Nachschau Hamburg-Horn, 12.07.2020
(Hamburg) In Swoop ist der Sieger im IDEE 151. Deutschen Derby (Gruppe I, 650.000 Euro, 2.400 m), dem bedeutendsten Galopprennen hierzulande im Jahr 2020, das am Sonntag wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer auf der Rennbahn in Hamburg-Horn über die Bühne ging. Der Sieg des dreijährigen Hengstes markiert den 19. Triumph für das Gestüt Schlenderhan im Rennen des Jahres.
Der von Francis-Henri Graffard in Frankreich trainierte dreijährige Hengst wandelte mit Jockey Ronan Thomas als 14,7:1-Außenseiter auf den Spuren seines 2007 im Blauen Band erfolgreichen Vaters Adlerflug. Mit einer Aufholjagd der Extraklasse baute der erst zum dritten Mal gestartete und zuletzt im Prix Greffulhe drittplatzierte Crack die tolle Serie des Gestüts Schlenderhan im Derby aus – es war der 19. Erfolg für die Zuchtstätte aus Quadrath-Ichendorf als Rekordhalter im Rennen des Jahres.
Noch als viertletztes Pferd erreichte In Swoop die Zielgerade, während Kellahen vor Prince Oliver das 19-köpfige Feld anführte. Auch Grocer Jack war dichtauf und startete auf der Zielgeraden bald einen Angriff. Doch In Swoop schaffte das nahezu Unmögliche und kam wie auf Rollschuhen noch zum mit 390.000 Euro Siegprämie honorierten Derby-Coup.
Mit einer dreiviertel Länge Vorsprung wehrte In Swoop den Auenqueller Außenseiter Torquator Tasso aus dem Stall von Trainer-Neuling Marcel Weiß ab, Grocer Jack hielt Rang drei gegen Kaspar und Notre Ruler. Der Favorit Wonderful Moon musste sich mit sechs begnügen. Er schien an der Außenseite die Konkurrenz schon zu überrollen, zog dann aber nicht ganz durch. „Es wurde ihm am Ende wohl etwas zu weit“, meinte Mitbesitzer Lars-Wilhelm Baumgarten.
Feiern durfte das Team um In Swoop: „Es war gutes Tempo. Ich hatte im Schlussbogen mehrere Optionen. In Swoop wird sich von Rennen zu Rennen steigern“, sagte Jockey Ronan Thomas. Gebhard Apelt, der General Manager des Gestüts Schlenderhan, erklärte: „Das ist überwältigend. Eine Super-Leistung von In Swoop. Ich muss auch dem Jockey ein Riesenkompliment machen. Er hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Von weit hinten wurde das Pferd immer schneller. Er ist sehr cool geblieben.“
Weltberühmte Scheich-Farben vorne
Umrahmt wurde das Blaue Band von zwei weiteren Grupperennen, die den Stuten vorbehalten waren. Im Sparkasse Holstein-Cup (Gruppe III, 27.500 Euro, 1.600 m), der Hamburger Stutenmeile, gab es einen leichten Erfolg der im Besitz des weltbekannten Stalles Godolphin von Dubai-Herrscher Scheich Mohammed stehenden Half Light, die Henri-Alex Pantall im französischen Beaupreau trainiert. Mit Jockey Soufiane Saadi ließ die Seriensiegerin am Ende mit großem Endspurt der vorne bestens standhaltenden Song of Life und Sanora keine Chance. Die klassische Siegerin Lancade kam nie in die Partie.
Siegreiter Soufiane Saadi über Half Light, die als 2,9:1-Favoritin allem Vertrauen glänzend gerecht wurde: „Ich habe an der Innenseite angegriffen, und mit dieser tollen Stute hatte ich leichtes Spiel. Sie ist gut genug für noch bessere Aufgaben in Frankreich und Deutschland.“
Hochspannung bis zur Ziellinie
Hochspannung bis zur Ziellinie – das war die Devise in der Mehl-Mülhens-Trophy (Hamburger Stutenpreis, Gruppe III, 27.500 Euro, 2.200 m), einem Testlauf für den Henkel – Preis der Diana. Denn erst das Zielfoto wies einen Kopf-Vorteil aus für Gestüt Auenquelles Virginia Joy (3,3:1), die mit Jockey Adrie de Vries den ersten Gruppesieg für den Mülheimer Neutrainer Marcel Weiß perfekt machte.
Erst ganz zuletzt schob sich die Soldier Hollow-Tochter noch an Zamrud vorbei, die an der Außenseite lange den Sieg vor Augen hatte. Dritte wurde die lange führende For Pleasure. 16.000 Euro Geldpreis wandern auf das Konto des Gestüts Auenquelle (Rödinghausen). „Wir waren innen etwas isoliert, aber es hat zum Glück gereicht“, ließ Siegjockey Adrie de Vries durchblicken.
Überraschung durch Phuket Paradise
Eine Überraschung gab es im Rudolf-August Oetker-Gedächtnisrennen, dem BBAG Meiler-Auktionsrennen (52.000 Euro, 1.600 m), durch den für Christoph Holschbach und Thomas Krauth angetretenen dreijährigen Hengst Phuket Paradise aus dem Kölner Quartier von Champion Henk Grewe. Der 10,7:1-Außenseiter ließ mit dem französischen Jockey Antony Crastus die Stute Mrs Applebee und den Favoriten Zavaro mit tollem Schlussspurt noch stehen. „Es lief alles perfekt für uns, wir haben leicht gewonnen“, freute sich Crastus.
Der Henkel – Preis der Diana am 2. August in Düsseldorf ist das Stuten-Derby auf klassischem Parkett. Für dieses Event empfahl sich im einleitenden 2.000 Meter-Rennen die von Miltcho Mintchev in Köln trainierte Persemona (6,9:1), die mit Jozef Bojko gegen Feliciana und Irianga in sehr guter Manier zum Zuge kam.
Hattrick für Thorin
Ein Pferd mit großer Zukunft dürfte auch Thorin in den Farben des bayerischen Rennstalles Gestüt Hachtsee sein, denn der dreijährige Sohn des Top-Deckhengstes Soldier Hollow vollendete im 1.600 Meter-Ausgleich II unter Andrasch Starke seinen Hattrick gegen Vicente und Alpinius.
2013 hatte Lucky Speed für den Stall Hornoldendorf von Arend Oetker das Derby in Hamburg gewonnen. Mit dem Schimmel Quian hat der Unternehmer wieder ein versprechendes Pferd in seinen Reihen. Denn sein Erfolg im Ausgleich II über 3.200 Meter vor Sternjuwel und Scalero (im Besitz von HRC-Präsident Eugen-Andreas Wahler) über weite 3.200 Meter machte Appetit auf mehr.
Start-Ziel bestimmte Steffen Molks‘ Princess Kahena (6,4:1) mit Andre Best für Trainerin Sarka Schütz die „Wetten, dass…?!? 2.0 Mega-Viererwette der Woche“ (Ausgleich III, 1.600 m). Shadowhunter, Tex Hollow und Lovely Dream komplettierten die Viererwette, die 11.254,8:1 Euro brachte.
Sahib’s Joy souverän
Die 46.000 Euro, die der Stall Dipoli vor zwei Jahren bei der BBAG-Auktion für den Soldier Hollow-Sohn Sahib’s Joy investiert hatte, scheinen bestens angelegt. Denn der Hengst aus dem Kölner Quartier von Peter Schiergen löste sich im Hapag-Lloyd-Rennen (BBAG Steher-Auktionsrennen, 52.000 Euro, 2.200 m) mit Jockey Lukas Delozier spielerisch von Monete und Manoucheer.
Sommelier, ein von Markus Klug für den Stall Simply Red trainierter Wallach, schaffte im 2.000 Meter-Ausgleich I den vierten Saisontreffer beim ebensovielten Start. Mit Maxim Pecheur kam er spät noch an Nubius und Lord Leoso vorbei.
Auch Deutschlands beste Reiterin Sibylle Vogt trug sich nochmals in die Siegerliste ein: Mit der Außenseiterin Kiss The Wind (10,4:1) holte sie sich für den Dänschenburger Stall von Anna Schleusner-Fruhriep (unweit der Ostsee) den Ausgleich II über 2.000 Meter vor Godeberge, Lover Boy und Astrella. Die Viererwette bezahlte 4.021,5:1 Euro.
Der Wettumsatz in den zwölf Leistungsprüfungen belief sich auf 950.469,68 Euro, ein ausgezeichnetes Ergebnis. Ein sehr positives Fazit zog HRC-Schatzmeisterin Ilona Vollmers: „Das war ein in dieser Konstellation einmaliges Derby. Ich bin von den Zahlen sehr angenehm überrascht.“ Über alle Tage erreichte das Idee Derby-Meeting einen Umsatz von 1,8176 Mio. Euro.