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Eine Krone für Isla

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Nachschau Berlin-Mariendorf, 23.10.2022


Tim Schwarma steuert Paul Kuhsträters Riesenaußenseiterin  zum Sieg im Breeders-Crown-Lauf der vierjährigen Stuten. Das Pendant der Hengste und Wallache geht an den Europameister Alessandro Gocciadoro mit einem enorm verbesserten Jimmy Ferro BR. Der legendäre Jean-Pierre Dubois hat auch mit 82 Jahren nichts von seinem Können verlernt.


Die älteren Pferde hatten am Samstag in toller Manier bereits vorgelegt – nun kamen am zweiten Tag des Berliner Breeders-Crown-Meetings die zwei- bis vierjährigen Vierbeinerstars an die Reihe. In den sechs Hauptläufen waren inklusive der Züchterprämie fast 185.000 Euro Preisgeld an die Besitzer der Besten von Ihnen ausgelobt und naturgemäß standen vor allem die vierjährigen Hengste und Wallache besonders im Mittelpunkt – trat hier doch kein Geringerer als der Derby-Sieger Days of Thunder an. Für den von Thorsten Tietz gesteuerten Hengst lief es trotz sehr guter Leistung aber alles andere als optimal. Denn er kam zu keinem Zeitpunkt an dem vom Europameister Alessandro Gocciadoro auf den Punkt genau optimal vorbereiteten Jimmy Ferro BR vorbei. Gleich in der Startphase zeigte Gocciadoro, was Sache ist und übernahm die Führung. Für Days of Thunder war dies rennentscheidend. Der Derby-Sieger kam an Jimmy Ferro BR, der zur Tagesbestzeit von 1:12,0/1.900m stürmte, zu keinem Zeitpunkt vorbei. Zu allem Überfluss holte Days of Thunder beim Kampf um Ehrenplatz dann ausgangs des Schlussbogens auch noch Oblivion (Jaap van Rijn) schwer von den Beinen, was in die Disqualifikation des Derby-Siegers mündete. Deutlich hinter dem überlegenen Jimmy Ferro BR gingen das zweite und dritte Geld somit an Hockstedt (Victor Gentz) sowie Staccato HL (Robbin Bot). 



Für den tollen Auftritt seines Schützlings erhielt Alessando Gocciadoro natürlich reichlich Applaus. Aber noch kräftiger wurde der Sieger des Hauptlaufs der vierjährigen Stuten vom begeisterten Publikum gefeiert. Tim Schwarma vollbrachte mit Paul Kuhsträters Isla eine Sensation und gewann Start bis Ziel. Für Schwarma, der seit Jahren zu den besten Fahrern in Deutschland gehört, aber von den Besitzern leider viel zu selten für wirkliche Spitzenpferde in Anspruch genommen wird, war es der größte Sieg seiner fahrerischen Laufbahn – und der sympathische Profi hatte diesen Erfolg ebenso wie das gesamte Team von Isla wahrlich mehr als verdient. Die Stute gab sich nicht die geringste Blöße und trumpfte in ihrer neuen persönlichen Rekordzeit von 12.8/1900m auf. Zwei Längen dahinter holte sich Rose Hill (Jaap van Rijn) vor Red Pine Lily (Thomas Panschow) den zweiten Rang. Doch diese ebenfalls exzellenten Leistungen gingen völlig in der Begeisterung der Zuschauer unter. Denn die Aufmerksamkeit gehörte voll und ganz Tim Schwarma, der seine geballte Faust triumphal in den Himmel reckte.


Die beiden Hauptläufe der Dreijährigen wurden zur Bühne von völlig gegensätzlichen Akteuren – zumindest, was das Alter betrifft. Die Franzosen-Legende Jean-Pierre Dubois feierte vor wenigen Monaten das 82. Wiegenfest, während der mehrmalige Berliner Champion Thorsten Tietz fast vier Jahrzehnte jünger ist und in dieser Woche 45 wird. Aber in einem waren beide gleich: Im perfekten Umgang mit ihren Pferden und im Selbstbewusstsein hinsichtlich der Taktik. Sowohl Jean Pierre Dubois wie auch Thorsten Tietz setzten ihre Schützlinge, die Stute Look of Love und den Wallach Perfecto sehr offensiv auf der Tribünengerade ein.Nur der weitere Verlauf war unterschiedlich. Während Jean-Pierre Dubois angesichts hartnäckiger Gegner zu 100 Prozent das Leistungsvermögen von Look of Love abrufen musste, war Tietz mit dem mit sieben Längen Vorsprung erfolgreichen Perfecto schon weit vor dem Ziel in Sicherheit. 


   

Mächtig spannend ging es im Hauptlauf der zweijährigen Stuten zu, denn es gab viele Positionswechsel. Erst hatte die von Jeffrey Mieras präsentierte 10,2:1-Außenseiterin Narda F Boko das Kommando, dann wurde sie von Nirvana Newport (Robin Bakker) abgelöst und vor den Tribünen trat dann Never Ever Newport (Michael Nimczyk) mächtig auf das Gaspedal. Doch im Einlauf wurde das Geschehen komplett umgekrempelt. Während Never Ever Newport kürzer trat und auf den vierten Rang zurückfiel, wurde Narda F Boko immer stärker und kämpfte sich für den Sieg knapp an der ebenfalls gut durchziehenden Nirvana Newport vorbei. 



Fast hätte es für Jeffrey Mieras im Pendant der Hengste und Wallache mit In Motion ebenfalls gereicht. Der Youngster lag das gesamte Rennen über an der Spitze – nur nicht auf der Ziellinie. Denn genau dort schossen Danny Brouwer und Cincinnati Beach S in der neuen deutschen Mitteldistanz-Rekordzeit für Zweijährige an ihm vorbei. Der unterwegs an dritter Position gelegene Hengst trabte 13,3/1.900m – ein absolut phänomenaler Kilometerschnitt! Keine Frage: Dieses Pferd steht vor einer großen Zukunft! 



Zwei Entlastungen für die vierjährigen Traber reicherten das Breeders-Crown-Geschehen an. Marciano Hauber siegte mit Orkan Bo mit einer offensiven Taktik. Der Wallach stürmte vor den Tribünen nach vorne und zwang seinen Gegnern völlig problemlos das Tempo auf – der Sieg geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Ebenso souverän fiel der Erfolg für Thorsten Tietz und Romanze aus. Die Fuchsstute, die im Mitbesitz des Mariendorfer Rennkommentators Murat Eryurt läuft, wurde erst im Einlauf eingesetzt und zog grußlos an der Pilotin La Vie en rose (Robbin Bot) vorbei. Sie gewann, wie es der zu diesem Zeitpunkt nicht selber am Mikrofon weilende Murat Eryurt wohl ausgedrückt hätte, „hoch hoch hoch überlegen“.


Auch die weiteren Rennen wurden dem Stellenwert der Veranstaltung mehr als gerecht. So ging u. a. kein anderer als der Bahnrekordler Halva von Haithabu an den Start. Mit Thorsten Tietz, der als einziger Fahrer drei Tagessiege verbuchen konnte, gab sich der amtierende Bahnrekordhalter diesmal bei seinem aus der Führungsposition heraus erzielten Sieg über den enorm zähen Widersacher Tsunami Diamant (Robbin Bot) mit einem Kilometerschnitt von 13,6/1.900m zufrieden. Und auch Beau de la Vitard wusste zu glänzen. Ein großes Kompliment an seinen Trainer und Fahrer Ronald de Beer. Der Niederländer hat den ehemaligen Underdog zu einem Seriensieger geformt. Der Hengst ging aus dem Schlussbogen heraus nach vorne und triumphierte souverän. 


Weniger rühmlich verlief das Trabreiten, denn das Feld war durch Galoppaden sowie den Sturz der Favoritin Theresa Viking (Ronja Walter) rasch dezimiert. An der tollen Leistung des von Marisa Bock offensiv gerittenen Windhund gab es dennoch nichts zu rütteln. Die Amazone strahlte bei der Siegerehrung über das ganze Gesicht. Weitaus defensiver sah die Taktik von Tom Karten aus. Mit Versace Diamant, der im Rush an seinen Gegnern vorbeiflog, wartete der hochtalentierte Amateur bis zur Zielgeraden ab. Der Wallach war eine Klasse für sich. Michael Nimczyk gewann mit dem ebenfalls erst auf der Schlusshalben gebrachen Farmer Simoni ähnlich leicht. Der Goldhelm setzte mit einem Start-Ziel-Erfolg von Cervantes dann auch den Schlusspunkt unter das Breeders-Crown-Meeting 2022.           

Gesamtumsatz: 308.457,69 Euro. Bahnumsatz: 121.367,80 Euro. Außenumsatz:  187.089,89 Euro.  


Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 6. November statt. Veranstaltungsbeginn ist um 13.30 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt stehen das mit 30.000 Euro dotierte Auktionsrennen für Vierjährige, die Gold-Serie und die VDT-Rennen. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 31. Oktober. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.


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