Quinte+ Enghien, 07.10.2020 - 13.50h
Nur wenige Wochen vor dem Wintermeeting wird in Paris immer noch getrabt. Bei der aktuellen Nachrichtenlage, nicht selbstverständlich. Solange alles in Frage gestellt wird, muss man als Fan des Sports über jeden Renntag, speziell in dieser Region, sehr dankbar sein.
Heute ist Enghien an der Reihe. Die Schäden, die der Regen auf der Piste hinterlassen hat, scheinen also behoben. Erst vor neun Tagen musste die Piste im Westen der Stadt einen Renntag nach Vincennes verlegen, weil sich die Aktiven weigerten auf der Bahn zu starten. Damit ist das Geläuf sicher noch mehr als sonst im Fokus. Die Niederschläge haben sich in den letzten Tagen im Großraum Paris aber zurückgehalten, womit man sich voll auf das Sportliche konzentrieren kann.
Mit Vincent Ferm (9) bringt Vitale Ciotola einen absoluten Spezialisten für die Mitteldistanz an den Start. Und der Italiener kann nach zwei Starts in Enghien auf diesem Kurs noch stolz den Status als "nicht besiegt" für sich proklamieren. Der Champion Eric Raffin bekommt mit Eliot D´Ambri (3) einen offensichtlich bestens vorbereiteten Herausforderer angespannt. Der Gewinnreichste hatte zuletzt drei wichtige Aufgaben. Kondition und Moral sammeln, ohne einen Euro zu verdienen. Nur knapp unter der Grenze ist er bestens untergekommen. Mit Helena Di Quattro (10), die zuletzt deutlich unter Wert geschlagen war, und der Neuerscheinung Olle Rols (8) ist das wichtigste Quartett genannt.
Prix Du pont Des Arts / 13.50h / 44.000 Euro - 2.150m Autostart
Zur Wettabgabe: https://www.trotto.de/rennen/Trab/Frankreich/Enghien/071020030101
Weiterhin barfuß unterwegs wird CELTIC COMMANDER (1) heute auch noch mit einem Piloten ausgestattet, der sicher mehr bewirken kann, als der Trainer Virgile Foucault, der zuletzt selbst im Sulky saß. Das wird aber auch nötig sein, um sich für die Königswette zu bewerben. An fehlender Rennroutine kann es nicht liegen. Der Hengst war von Anfang August bis zum 10. September viermal am Start. Dabei gab es nur einen Podestplatz. In Cagnes-Sur-Mer erlebte der 8jährige alle Facetten über die langen 2.700 Meter. Aus der zweiten Startreihe wurde er in einem relativ kleinen Feld relativ glücklich nach vorne gespült, übernahm die Spitze, gab sie wieder her und wurde prompt wieder nach hinten geschoben. Mit viel Moral holte er sich den kleinsten Podestplatz zurück. Der Süden ist aber nicht Paris. Zudem war er in Cavaillon als Achter schon wieder deutlich überfordert, wobei die Kategorie auch über der heutigen lag. Viele Gegner muss Yoann Lebourgeois heute aber nicht hinter sich lassen, um der Quinte einen Besuch abzustatten.
So verkehrt wie es das Papier hergibt, ist die Form von DEVISE DU VIVIER (2) sicher nicht. Mitte September verlangte der Trainer im Sulky der Stute mit einem aufwendigen Verlauf alles ab. Im Rush vom Ende des Feldes rückte das Gespann in Laval auf dem letzten Kilometer bis zur Spitze auf und drückte vehement, aber vergeblich für das Kommando. Dieser erfolglose Kraftakt wurde immer noch mit dem fünften Geld garniert. In Vincennes hätte man der 7jährigen dann wenigstens Außenseiterchancen zugetraut, aber schon der hohe Totokurs deutete auf einen defensiven Auftritt. Leo Abrivard hat sich aus der zweiten Reihe schnell zum Ende des Feldes verzogen und nur zaghafte Ansätze eines Angriffes gezeigt. Offensichtlich sollte für heute die Moral geschärft werden.
ELIOT D´AMBRI (3) und Eric Raffin - das scheint zu passen. Gemeinsam holten die beiden einige gute Platzierungen und vor allem schon fünf Siege. Darunter auch ein Erfolg über die Mitteldistanz hinter dem Auto und in barfüßiger Aufmachung. Auch für heute verzichtet Trainer und Besitzer Eddy Planchenault auf den Beschlag, was letztlich nicht der einzige positive Hinweis ist. Kurz nach dem Lockdown kam der Wallach schon einmal zum Testen heraus, machte aber wohl noch keinen ausreichenden Eindruck. Er verschwand noch einmal für vier Monate und musste ein erneutes Comeback mit vollem Beschlag geben. Dabei gefiel er hinter dem Feld "mit vollen Backen" schon sehr viel besser. Der Ausbilder war auf den finalen Metern damit beschäftigt seinen Schützling aus den Geldern zu halten. Nur 120 Euro unter der Begrenzung wäre schon der siebte Platz zu viel gewesen. Damit wäre dieses traumhafte Engagement nicht mehr zu realisieren gewesen.
Nach dem Restart war ALBANIEN (4) mit sieben Starts sehr fleißig unterwegs. Worauf soll man bei einem 10jährigen auch noch warten? Allerdings konnte der Wallach praktisch nichts mehr anbieten. Auch der letzte Start war nicht schön mit anzusehen. Stets an letzter Stelle liegend verlor er in der Distanz einfach den Anschluss, ohne sich wehren zu können. Auch wenn nach langer Zeit wieder zwei Eisen fehlen, diesmal sogar erstmals die vorderen, kann eine derartig nötige Steigerung nicht erwartet werden.
Die Pferde aus dem Stall von Junior Guelpa sind immer für eine Überraschung gut. So war es auch beim letzten Auftritt von CHARME CREOLE (5). Die Form aus Cagnes-Sur-Mer reichte eigentlich nicht aus, um mit dem Wallach am 27. September zu rechnen. Der Start zwei Wochen zuvor galt nur zum Warmwerden für das Monte. Und der 8jährige lieferte ab, obwohl er zuvor kaum berauschende Auftritte unter dem Sattel zu Stande gebracht hatte. Aus dem letzten Bogen heraus beschleunigte der Refelt Gede-Sohn und überlief die vorderen Pferde ganz leicht. Aber nach dem Zieldurchlauf hatten die Stewards berechtigterweise noch etwas auszusetzen. Das Geläuf genügte nicht mehr den Ansprüchen. Der spätere Sieger wurde in 14,3 gestoppt, was für ihn eine 14,1 bedeutet hätte. Da werden wir sicher noch was in künftigen Trabreiten sehen. Heute kommt er im Sulky mit vier Eisen an den Ablauf, wobei diese leicht genug sein sollen, um hier mitzumischen.
Romain Derieux kann seine Pferde auf den Punkt vorbereiten und bringt auch hier mit BAMBI DE BRY (6) einen aussichtsreichen Kandidaten an den Ablauf. Der Wallach war schon Ende September in Vincennes gut unterwegs, hatte aber mit dem Verlauf ein wenig Pech gehabt. Aus der zweiten Reihe hinter dem Auto ließ Derieux seinen Schützling mächtig eintreten und lag schnell in vorderer Position. Nach einer Menge Bewegung im Feld, bekam das Duo aber genau ein Führpferd, welches im Schlussbogen stark nachließ. Dieser Bodenverlust konnte im Einlauf nicht mehr ausgeglichen werden. Zuvor in Reims wollte es der Trainer noch offensiver haben, biss aber an der Spitze auf Granit. Das kleinere Feld und die erste Startreihe ergeben bessere Möglichkeiten. Ein Verlauf von der Spitze ist nicht auszuschließen.
David Thomain für Björn Goop - das war im letzten Winter fast schon eine Bank für das Podest. In den letzten Monaten läuft das Gespann weniger zu Höchstform auf, was hauptsächlich an der Schwächephase der Traber aus dem schwedischen Quartier liegt. JUVELS BOY (7) bildet dabei keine Ausnahme, ist aber zuletzt wieder regelmäßig in den Geldern zu finden. Die eigentliche Referenz war der Auftritt am 12. August. Aus der zweiten Reihe versteckte Thomain den Wallach an der Innenkante und hatte dadurch im Schlussbogen noch etliche Gegner vor sich. Mit einem guten Auge setzte er aber im Einlauf zum großen Speed an, der immerhin zum kleinsten Geld in 13,0 reichte. Auch der Start in Laval konnte als Vierter aus der Deckung zur Moral beitragen. Die Generalprobe wurde unter dem Sattel absolviert und darf nicht ganz ernst genommen werden. Als Sechster hielt er sich aber gut. Das Ziel steht heute an.
Beim Debüt in Frankreich ist OLLE ROLS (8) das Fragezeichen der Partie. Natürlich ist er mit dem Auto und der Mitteldistanz aus Schweden vertraut. Er hat aber auch die äußerste Nummer gegen sich. Der Ready Cash-Sohn hat erst Mitte September in Kalmar eine längere Pause hinter sich gebracht. Als Zweiter machte er dabei sofort einen sehr fitten Eindruck, weil der Verlauf nicht härter hätte sein können. Eine Runde vor dem Ziel blieb er in dritter Spur hängen und musste die folgenden Bögen alleine auf weiten Wegen absolvieren. Dennoch steckte er im Einlauf den Kopf in Front und ließ sich erst ganz kurz vor dem Ziel nur Niederlage zwingen. Das verdient in dieser Klasse Anerkennung. Und die Beobachtung des Totos.
Bei neun Starts in Frankreich ist VINCENT FERM (9) immer in die Gelder gelaufen. Aber am interessantesten sind natürlich seine vier Erfolge. In diesem Sommer hat er zwei Treffer über Bahn und Distanz erzielt, und ist damit auf diesem Kurs noch ungeschlagen. Dabei ist seine Unabhängigkeit vom Rennverlauf besonders auffällig geworden. Bei den Siegen hat der Wallach eine starke letzte Halbe absolviert. Vor allem am 06. August sogar einen sehr langen Schlussspurt, der praktisch schon Anfang der Gegenseite begonnen hatte. Zu dem Zeitpunkt machte er sich in Richtung Spitze auf und erdrückte den Führenden durch den finalen Bogen. Aktuell in Vincennes hat sich Giam Paolo Minucci selber für die Tete entschieden. Der Weg dorthin war schon aufwendig, dennoch hielt er das Tempo hoch. Der 6jährige stand das Pensum erstaunlich gut durch, wurde aber in 10,9 noch abgefangen. Keine Frage, der Sieganwärter Nummer Eins ist gefunden. Jetzt gilt es nur noch die ungünstige Ausgangslage von Startplatz Neun zu umfahren.
Es gibt zwei Punkte, die in jedem Fall für HELENA DI QUATTRO (10) sprechen. Zum Einen kehrt die Stute wieder auf ihren Lieblingskurs zurück. und zum Anderen war die Leistung zuletzt viel besser, als es der fünfte Platz aussagt. Franck Ouvrie agierte am 17. September im Sulky der 6jährigen etwas unglücklich. Er brachte sie zwar gut vom Start und hatte sogar den Rücken den späteren Siegers gefunden. Aber als es Ende gegenüber zur Sache ging konnte er nicht mit in die dritte Spur wechseln und erhielt im Gegenzug einen Bramsklotz vor die Nase gesetzt. An der letzten Ecke entschied er sich dann, warum auch immer, für den verbauten inneren Flügel und musste 150 Meter vor dem ziel schon wieder auf eine Lücke warten. Zu lange, denn damit verschenkte er mindestens den vierten Platz. Die Moral dürfte durch den Auftritt in jedem fall gestärkt worden sein, Davon profitiert heute Franck Nivard, der Ende August als Zweiter hinter dem Brenner kaum besser hätte performen können.
Nach einem guten Winter und dem Sommer in Schweden kehrte MINNESTADS ES PASO (11) wieder nach Frankreich zurück. Die ersten beiden Versuche offenbarten aber noch keine Bestform. In Les Sables D´Olonne ließ er sich stets an zweiter Stelle ziehen und versuchte den späteren Sieger auch aus dem Rücken zu attackieren. Dabei ging aber hauptsächlich die Chance auf den Ehrenplatz verloren. Es wurde sogar nur noch Rang Vier. In Lisieux war er bei sehr schlechten Bahnverhältnissen mit der Zulage am Ende seiner Kräfte und konnte nur ins Kleingeld laufen. Für die erweiterten Wetten kann es aber reichen.
Einen Ausfall, wie beim letzten Start, wird es für C D (12) heute wohl nicht geben. Der Patzer wurde mit einem Geschirrdefekt erklärt. Aber genau wie bei diesem Start wird die Stute heute mit vier Eisen und ohne einen "Vollstrecker" im Sulky präsentiert. Die Ambitionen liegen eindeutig im Wintermeeting, wo sie bessere Engagements finden wird.
Wie schon in der Heimat, fiel BULLYOUNG (13) auch bei der Rückkehr nach Frankreich mit Unsicherheiten negativ auf. Ende Juni konnte er aber eine Partie auf diesem Kurs ohne Fehler absolvieren. Dabei zeigte sich, dass der Wallach auch fehlerfrei nicht ernst zu nehmen ist. Sofort an die Innenkante verzogen, wurde die Luft schon vor dem Schlussbogen sehr dünn. Bis ins Ziel verlor er etliche Längen. Die Form steht damit weiter im Stall Lindqvist. Aber nicht so, wie es sich der Trainer vorstellt.
Tipp:
VINCENT FERM (9)
HELENA DI QUATTRO (10)
ELIOT D´AMBRI (3)
OLLE ROLS (8)
BAMBI DE BRY (6)
Für die Kombinationen: DEVISE DU VIVIER (2)