News FrankreichTrab, 20.07.22
(hen) Mit einer Saison nahe an den 50 Siegen läuft es für Franck Ouvrie sehr gut. Als Fahrer von Earl Simon sitzt er dazu noch im Sulky eines Gruppesiegers. Über seine Ziele als Trainer und die von Earl Simon hat er sich mit 24h Au Trot unterhalten.
24H: "Erzählen Sie zum Anfang über sich"
FO: "Ich komme aus Villeneuve-D´Ascq, eine Stadt in den Vororten von Lille. Meine ältere Schwester wollte in Belgien in einem Reitverein reiten und ich begleitete sie. Ich saß dann auch ein paar Mal auf dem Pferd und entdeckte in einer Zeitschrift eine Anzeige über die Afasec-Schule in Graignes. Ich wusste nichts über die Rennen, ging aber zum Auswahlcamp. Es gab viele Anfragen für wenige Plätze. Was mir an dieser Schule auch gefallen hat, war die Tatsache, dass jeden Morgen eine Laufeinheit absolviert wird. Wenn ich nicht ausgewählt worden wäre, wäre ich sicher auf eine Sportschule mit Schwerpunkt Leichtathletik gegangen. Nachdem ich Auswahl bestanden habe, schloss ich mich dem Stall von Jean Pierre Dubois an. Dort blieb ich zehn Jahre."
24H: "Welchen Einfluss hatte die lange Zusammenarbeit mit Jean Pierre Dubois auf Ihr Leben und Ihre Karriere?"
FO: "Er ist so etwas wie mein geistiger Vater. Ich habe alles an seiner Seite gelernt und auch von all den Menschen, denen ich begegnen durfte, wie seinen Kindern Veronique, Jean-Philippe und Jean-Etienne. Bei Jean-Pierre habe ich auch mit zukünftigen großen Profis zusammengearbeitet: Thierry Duvaldestin, Jacques Leloutre, Laurent Goncalves-Fernandes usw.
Jean-Pierre nahm mich unter seine Fittiche. Dank ihm fuhr ich gute Pferde, fuhr Rennen in ganz Frankreich und insbesondere in Italien. Er vertraute mir, indem er mir im Rennen Champions anvertraute. Am 24. April 1994 gewann ich im Alter von 24 Jahren mein 35. Rennen mit Dance Marathon in La Capelle. An diesem Tag waren wir vor Defi D´Anou, gefahren von Jean-Etienne. Ich bedauere nur, dass ich nicht in Kanada oder den USA für ihn gearbeitet habe, aber damals fuhr ich viele gute Pferde in Frankreich. Die Wahl fiel mir schwer, aber ich zog es vor in Frankreich zu bleiben. Ich war Fahrer von Bahama, Buvetier D´Aunou, Biesolo, Bon Vivant usw. Es ist nicht selbstverständlich prominente Farben, wie die von Wildenstein zu tragen. Schon gar nicht in meinem damaligen Alter."
24H: "Nach zehn Jahren trennten sich Ihre Wege. Wieso?"
FO: "Ich dachte ich hätte meine Zeit gehabt und im gegenseitigen Einverständnis beschlossen wir, unsere Zusammenarbeit zu beenden. Jean-Pierre Dubois sagte mir dann, wenn ich selbstständig werden will, würde er da sein, um mir zu helfen. Ich verbrachte dann ein paar Monate im Stall De Bellaigue und ging dann nach Italien, weil ich in Frankreich nicht das gefunden habe, was ich wollte. Ich schloss mich einem Freund an, der damals bei Ulf Nordin in der Nähe von Pisa arbeitete. Dort blieb ich drei Monate. Wir hatten junge Pferde auf dem Weg zur Qualifikation und ich bin regelmäßig auf Pisten wie Padova, Montecatini usw gefahren. Es war eine gute Erfahrung und ein angenehmer Moment. Ich war ja bereits mit den Pferden von Jean-Pierre Dubois in Italien, aber vor Ort zu sein war eine andere Erfahrung."
24H: "Wie kam es dann zu Ihrer Rückkehr 1996 nach Frankreich?"
FO: "Jean Maizeret kontaktierte mich und bot mir an seine Pferde für den Ecurie De La Merite zu trainieren. Damals kannte ich ihn nicht. Also rief ich Jean-Pierre Dubois an. Nach Rücksprache trat ich dann beim Stall Merite an und blieb dort sieben Jahre. Es war eine gute Erfahrung, die zu einem Sprungbrett für mich als "public trainer" wurde. Ich war für rund fünfzig Pferde verantwortlich und die Ergebnisse waren vorhanden. Im Jahr 2003 beschloss Herr Maizeret seine Tätigkeit einzuschränken. Er schlug mir dann vor ein paar Pferde auszuwählen, um meine Tätigkeit als öffentlicher Trainer zu beginnen. Ich übernahm zehn Pferde und ließ mich 2003 in Grosbois nieder."
24H: "Wollten Sie schon einmal einen Stall auf dem Land haben?"
FO: "Ich hatte einmal versucht mit dem Onkel und meiner Frau eine Struktur in der Provinz aufzubauen. Aber schnell war die Verwaltung kompliziert. Ich fahre viel Rennen und habe keine Zeit, mich um alles zu kümmern."
24H: "Dadurch bleiben Sie bei einem kleinen Stall..."
FO: "Wir haben immer zwischen 14 und 16 Pferde. Ich will nicht mehr. Ich ziehe es vor eine kleine Anzahl zu haben und mich gut um sie zu kümmern, ohne ständig zu den Rennen unterwegs zu sein. Das Team arbeitet gut zusammen und die Atmosphäre ist angenehm. Ich arbeite gerne unter diesen Bedingungen. Ich habe ein Team auf das ich mich verlassen kann. Das ist wichtig, weil ich auch von Unfällen nicht verschont bin. Der letzte ließ mich zwei Monate aussetzen und das Team machte weiter."
24H: "Sie haben schon von Ihrer italienischen Erfahrung gesprochen. Haben Sie noch andere im Ausland?
FO: "Ich hatte die Möglichkeit viel zu reisen. Ich war in Deutschland, Belgien, der Schweiz, Schweden, Russland, Spanien, Österreich, Finnland, Irland, Malta, auf den Kanaren, auf Martinique und sogar in New York. Dies sind sehr bereichernde Erfahrungen. Ich bedauere es nur keine längere Zeit in einem englischsprachigen Land wie Kanada oder den USA verbracht zu haben. Das ist der Rat, den ich meinem Sohn gegeben habe. Gehe ins Ausland, um Deine Englischkenntnisse zu verbessern. Das ist in der heutigen Zeit sehr wichtig. Was die Rennen angeht, sind wir in Frankreich sehr gut aufgestellt. Französischen Trabern fehlt nichts. Unsere Rennen sind schön, gut dotiert und unsere Infrastrukturen sind sehr funktionell. Auf Reisen erkennen wir, woran wir sind."
24H: "Ihr Sohn Tristan wird einen anderen Weg gehen. Er war schon in jungen Jahren im Rennsport. Welchen Rat haben Sie ihm gegeben?
FO: "Er wurde in den Beruf hineingeboren und hatte früh eine Leidenschaft für den Sport entwickelt. Mit meiner Frau Cecile haben wir zuerst versucht ihm das Auszureden. Wir wollten, dass es seine Wahl ist und nicht die einzige Möglichkeit es wie sein Papa zu machen. Er hat uns dann gezeigt, dass er sehr motiviert ist und die Leidenschaft hat. Ich ermutigte ihn, seine Erfahrungen in verschiedenen Ställen zu machen. Er verließ früh sein zu Hause und hatte die Gelegenheit mit guten Fachleuten zusammenzuarbeiten. Er ist vor kurzem dem Stall von Jean Michel Bazire beigetreten und hat bereits Grupperennen gefahren. Momentan fehlt ihm aber die Auslandserfahrung."
24H: "Sie erwähnen Jean Michel Bazire. Erzählen Sie uns von ihren Rennen mit Davidson Du Pont."
FO: "Die Rennen mit Davidson Du Pont waren wunderbar. Aber auch mit seinem Gefolge Jean-Yves und Catherine Rayon. Das sind sehr aufrichtige Menschen. Er ist eines der besten Pferde, die ich je gefahren bin und das mir bisher am meisten Freude bereitet hat. Als er bei Bazire ankam, baten ihn seine Besitzer, dass ich ihn fahren soll, wenn er selbst nicht verfügbar ist. Eine Entscheidung, die respektiert wurde und mich wirklich berührt hat. Wir haben mit Davidson Großes erreicht, darunter fast den Prix D´Amerique gewonnen. Ohne Face Time Bourbon hätte er sogar drei Amerique gewinnen können. Er ist ein außergewöhnliches Pferd. Es war logisch, dass Nicolas seinen Sulky übernommen hat. Jean Michel wartete, bis er genug Erfahrung gesammelt hat. Ich freute mich sehr für ihn."
24H: "Earl Simon ist Ihr neuer Champion, auch wenn Sie schon seit einigen Jahren mit ihm auf höchstem Niveau unterwegs sind."
FO: "Was er seit seiner Rückkehr nach seiner Verletzung erreicht hat, ist wirklich perfekt. Sein Sieg beim Grand National Du Trot in Le Croise-Laroche war wirklich beeindruckend. Er gewann im Laufe seiner Rennen an Stärke. Seine Rennen in Belgien waren gut, aber da war auch die Konkurrenz schwächer. Earl Simon ist ein komplettes Pferd, trabsicher, aufmerksam und ruhig. Er kann wirklich alle Renntaktiken übernehmen. Er war beim Kymi Grand Prix in Kouvola sehr gut setzte seine Serie fort. Es ist das Ergebnis einer hervorragenden Teamarbeit zwischen Jarmo Niskanen, Thierry Duvaldestin, dem Pfleger, dem Veterinärteam, dem Schmied usw. Wenn alle rund um das Pferd auf dem Siegerfoto posieren würde, wären da sehr viele Leute."
24H: "Erzählen Sie uns vom zukünftigen Programm von Earl Simon"
FO: "Jarmo Niskanen hat ein Programm auf die Beine gestellt, dass Vincennes nicht vor dem Winter und den Quali-Rennen für den Amerique vorsieht. Normalerweise werden wir die europäische Tour ab Ende August mit dem Start am 28. in Wolvega wahrnehmen."
24H: "Was ist Ihr großes Ziel mit ihm? Haben Sie hohe Erwartungen?"
FO: "Natürlich den Prix D´Amerique zu gewinnen. Es ist wie beim Elitloppet. Das sind die größten Rennen, die man gewinnen will und der Amerique wäre mehr als schön (lacht). Mein Ziel ist neben meinen Ergebnissen als Fahrer aber auch, dass meine Pferde so gut abschneiden wie bisher."