl ich ja selber alle Hoffnungen auf Tsunami Diamant und Ganyboy legte.  Wir wünschten uns am Vorabend des Derby s im Hotel Esplanade noch Glück, und hofften das bei keinem eigenen Sieg, der Gegenüber erfolgreich sein sollte. Erfolg und Niederlagen sind im Sport eng miteinander verbunden, zusammen mit dem nötigen Glück. War es die Galoppade, oder aber was Andy Schwarz immer sagte: unser Glück ist das BM ein Rechtskurs ist, und unser Fahrer "magisch" was die Derbys betrifft.  Unser größter Erfolg war zeitgleich eine erneute Niederlage für Marion.  Das sie am Abend nach dem Derby zu uns an den Tisch kam und uns herzlichst zu unserem Erfolg beglückwünschte, das hat mich schwer beeindruckt. Diese Geste werden wir immer in Erinnerung behalten. Auch das wir uns jedes Jahr für ihre Pferde schon ab den Qualis interessierten. Der Sport hätte 10 Marions gebraucht, und der deutsche Trabrennsport wird ohne sie nicht mehr derselbe sein.

Die Dreijährigen stehen in den Startlöchern. Welche Pferde sind Ihre große Hoffnungen?

Jedes Jahr versuche ich mit einem Lot den Derbykurs zu erreichen. Trotz des Erfolges mit Dream Magic BE und vor allem mit Tsunami Diamant. Es ist so schwierig die Pferde 3j. genau auf den Kurs zu bringen. Und da mir diese Derbywoche soviel bedeutet, hab ich in diesem Jahr so viele Kandidaten wie noch nie am Ablauf. Aktuell dürften es mit allen Beteiligungen 10 Stück sein, die im Hengst- und Stutenderby an den Ablauf kommen könnten. Aufgeteilt in mehreren Regionen. So hoffe ich erneut wie 2019 (River Flow) mit dem Stall Gramüller/Sparber ins Derbyfinale einzuziehen. Ein Sieg aus Bayern wäre ein Traum. Django ist so ein möglicher Kandidat der sich wie River Flow entwickeln dürfte. Dann durch meine Freundschaft zu Stall MS Diamanten auch wieder 3 Kandidaten bei P. Hagoort. Und da dürfte sich Winnetou Diamant sicherlich auf Kurs für das Derby bewegen. Zwar war ich auch immer Fan von Underdogs, das bringt es schon mit sich, wenn man als Fussballfan ein Löwe (1860 München) ist. Aber auch ich weiß das die Chancen mit den Champions durchaus größer sind, und so habe ich wie schon 2019 mit Gladiateur, wieder einige hoffnungsvolle Beteiligungen an Pferden bei Michael und Wolfgang Nimczyk, darunter Olympia Hazelaar, Klaus Hazelaar und Bajaro BR.

Wir haben gehört, dass Sie sich auch bei Conny Lugauer Jeopardy eingekauft haben. Wie kam es dazu und was ist geplant?

Die Rennfreie Zeit ist keine schöne für mich, da ich gerne die Rennen und auch die Konkurrenz verfolge. Und da stehe ich immer viel in Kontakt mit Marcus Gramüller, der mich mit Rat und Tat im Sport unterstützt und berät. Der wies mich auf eine tolle deutsche Stute hin, die jetzt in Schweden schon am Ablauf ist. Dies weckte mein Interesse, besonders da ich ja vor Jahren schon einige Erfolge auch mit Lugauer noch in Bayern feierte. Ein paar Gespräche und schon war man sich einig, und ist nun hoffnungsvoll auf die nächsten Starts.

Was bedeutet Ihnen die Trabrennbahn Mariendorf?

Für mich gibt es kaum etwas schöneres, als die Vorfreude auf die Derbywoche. Die ersten Renntage wenn die Pferde nach der Winterpause wieder langsam auf den Bahnen erscheinen. Die Hoffnungen, Erwartungen, die Anspannung und Aufregung. Die 6-10 Reisen im Jahr nach Berlin sind für mich Erlebnisse. Mir geht das Herz auf wenn ich die Starterlisten erhalte, und meine Pferde aussichtsreich in den Rennen vertreten sind. Hotel wird gebucht, Freunde als Begleitung organisiert, in  Restaurants Tische reserviert. Ich feiere diese Tage, genieße und hoffe....Und da die Niederlagen so schmerzlich sind, sind gerade die Erfolge solche besondere Momente, die ich am liebsten ewig festhalten möchte. Und selbst wenn einem schon Derbysiege gelangen, so möchte man diesen Moment eigentlich nicht hergeben und ihn immer wieder erleben. Und solange ich dies so Empfinde werde ich jedes Jahr aufs neue versuchen dies zu erreichen. Das es nun Rennen ohne Publikum geben soll, ist furchtbar für mich. Gerade die Momente auf der Bahn, das Mitfiebern, das Hoffen und die Freude bedeuten mir alles.

Sie sind gerne auf der Rennbahn und genießen das Flair, ist es eine Bestrafung für Sie die Rennen in den nächsten Wochen von zu Hause sehen zu müsen?

Eine gute Frage, den ich empfinde es tatsächlich als eine Bestrafung. Ich empfinde eine richtige Trauer und Sorge um unseren schönen Sport. Die rennfreie Zeit verbrachte ich damit, die alten VHS Video Bänder hervorzuholen, und Rennen zurück bis 1984 nochmals anzugucken. So viele Erfolge seitdem und so viele schöne Erinnerungen. Mehr als 400 Besitzer /und oder Mitbesitzer Siege. Man findet sich dann wieder in diesen Zeiten, wo man Erfolge wie das Championat de Europeo in Cessena mit Presta Yankee gegen Fan Idole erlangte, Siegpreis 320.000 DM. Über 200 Siege allein  mit der Familie Schwarz, mit der mich eine lange Freundschaft über den Sport hinaus verbindet. Zuerst natürlich unser erster großer Erfolg mit dem dritten Platz von Gustav Diamant, und dann natürlich den Derbysieg, ausgerechnet mit dessen Sohn. Ein Sieg den ich vor Aufregung hinter der Tribüne erlebte, und ich mich erst langsam zur Schlussphase hervortraute.....Und nun soll mir dieses 2020 "gestohlen" werden, und ich am Ende vor dem PC meine Pferde verfolgen. Auch das werde ich noch hinnehmen, meine Begeisterung ist trotzdem nicht gebrochen, es werden wieder andere Zeiten kommen, und auf diese freue ich mich jetzt schon.

Und auch in den nächsten Jahren werde ich wieder mein "Derbyglück" jagen.

Vielen Dank Herr Johann Holzapfel!