Nachschau Baden-Baden, 29.05.22
(MH). Der „Adler“ fliegt dem Arc-Sieger davon – nach einer atemberaubenden Aufholjagd überspurtete der letztjährige Derby-Zweite Alter Adler die sechsköpfige Konkurrenz im Großen Preis der Badischen Wirtschaft (Gruppe II, 70.000 Euro, 2.200 m), dem Höhepunkt am Abschluss-Sonntag des Frühjahrs-Meetings vor 11.000 Zuschauern auf der Galopprennbahn in Baden-Baden. Vom letzten Platz packte der 3,9:1-Mitfavorit, der zum ersten Mal von Andrasch Starke geritten wurde, so stark an, dass schon deutlich vor dem Ziel der Gewinner von 40.000 Euro Siegprämie feststand. Arc-Sieger und Favorit Torquator Tasso musste sich dagegen mit Platz sechs begnügen.
Der Stall Nizza des Freiburger Privatbankiers Jürgen Imm („das war einer der schönsten Momente in meiner gesamten Laufbahn als Besitzer und Züchter) ist der Eigner von Alter Adler, einem Sohn des viel zu früh abgetretenen Deckhengstes Adlerflug. Waldemar Hickst in Köln bereitet den vierjährigen Hengst vor, der seine Gewinnsumme auf 305.610 Euro steigerte und beim elften Start seinen dritten Erfolg markierte.
Vom letzten auf den ersten Platz
Unterwegs konnte Alter Adler zunächst das Tempo gar nicht mitgehen und fand sich an letzter Position ein, während in der Gegenseite Dato von Virginia Storm die Führung übernahm. Mansour war dichtauf vor Torquator Tasso, Best of Lips, dem nach guten Start wieder zurückgenommenen Sea of Sands und dem späteren Sieger.
Schon im Schlussbogen fiel auf, dass der Favorit Torquator Tasso sich von Rene Piechulek bei seinem ersten Saisonstart mächtig bitten ließ, wie auch Dato vorne bald ausgespielt hatte. Virginia Storm ging innen weiter, auch Mansour und Best of Lips blieben dabei, aber als Andrasch Starke Alter Adler an der Außenseite einsetzte, war die Frage nach dem Sieger schnell beantwortet.
Souverän entfernte sich von der Gegnerschaft und bekam alles locker mit eindreiviertel Längen geregelt. Der Hansa-Preis in Hamburg oder der Große Preis von Berlin sind mögliche Ziele, der Arc könnte dann im Oktober angepeilt werden.
Erstaunlicherweise gab sich der Riesenaußenseiter Virginia Storm innen nie geschlagen und lief als Zweiter das Rennen seines Lebens. Mansour zog sich als Dritter bei seinem ersten Auftritt auf diesem Level toll aus der Affäre, denn er wehrte Best of Lips ab, der sich aus guter Lage nicht steigern konnte. Sea of Sands wirkte nie gefährlich, blieb aber noch vor Torquator Tasso, der noch nicht besser anpackte und sich mit Rang sechs begnügen musste. Dato ließ deutlich nach.
Stimmen:
Andrasch Starke (Jockey von Alter Adler): „Es war am Anfang so viel Tempo, dass wir an letzter Stelle waren. Im Schlussbogen habe ich gesehen, dass Torquator Tasso schon in Nöten war, während mein Pferd bestens ging. Als ich Alter Adler auf der Geraden nach außen gezogen habe, war alles entschieden. Den Rest hat jeder gesehen.“
Waldemar Hickst (Trainer von Alter Adler): „Wir waren uns nicht sicher, ob wir laufen würden, da er eher weichen Boden bevorzugt, aber es hatte heute ja noch einmal geregnet. Die Bahn war in einem sehr guten Zustand. Eigentlich sollte Alter Adler an zweiter, dritter Stelle gehen, aber bei dem schnellen Tempo hat Andrasch hinten abgewartet. Im Schlussbogen packte er immer besser an und war dann klar voraus. Er hat nun eine Nennung im Hansa-Preis in Hamburg, auch der Große Preis von Berlin könnte ein Ziel sein.“
Alberto Sanna (Jockey von Virginia Storm): „Ich hätte gerne das Grupperennen gewonnen, aber natürlich war das eine tolle Leistung des Pferdes als Außenseiter. Wir hatten immer eine gute Position, und er hat stets dagegengehalten.“
Henk Grewe (Trainer von Virginia Storm): „Er ist stark gelaufen, natürlich gewinnt man auch gerne mal solch ein Rennen. Wir steuern nun den Hansa-Preis in Hamburg an.“
Toni Potters (Trainer von Mansour): „Ich bin mehr als zufrieden. Unterwegs war Mansour sehr eifrig, denn das Rennen war turbulent gelaufen, aber die Leistung konnte sich sehen lassen.
Sibylle Vogt (Reiterin von Mansour): „Es war zu Beginn etwas viel Aufregung unterwegs. Als er sich beruhigt hatte, zog Mansour gut an. Bei weichem Boden und auf 2.000 Metern wäre er noch weiter vorne gewesen.“
Andreas Suborics (Trainer von Best of Lips): „Er hatte ein aufwändiges Rennen und sich nie beruhigt, dann war am Ende die Luft ein wenig raus. Es war ja auch sein zweiter Start nach der langen Pause.“
Marcel Weiß (Trainer von Torquator Tasso): „Wir wussten, dass Torquator Tasso den ersten Saisonstart noch brauchen würde. Er musste die hohe Pace mitgehen, und 2.200 Meter waren die untere Grenze für ihn. Mit dem Ergebnis müssen wir leben. Die Pläne bleiben bestehen, der Hansa-Preis in Hamburg ist das nächste Ziel.“