News Frankreich Trab, 20.03.2024
(hen) Einige Tage nach dem Europarekord von Vernissage Grif, wollte 24H Au Trot gerne mehr über den Erfolgstrainer erfahren. In Frankreich sind seine Erfolge mit Vivid Wise As in Cagnes-Sur-Mer und in Vincennes natürlich sehr bekannt. Neben zahlreichen Erfolgen in Skandinavien, hat der Italiener in seiner Heimat alles, meist mehrfach gewonnen. Oder er hat wie im Orsi Mangelli 2019 gleich vier seiner Schützlinge auf den ersten vier Plätzen untergebracht. Im letztjährigen Derby haben seine Pferde es ebenfalls geschafft, das komplette Podium zu belegen. Angeführt von seiner Perle für die Zukunft: Expo Wise As. Für ein Interview mit Alessandro Gocciadoro gab es aber ein Problem. Er spricht weder Französisch noch Englisch. Um bei der Übersetzung keine Fehler zu machen, befragte das Journal Gabriele Gelormini, der seinen Landsmann wie kaum ein anderer Profi, der in Frankreich tätig ist, kennt.
24H: "Wie lange kennen Sie Alessandro Gocciadoro schon?
GG: "Ich würde sagen schon immer. Soweit ich mich zurückerinnere, kannten wir die Familie Gocciadoro. Alessandros Vater war auch Trainer. Er hatte immer gute Pferde im Stall. Zahlenmäßig war der Stall aber eher kleiner."
24H: "Wie wurde er Trainer?"
GG: "Ganz einfach. Er wollte immer Trainer werden. Er hat es in sich. Er ist völlig besessen von Rennen, von Stammbäumen, vom Training. Das beschäftigt ihn immer. Er ist ein absoluter Enthusiast."
24H: "Hat er noch andere Interessen?"
GG: "Er liebt es Tennis zu spielen, und zwar auf einem guten Niveau. Dies ermöglicht es ihm völlig abzuschalten."
24H: "Wie wurde er zu dem unverzichtbaren Trainer, der er heute ist?"
GG: "Sicherlich durch die völlige Hingabe zu seinem Beruf. Ich denke auch, dass ein Ereignis sein Berufsleben verändert hat: viel zu reisen. Dabei lernte er viel. Das Beste von den Arbeitsmethoden, die er er gesehen hat, beschloss er für seinen Stall anzuwenden. Seit zehn Jahren macht er Fortschritte, aber besonders spektakulär waren die letzten fünf Jahre. 2022 war er der gewinnreichste Trainer Europas."
24H: "Was für ein Chef ist er?"
GG: "Auf die Gefahr hin, wie ein italienisches Klischee zu klingen, ist sein Team wie seine Familie. Es ist sogar seine Familie! Sie sind alle sehr verbunden, mit sehr präzisen Missionen. Alessandro hat seinen Stab sehr weit verbreitet, aber alle arbeiten entsprechend seiner Arbeitsweise."
24H: "Wie genau funktioniert seine Arbeitsweise?"
GG: "Er hat das im Laufe der Jahre verfeinert. Es basiert hauptsächlich beim Arbeiten im tiefen Sand, bei mäßiger Geschwindigkeit und in großen Lots (Anmerkung: bis zu zwanzig Gespanne). Die organisatorische Dimension ist sehr beeindruckend. Er legt auch ein besonderes Augenmerk auf die Präsentation und den körperlichen Zustand der Pferde. Schauen Sie sie sich die Pferde an, wenn sie auf die Piste kommen. Sie sehen großartig aus, oft mit nichts auf den Beinen und sehr befreit. Er arbeitet mit großartigen Stammbäumen, leistet gezielte Arbeit für seine Schützlinge und startet nur mit Bedacht. Bei aller Objektivität ist es eine große Kunst."
24H: "Er durchlebte auch komplizierte Zeiten? Wie hat er reagiert?"
GG: "Er war betroffen, zeigte aber Widerstandsfähigkeit und erholte sich. Er hat alles in Frage gestellt und kam noch stärker zurück."
24H: "Wie wird er in Italien wahrgenommen?"
GG: "Natürlich als Leader. Aber weil er alles gewinnt, was es zu gewinnen gibt, gibt es zwangsläufig auch neidische Menschen, weil er so viel Platz einnimmt. Diese Art der Reaktion gibt es sicherlich nicht nur in Italien."
24H: "Nach dem Sieg im Criterium De Vitesse verspürten wir eine besondere Emotion. Sie waren ihm sehr nahe. Warum diese starken Emotionen?"
GG: "Erstens, weil hinter dem Sieg ein Lebewesen steckt. Und zweitens, weil Vernissage viel für Alessandro bedeutet. Das Pferd ist jetzt 10 Jahre alt. Sie haben viel zusammen durchgemacht. Höhen und Tiefen. Das Criterium war sein großes Ziel und er hat es erreicht. All dies zusammen kann seine Gefühle erklären."
24H: "Stört ihn die Tatsache den Amerique noch nicht gewonnen zu haben?"
GG: "Das glaube ich nicht. Außerdem zielt er auch voll auf den Elitlopp ab. Das ist sein großes Ziel. Er hat mir sogar einmal gesagt: "Ich bin eifersüchtig auf Dich, weil Du den Elitlopp gewonnen hast, und ich nicht." Allerdings als ich letzten Mai mit Hohneck gewonnen habe, war er einer der Ersten, der auf mich zugekommen ist, um mir zu gratulieren."
24H: "Sie haben in ihrer Laufbahn auch mit Jean Michel Bazire zusammengearbeitet. Stellen Sie ihn und Alessandro auf eine Stufe?"
GG: "Sie sitzen mit Sicherheit am selben Tisch. Die Methoden sind jedoch recht unterschiedlich. Jean Michel legt großen Wert darauf auch aus Pferden mit bescheidenen Stammbäumen etwas zu machen. Alessandro schwört auf außergewöhnliche Abstammungen. Aber sie sind mit Sicherheit zwei großartige Pferdeleute, die es schaffen werden, die Geschichte des Sports zu prägen."