Vorschau Berlin-Mariendorf, 05.05.22
(btv-press) Die Mariendorfer Matinée-Veranstaltung rückt den Ausnahmesportler Gerhard Biendl in den Mittelpunkt.
Ende vergangenen Jahres beendete Gerhard Biendl seine Karriere als Trabertrainer und der Wechsel in den Ruhestand vollzog sich eher still und leise. Denn zum einen mag Gerhard Biendl viel Trubel um seine Person nicht allzu gerne und zum anderen klingt das Wort Abschied für ihn viel zu streng. „Denn wer weiß – vielleicht steige ich ja einfach mal aus Spaß wieder in den Sulky. Man soll nie nie sagen“, hatte der Ausnahmesportler, dem in seiner Laufbahn insgesamt 4.460 Fahrersiege gelangen, zu jenem Zeitpunkt mit einem verschmitzten Lächeln gesagt. Für seinen Ruhestand hat sich Neunte der ewigen deutschen Bestenliste gemeinsam mit seiner Gattin Gabi einen der schönsten Orte des Landes ausgesucht: nämlich Prien am Chiemsee. Und wer weiß: Vielleicht wird aus dem vermeintlich traberfreien Rentnerdasein tatsächlich ein Unruhestand – erste zarte Anzeichen dafür gibt es offenbar.
Die Berliner Rennsportfans haben den „Mann in Blau“, der im Winner-Circle zumeist eher wortkarg war, der auf der Sandpiste aber stets ein Machtwort sprach und Genie, Fleiß und Disziplin in einzigartiger Weise in sich vereinte, jedenfalls ganz tief in ihr Herz geschlossen. Nicht nur, weil er in der Hauptstadt zweimal das Traber-Derby gewann, sondern weil sein Name über Jahrzehnte hinweg für Qualität und Verlässlichkeit stand. Beim rückblickenden Betrachten seiner Karriere ist es nahezu unmöglich, taktische Fehlentscheidungen zu finden. Natürlich musste auch ein Gerhard Biendl im Rennen bei seinem Pferd bleiben – aber wenn er einen guten Traber zur Hand hatte, dann war er auf der Ziellinie stets ganz vorne. Für das wettende Publikum war Gerhard Biendl wie kaum ein anderer eine felsenfeste Bank.
Davon zeugen nicht nur die Triumphzüge von Speedy Harry, Gustav Diamant, Celestial Light TK, Popeye Diamant und dem von seinem Bruder Helmut trainierten Lets Go, die allesamt als Namensgeber der fünf am Donnerstag ausgetragenen Mariendorfer Rennen fungieren. Sondern die Liste der Pferde, die mit Gerhard Biendls größten Erfolgen verbunden sind, ist unerschöpflich lang: Kano Comfort, Top of the Rocks, Celebrate Light, Pipper Langkjaer, Mayon Bowl sowie Francis Diamond sind nur einige von ihnen und alle bedeutenden Sieger aufzuführen, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Sie sind der beste Beweis für das, was Gerhard Biendl über Jahrzehnte hinweg geleistet hat. Und da Menschen von dem, was sie wirklich lieben, zumeist nicht voll und ganz lassen können und diese Regel sicherlich auch für Gerhard Biendl gilt, ist der Berliner Trabrenn-Verein davon überzeugt, dass die Zuschauer ihn eines Tages mit Pferd bei einer Siegerehrung wiedersehen werden.
Einer, dessen Erfolgszahl sogar fünfstellig ist, nimmt an der Auftaktprüfung der Veranstaltung teil. Nämlich Heinz Wewering, der die Stute Castanea steuern wird. Die Sechsjährige verfügt über die schnellste Rekordmarke der acht Teilnehmer, hat aber den äußersten Startplatz erwischt und ist daher in der Außenseiterrolle. Als Sieganwärter gelten in erster Linie Victor Gentz und Lorette Ass, die sich allerdings vor Thai Soho (Dennis Spangenberg) und Pralla Michi (Thorsten Tietz) in Acht nehmen müssen. Eine gute Platzierung ist auch für Quarter Hennessy (Kay Werner) drin, der zuletzt beachtlichen Speed entwickelte.
Das 2. Rennen bildet den Auftakt der V4-Wette.und trotz der Tatsache, dass die relativ niedrige Gewinnsummenklasse bis 2.000 Euro angesprochen ist, überaus stark besetzt. Readly Passion (Dennis Spangenberg) ließ den ebenfalls imponierenden Cox (Thorsten Tietz) souverän abblitzen, musste sich in Bahrenfeld aber zuvor überrachender Weise Gentle du Noyer (Manfred Zwiener) beugen. Verdi Venus (Heinz Wewering) ist recht diffizil, war aber nicht weit hinter Jerrymed (Franz-Josef Stamer), der ebenso wie der manchmal allzu temperamentvolle, aber laufstarke Athanasius (Thomas Panschow) bereits eine 15,5-Kilometerzeit trabte. Iniesta AM (Michael Nimczyk) hat dagegen erst einen 18er-Schnitt. Das Debüt machte aber Geschmack auf mehr. Für Heidi de Domloup (Michael Hönemann) wird es zwar schwer – ihr Karlshorster Sensationstreffer für 114-faches Geld ist jedoch in guter Erinnerung.
Im 3. Rennen sind die Amateure gefordert und es schaut sehr gut für Andreas Marx und seinen Vierbeinerstolz Chimichurri aus. Die neue Aufgabe ist wesentlich leichter als das, was im Fritz-Brandt-Klassiker gefordert war. Chimichurri wird sich in erster Linie mit dem Dauerläufer Nordic Jaycee (Carsten Borck) und Julnick Shark auseinandersetzen müssen, dessen Fahrer Peter Neisius eher selten in Berlin zu Gast ist, aber im Sulky stets clever agiert. Mon Filou (Sebastian Gläser) wurde durch einen zu spät ausscherenden Gegner aus dem Takt gebracht – die Disqualifikation ist somit entschuldigt. Kjeld von Haithabu (Joachim Hay) und Quick Lady (Michael Hamann) können ein schnelles Tempo einschlagen, wobei die Letztgenannte in Karlshorst trotz optimalen Verlaufs nicht hundertprozentig überzeugen konnte.
Im 4. Rennen treffen zwei Erfolgstypen aufeinander. Nämlich der von Thorsten Tietz gesteuerte Lopetegui und Pastors Girl, deren Leinen Michael Nimczyk in die Hände nimmt. Ein einsames Duell dieser beiden Pferde ist dennoch nicht zu erwarten. Denn es gibt noch weitere Teilnehmer, die mitmischen können. Racing in Time (Jochen Holzschuh) war schon in 13,9 unterwegs und reist mit einem frischen Ehrenplatz an. Klaus Hazelaar streute zwar zweimal Galoppaden ein – die Arbeitsleistungen sind aber nach Ansicht seines Trainers und Fahrers Dennis Spangenberg überzeugend. San Pardo (Manfred Zwiener) und Hangoun du Bocage (Thomas Reber) sind sehr zuverlässig. Besonders gespannt sein darf man auf das Saisondebüt des letztjährigen Derby-Starters Don Trixton (Thomas Panschow). Falls er sich in der Winterpause positiv weiterentwickelt hat – wovon auszugehen ist – besitzt er das Potential, alle Gegner zu schlagen.
Den Abschluss der kompakten Veranstaltung machen die französischen Traber. Glattgehend kann es eigentlich nur eine Siegerin geben: die von Jochen Holzschuh gesteuerte Grietje. Denn die Sechsjährige geht genauso wie Hydole de Joyere (Mario van Dooyeweerd) und Fifi du Gassel (Michael Nimczyk) von der 2.500-Meter-Grundmarke aus ins Rennen, während Expandable Hope (Dennis Spangenberg), Gouritch (Thomas Reber) und Fantastic Foot (Michael Hönemann) eine Zulage verkraften müssen. Am härtesten hat es Atoll Danover (Thorsten Tietz) erwischt. Er muss Grietje sogar 40 Meter geben. Auslassen sollte man den Wallach aber nicht. Der zwölfjährige Oldie läuft zwar nicht mehr in der in der Form seines Lebens. Aber man sollte nicht vergessen, dass er in seiner langen Laufbahn rund 340.000 Euro Preisgeld verdient hat – mehr als dreimal so viel wie alle seine Gegner zusammen.
Die Wett-Highlights am 5. Mai:
Prämienausspielung um Wett- und Wertgutscheine in Höhe von 1.100 Euro über die Siegwette der Rennen 1-5.
1. Rennen - Sieg-Jackpot 2.000.- Euro.
2. Rennen - Start der V4-Wette mit 4.000.- Euro Garantie.
3. Rennen - Sieg-Jackpot 2.000.- Euro.
4. Rennen - Daily Double-Rennen.
5. Rennen - Sieg-Jackpot 2.000.- Euro.
Unsere Tipps:
1. Lorette Ass – Pralla Michi – Thai Soho
2. Readly Passion – Cox – Iniesta AM
3. Chimichurri – Nordic Jaycee – Julnick Shark
4. Pastors Girl – Lopetegui – San Pardo
5. Grietje – Gouritch – Fantastic Foot