News Frankreich Trab, 20.04.22
(hen) Gerade im Vorjahr ist den Beobachtern den französischen Trabrennsports ein Besitzer besonders aufgefallen. Die Rede ist von Gianni Fascella, der erst seit etwas mehr als drei Jahren als Besitzer aktiv ist. Aber besonders auffälig ist die Qualität des Lots. In 176 Rennen hat er schon 38 Sieger sein Eigen nennen dürfen. Darunter sind Namen wie Instrumentaliste, Haut Brion, It´s A Dollarmaker oder nun auch mit der eigenen Zucht Jona De Reve D´Or. In der Nähe von Mons arbeitet der 40jährige mit seinem Vater und Bruder, wie auch die ganze Familie, in der Bau- und Immobilienbranche. Bisher war er nur Züchter von Rassehunden, mit denen er schon internationale Erfolge erzielt hat, und von Brieftauben. Mit dem Trabrennsport hat er eine neue Leidenschaft entdeckt, für die er eine proaktive Einkaufspolitik hat.
Schon sehr früh war die Aufzucht seine Natur. "Seit meiner Kindheit war die Zucht immer ein Hobby von mir. Ich habe alles gezüchtet, was einfach zu erziehen war. Kaninchen, Frettchen usw. Das kommt wahrscheinlich von meinen Großeltern, die sich auch sehr mit Tierhaltung beschäftigt haben.
Kurz nach dem Debüt seines ersten Zuchtproduktes hat sich 24H Au Trot mit ihm unterhalten.
24H: "Was sind Ihre ersten Erinnerungen an den Trabrennsport?"
GF: "Ich habe einen befreundeten Hufschmied, der sein Leben lang Traber beschlagen hat und mich zum ersten Mal zum Trabrennen mitgenommen hat. Dann habe ich mir die Rennen von Ready Cash angesehen. Das erste Rennen was ich im Fernsehen gesehen habe, war sein erster Sieg im Prix D´Amerique. Danach mochte ich Ready Cash und Roxane Griff, deren Rennen ich aber eher nebenher beobachtet habe. Und dann war da noch Bold Eagle. Ich habe mich viel mit ihm beschäftigt, weil er mir viele Emotionen beschert hat, als ich ihn beim Rennen beobachtete. Seine Einstellung im Allgemeinen hat bei mir Gefühle ausgelöst, die ich nicht wirklich verstehen konnte."
24H: "Was hat Sie dazu bewogen eines Tages selbst Traberbesitzer zu werden?"
GF: "Auslöser war, dass ich nach einer Rückenoperation eines Tages mehrere Wochen im Krankenzimmer lag. Mein Freund der Schmied kam vorbei und sagte mir, dass Bold Eagle ein wichtiges Rennen hat. Ich habe mir das Rennen dann vier Mal angesehen und jedesmal bekam ich Gänsehaut. Da ich in der Zeit nichts anderes zu tun hatte, nutzte ich die Zeit, um mich mehr zu informieren, was gemacht wird und wer die Toptrainer sind. Als Fan von Bold Eagle habe ich mich über Sebastien Guarato informiert. Ich mochte seine Offenheit und seine Art. Da ich zu der Zeit nichts besseres zu tun hatte, dachte ich mir, dass ich genauso gut Dinge tun kann, die ich liebe. Meine Motivation war, zu versuchen, meine Leidenschaft zu leben."
24H: "Was war Ihr Ansatz?"
GF: "Ich habe am Anfang viel recherchiert, weil ich Wissen haben wollte, bevor ich mich wirklich einbrachte. So wurde es fast zu einer täglichen Beschäftigung, um so viele Dinge wie möglich zu lernen. Offensichtlich hatte ich viele Lücken. Was ich liebe ist der Wettbewerb. Ich bin es mit meinen reinrassigen Hunden oder mit den Taubenfarmen gewöhnt, aber der Rennsport ist etwas ganz anderes. Bisher habe ich in meinen Betrieben alles selbst gemacht. Hier muss ich den Menschen vertrauen. Zu Beginn war das fast eine Art Frustration, aber das war ein falsches Gefühl, weil wir bei den Rennen mit Familie und Freunden so viel Spaß hatten."
24H: "Wie haben Sie es geschafft sich erfolgreich in dieses unbekannte Umfeld einzubringen?"
GF: "Thomas Bernereau berät mich viel. Die verbindungen wurden sehr leicht durch einen gemeinsamen Freund hergestellt. Wir haben uns 2018 zum ersten Mal auf der Arqana-Jährlingsauktion in Deauville gesehen. Die Unterhaltung lief sehr gut. Ich vertraue ihm voll und ganz. In diesem Jahr kauften wir Haut Brion (v. Bold Eagle) und Hera D´Atout (v. Bold Eagle). Dann ging alles sehr schnell, zumal ich mit dem Kauf dieser Jährlinge Anfängerglück hatte. Über Thomas bekam ich Kontakt zu Sebastien Guarato. Ich versuche ein gutes Umfeld zu haben und dies ist mit Vertrauen und Kompetenz der Fall. Umso ermutigender ist es in diese Richtung weiterzumachen. Heute sind meine Zuchtstuten bei Ludovic und Daphne Picard im Haras De Cordelles stationiert. Sie sind sehr kompetente Leute und gut etabliert. Ich besitze nicht die Fähigkeiten, um Traber selbst richtig zu züchten. Eine gute Umgebung hatte in meinen Augen daher Priorität. Ich denke auch, dass die Lage des Gestüts und die Qualität der Weiden entscheidend ist. Die Normandie ist aber die Wiege der Pferdezucht."
24H: "Gab es andere wichtige Begegnungen?"
GF: "Auf der Auktion traf ich Pierre Pilarski, Jean Pierre Micholet und die Familie Bernereau, Vater und Bruder von Thomas. Während der Diskussion taten wir uns zusammen und boten auf Haut Brion. Seitdem haben wir auch andere Hengste wie It´s A Dollarmaker und Instrumentaliste gekauft, die aus der Zucht der Familie Bereneau stammen. Gleiches gilt für Just You And Me, der kleine Bruder von Instrumentaliste, der gerade sein zweites Rennen in Lyon gewonnen hat."
24H: "Was ist Ihre Einkaufspolitik?"
GF: "Ich habe lieber weniger Pferde, dafür aber sehr gut gezogene, die mir auch körperlich gefallen. Ich bin nicht daran interessiert eine Stute ohne Linie zu haben. Das Gegenteil ist aber auch der Fall. Eine Stute, die einen guten Stammbaum hat, mir aber vom Exterieur nicht gefällt oder deren Trabaktion, werde ich auch nicht kaufen. Ich versuche wählerisch zu sein, auch wenn das keine Erfolgsgarantie ist. Das wäre auch zu einfach."
24H: Das ist eine Politik, die erhebliche Investitionen erfordert, oder?"
GF: "Meine Eltern und mein Bruder haben mich dabei unterstützt etwas Dauerhaftes zu schaffen. Das ist gewissermaßen die Leitlinie. Das erfordert erhebliche Investitionen, sei es für Zuchtstuten oder Stutfohlen, die für die Zucht bestimmt sind, sowie für Hengstanteile und Sprünge. Als Basis fand ich es immer sinnvoller in Stuten zu investieren, weil es da einen Restwert gibt, wenn es in der Rennkarriere nicht gut läuft. Deshalb wollte ich gerne gut gezogene Stuten kaufen. Möglichst erste Kategorie. Meine Entscheidungen beruhen auch auf meinen Erfahrungen als Hundezüchter. Dabei legen wir einen großen Wert auf Gangarten, die auf Wettbewerben von enormer Bedeutung sind. Daher war ich es immer gewohnt auf Gangarten zu achten, auch wenn die beiden Felder nicht vergleichbar sind. Aber auch wenn die Investition groß ist, tue ich das gerne bei den Stuten, weil ich einen Teil meiner Investition in der Zucht zurückerhalten kann. Wenn ein Hengst nicht gut ist, ist er nicht gut. Punkt."
24H: "Und was sind ihre Investionen in die Deckhengste?"
GF: "Ich habe Anteile von Face Time Bourbon, Bold Eagle, Eridan, Cash And Go und Orlando Vici. Ich versuche jedes Jahr einen Anteil von Love You und Ready Cash zu bekommen. Das sind hohe Investitionen, die durch die Ergebnisse gerechtfertigt sind. Die Freude besteht aber auch darin neue Fohlen begrüßen zu dürfen. Meine ersten "M´s" sind geboren und ich denke schon an die nächsten Kreuzungen."
24H: "Welche Unterschiede sind am größten zwischen den Zuchtstätten, die Sie kennen und den Trabern?"
GF: "In der Pferdezucht habe ich nicht genug Erfahrung, um zu wissen, ob die Entscheidungen, die heute getroffen werden, gut sind. Da werde ich in ein paar Jahren weiter sein. Der Unterschied zum Beispiel zu den Tauben ist ganz einfach die Masse. Dort züchte ich 200 pro Jahr. Bei der Menge hat man viel mehr Erfahrung. Es bedeutet aber auch, dass man sehr schnell eine Perspektive bekommt und in einem Jahr viel ausprobieren kann, oder auch ein Risiko eingeht, dass man bei den Pferden nicht eingehen kann. Insbesondere aus Sicht der Inzucht, weil das zu viel Zeit und Geld verschwenden würde. Pferdezucht ist langfristig, sehr langfristig sogar. Das ist der Hauptunterschied, den ich sehe."
24H: "Gibt es aus Ihrer Sicht noch andere Unterschiede?"
GF: "Züchter, die viele Stuten haben und gleichzeitig ein hohes Qualitätsniveau beibehalten, können es sich leisten, ein Risiko einzugehen, dass Züchter mit weniger Stuten nicht eingehen können. Ich liege lieber mit meinen Ideen falsch, als mit den Ideen eines anderen. Ich gehe auch Risiken ein. Ich versuche Dinge wie die Paarung einer Bold Eagle-Tochter mit Face Time Bourbon, deren Nachkommen leider eine Lungenembolie hatten und nicht gerettet werden konnten. Die Erfahrung der nächsten Jahre wird mit vielleicht sagen, dass solche Kreuzungen nicht versucht werden sollten."
24H: "Was ist Ihre Ambition und wie fällt Ihr Fazit der ersten drei Jahre nach Ihren Investitionen aus?"
GF: "Der Ehrgeiz ist Pferde zu haben, die sich selber finanzieren, weil dies konstante Kosten sind. Und maximale Freude natürlich, um große Rennen zu gewinnen. Je größer und wichtiger die Rennen, desto mehr Druck ist da. Ich freue mich aber genauso sehr Rennen in Le Croise-Laroche zu sehen, die nicht weit von zu Hause entfernt sind, wie Rennen in Vincennes. Es ist sehr kompliziert Ziele bei Lebewesen zu setzen. Natürlich verfolge ich die Investitionen sehr genau mit Finanzplänen, um nicht nachgeben zu müssen oder mir Sorgen zu machen. Das hindert mich aber nicht daran den Pferden, die es benötigen, die Zeit zu geben. Ich hatte aber nicht wirklich klare Ziele, dass ich dies und das nach drei Jahren erreicht haben will. Dennoch sind die Ergebnisse sehr positiv. Alle Pferde, in die wir investiert haben, haben sich qualifiziert und viele haben mindestens ein Rennen gewonnen. Ich habe Stuten und Zuchtstuten, wie Hera D´Atout, die eine Halbschwester von Gunilla D´Atout und Eridan ist. Oder Ixana Griff, eine Tochter von Roxane Griff und Love You. Die Aussichten sind also gut, auf dem Papier jedenfalls, und das ist schon mal nicht schlecht."