News Trab, 10.09.2024
Derzeitige Situation
(hvt-press) Seit 2018 wird das West-Nil-Virus in Deutschland nachgewiesen. Bislang waren vor allem die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt betroffen. Haupt- und Vermehrungswirte für das mückenübertragene Virus sind Wildvögel. Das Virus kann aber auch von den Stechmücken auf Menschen und Pferde übertragen werden. Mensch und Pferd sind allerdings Fehlwirte für das West-Nil-Virus. Das bedeutet, dass sie zwar erkranken können, jedoch nach heutigem Wissenstand nicht ansteckend sind. Seit Anfang August 2024 - aufgrund der feuchtwarmen Witterung in diesem Sommer und der damit verbundenen starken Mückenaktivität- wird wieder eine vermehrte Viruszirkulation beobachtet. Die Mehrzahl der Nachweise erfolgte in den bekannten betroffenen Gebieten. Nach jeweils nur einem Nachweis des Virus in den Jahren 2020 und 2023 wurden seit August 2024 insgesamt acht Nachweise in Niedersachsen registriert. Damit verdichten sich die Hinweise, dass das West-Nil-Virus sich in Niedersachsen etablieren könnte. Insgesamt ist die Seuchensituation derzeit sehr dynamisch.
Symptome der Infektion
Beim Pferd verläuft die Infektion mit dem West-Nil-Virus in den meisten Fällen entweder ohne Symptome oder in Form einer fieberhaften Allgemeinerkrankung. Bei ungefähr acht Prozent der infizierten Pferde kommt es jedoch zu neurologischen Ausfallerscheinungen mit schweren Verlaufsformen. Bei 30 bis 50 Prozent dieser neurologisch erkrankten Pferde verläuft die Krankheit tödlich, überlebende Pferde behalten oft dauerhafte Schäden zurück.
Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet)
Die StIKo Vet erweitert nun ihre Impfempfehlung (Stand September 2024) und rät mittelfristig dazu, Pferde über die bisherigen Verbreitungsgebiete hinaus in der gesamten niederdeutschen Tiefebene gegen WNV impfen zu lassen. Angesichts der Erfahrungen mit der Ausbreitung des West-Nil-Virus in anderen Ländern geht die StIKo Vet davon aus, dass sich das Virus auch in Deutschland in den kommenden Jahren weiter verbreiten wird. Es ist daher für Pferdebesitzer empfehlenswert, sich regelmäßig beim Friedrich-Löffler-Institut über die aktuelle Verbreitung des Virus sowie bei der StIKo Vet über die aktuellen Impfempfehlungen zu informieren. Ebenfalls ist eine Beratung durch den Tierarzt – auch im Hinblick auf eventuell aus der Tierseuchenkasse zur Verfügung stehende Fördermittel – sinnvoll.
Zeitpunkt der Impfung und Impfintervalle
In Deutschland sind derzeit drei Impfstoffe gegen das West-Nil-Virus für Pferde verfügbar. Die Impfstoffe sind gut verträglich und schützen sicher vor schweren Verlaufsformen der Erkrankung.
Die Impfung sollte möglichst rechtzeitig vor Beginn der Mückensaison, also im Frühjahr, abgeschlossen sein, damit in der Phase der größten Mückenaktivität im Hochsommer ein hoher Antikörperspiegel im Pferd vorliegt. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfungen, deren Abstand vom verwendeten Impfstoff abhängig ist. Wiederholungsimpfungen werden jährlich empfohlen.