Nachschau Halle, 22.08.2020
(deutscher-galopp.de)Nun hat es sich doch noch zum Positiven gewendet mit einem Renntag in Halle, wo man heute endlich die Saison 2020 eröffnen konnte, nachdem es die allseits bekannten Unsicherheiten der Corona-Krise im Frühjahr nie zugelassen hatten, einen Start in neue Rennjahr nach Plan hinzubekommen. Doch in Halle ist man bekanntermaßen Kummer gestählt, denkt man u. a. nur an die teils verheerenden Hochwasser, welche die Passendorfer Wiesen in der Vergangenheit immer wieder heimgesucht hatten. Doch natürlich dachte daran heute kein Mensch mehr. Es herrschte vielmehr vor dem ersten Rennen an allen Ecken der Bahn eine fast zum Greifen nahe Vorfreunde auf die heutigen acht Leistungsprüfungen. Egal ob beim Vorstand, bei den Funktionären, den Aktiven oder jenem limitierten Kreis zugelassener Zuschauer.
Der feierte nach dem Preis von Passendorf die dreijährige Heavenly Bound als erste Siegerin der Hallenser Saison 2020. Die Dark-Angel-Tochter des Stalles Romily machte - weit von hinten kommend - trotz der vergleichsweise kurzen Geraden unter Bauyrzhan Murzabayev gewaltig Boden gut, worauf die von Roland Dzubasz vorgestellte Stute die schon auf der Siegerstraße gewähnte World of hope noch mit einem kurzen Kopf abfangen konnte. Ohne eine Siegchance anzumelden, holte sich zweieinhalb Längen dahinter der favorisierte Compulsive noch das dritte Geld. Allerdings zählte Heavenly Bound nach zwei frischen Platzierungen in Magdeburg beziehungsweise Hoppegarten genauso mit zu den Starten, die am Toto eine verstärkte Beachtung gefunden hatten.
Was in ähnlicher Weise auf die vierjährige Zauberlady zutrifft, die gleich anschließend im Preis von Kröllwitz dem Geschehen sehr früh bereits ihren Stempel aufdrückte und mit Jozef Bojko im Sattel das Heft dann auch nicht mehr aus der Hand gab. Was sich im Einlauf hinter der von Marco Angermann betreuten Kingsbarns-Tochter abspielte, besaß im Grunde genommen nur noch Relevanz für die Plätze, wobei Novika hinter der Stute des Rennstalles Scheibenholz auf den Ehrenplatz gelangte und La Aluna Rang drei besetzen konnte.
Für Schweizer Interessen setzte sich der markante Schimmel Snag It im Lucky Lion-Preis bei den Dreijährigen ungeachtet eines alles andere als idealem Rennverlauf durch. Eingangs zur Geraden dürfte ein Großteil seines Anhangs wohl schon alle Hoffnungen auf einen Erfolg aufgegeben haben. Es schienen nämlich tatsächlich sämtliche Weichen für den spürbar verbesserten Parol gestellt gewesen zu sein, als dieser innen alsbald die Oberhand erhalten hatte und gleichzeitig die angreifende Favoritin Quelinda jederzeit gut in Schach hielt. Doch die eigentliche Gefahr zog weiter außen auf, und zwar in der weißen Gestalt von Snag It, auf dem Bauyrzhan Murzabayev das kleine Kunststück fertigbrachte, ihn noch derart schnell zu machen, dass Parol glatt abgefangen werden konnte. Für den Wöhler-Schützling und Dream-Ahead-Sohn, der dem Schweizer Dr. Hans-Georg Stihl gehört, war es ein sehr spätes, aber umso eindrucksvolleres Jahresdebüt - und für seinen Reiter der bereits zweite Tagestreffer.
Den ersten Ausgleich III auf der Karte holte sich wenig später Stall Wevlinghovens Rose of Eden aus dem Bremer Quartier von Toni Potters. Obwohl es im Preis von Halle-Neustadt letztendlich äußerst knapp zwischen der Eden-Rock-Tochter und der stark auftretenden Gaja ausging, so meinte Potters nach dem Rennen jedoch, dass er jederzeit sicher gewesen sei, dass Rose of Eden gewinnen würde. Denn sie würde, wenn einmal vorne, immer alles geben, den Vorteil dann auch zu verteidigen. Entscheidend mitgeholfen hat dabei gewiss auch Clement Lecoeuvre im Sattel der Siegerin, die sich im Übrigen in Frankreich bereits einige Male gut über Hürden geschlagen hat.
Zwei „Fuhrmänner“ vorne
Ganz im Zeichen der Starter von Trainer Frank Furhmann stand der Preis der Rabeninsel, der auf den letzten Metern der 1.200-Meter-Strecke ausschließlich zwischen Gabriela Laura und Kadi Beach ausgemacht wurde, auch wenn Fabric Mitte der Geraden einen vielversprechenden Moment hatte. Diesen konnte er jedoch dann nicht weiter ausbauen und musste sich somit mit Platz drei begnügen. Eine kleine Überraschung gab es jedoch insofern, als zum Schluss die von Janina Boysen gerittene Gabriela Laura des Stalles Kleiner Donner das bessere Ende bekam und nicht der Bahnfavorit Kodi Beach, der letztlich den 66,5 Kilo, die er zu schultern hatte, zum Schluss Tribut zollen musste. Anzumerken wäre außerdem noch, dass das vierte Geld ebenfalls an ein Fuhrmann-Pferd ging, und zwar an Casinomaster, der einen ganz ordentlichen Ansatz lieferte.
Viel Kampfgeist musste Boy Carlton im Preis der Besitzer des Rennstall’s Angelika Glodde in die Waagschale werfen, um sich am Ende auch durchzusetzen. Michael Cadeddu hatte in der Endscheidungsphase bereits früh die Karten offengelegt, was aber nur eine kleine Vorentscheidung brachte und längst noch nicht den endgültigen Erfolg. Bis zum Pfosten stand der von Pavel Vovcenko gesattelte Tagula-Sohn des Stalles Cacique unter ständigem Druck von allen Seiten, dem er aber standhielt bis zum Schluss. Und der auch nicht mehr „einknickte“ und sich eine halbe Länge für sich bewahrte, als die Schlussattacken von Berouyine und Mister Bean zur Entfaltung kamen, die auf den Plätzen zwei und drei landeten.
Nummer zwei für Cadeddu
Für Michael Cadeddu ging es quasi nahtlos weiter. Denn im nachfolgenden Preis von Trotha saß der immer fröhliche Italiener erneut auf dem Sieger, dem von Bohumil Nedorostek vorbereiteten Kalatos-Sohn Connor des Stalles CC. Dass der Vierjährige seinen ersten Erfolg nun endlich unter Dach und Fach bekam, daran hat sein Reiter gewiss ein gerüttelt Maß Anteil, da er ihm einen absolut störungsfreien Rennverlauf servierte. Gleichwohl war es für das Publikum alles andere als eine langweilige Angelegenheit, da zunächst Dr Smolder recht hartnäckig seine lange gehaltene Führung weiter behauptete und später vor allem Vendetta und die nicht gerade vom Rennglück begünstigte Fulmine Luna auf den innen durchgeschlüpften Connor vehement eindrangen, ihn letztendlich aber nicht mehr verdrängen konnten.
Der Erfolg einer heißen Favoritin beendete dann den ersten diesjährigen Renntag in Halle. Dabei war Golden Princess ein weiteres Pferd, das sich als Jahresdebütant gleich durchzusetzen verstand. Bis dato ausschließlich auf Plätze abonniert, hatte die Dalakhani-Tochter des Stalles El Questro angesichts der nicht allzu überprofilierten Konkurrenz trotz des Handicaps, erstmals in diesem Jahr herauszukommen, nicht zu Unrecht die eindeutige Favoritenstellung mit 1,6:1 bekommen. Die von Trainer Stefan Richter gleich topfit präsentierte Schimmelstute war, als sie das Geschehen endgültig an sich gerissen hatte, danach in der Hand von Wladimir Panow eine Nummer zu groß für sämtliche Gegner. Am nächsten dran an ihr sah man im Ziel Power Speedy und Danka sowie Fritz auf Rang vier.