Nachschau Mönchengladbach, 21.05.2020
Welcher Sportfan erinnert sich nicht an den besten Stabhofspringer aller Zeiten, Sergey Bubka aus der Ukraine. In den 90er Jahren verbesserte er seinen eigenen Weltrekord Zentimeter für Zentimeter, natürlich gegen lukrative Prämien bei den großen Leichtathletikmeetings der Welt. Irgendwie fühlte man sich nach der grandiosen Vorstellung von Broadwell daran erinnert, denn auch der kompakte Braune könnte seinen eigenen Mönchengladbacher Bahnrekord über die Mitteldistanz nach den aktuellen Eindrücken beliebig verbessern.
Mitte März trabte Broadwell 1.13,7 und verbesserte sich jetzt locker auf 1.13,3. Und es war augenscheinlich noch viel Luft nach oben, denn der Crack von Karin Walter - Mommert setzte sich auf der Zielgeraden nach Belieben seines Fahrers Michael Nimczyk von der Konkurrenz ab. Dahinter gab es eine kräftige Überraschung, denn der favorisierte Inspector Bros hatte nach einem von Robbin Bot mit Chapter One herbei geführten Fehlstart bereits viele Körner gelassen und war dann im eigentlichen Rennen an der Spitze schon Ende gegenüber geschlagen. So ging das zweite Geld an den kleinen Kugelblitz Amiral de Retz mit Jochen Holzschuh. Der stets etwas übergewichtige First de Retz Sohn fand als Dauerläufer die hohe Pace ganz nach seinem Geschmack und verteidigte den Ehrenplatz gegen den weiter gesteigerten Antoine du Bourg und Roland Hülskath.
Höchstwahrscheinlich war dies aber nicht der erste Bahnrekord des Tages, denn Goldy Stardust ( Robbin Bot ) donnerte mit Kanonen in den Händen in 1.14,3 für den durchschnittlichen Kilometer über 2.600 m um die bestens präparierte Piste. In dieser Verfassung dürfte von der Grand Dame der deutschen Traberstuten noch einiges zu erwarten sein. Dahinter zeigte Kiss Me Bo( Eline Janssen ) trotz weiterer Weg einmal mehr ein großes Kämpferherz und verwies Super Queen C ( Stefan Schoonhoven ) auf Rang drei.
Hatten in diesen beiden genannten Prüfungen die Geldschränke die günstige Ausschreibung zu einer Demonstration der eigenen Stärke genutzt bekamen die betagten " Goliaths" zu Beginn des Renntages gegen einen entfesselten " David " kein Bein an die Erde. Nicht dass die alten Herren enttäuschten aber der Fünfjährige Crazy and Quick ( Michael Nimczyk ) bewies, dass seine aktuelle Gewinnsumme von 26.000 € nicht annähernd seinem Leistungsniveau entspricht und marschierte unangefasst zu einem überlegenen Erfolg in schnellen 1.13,9 / 2.100 m und ließ dem 15 ! mal so gewinnreichen Arius du Douet mit Hennie Grift und dem bereits zwölf Jahre alten Banker Transs R ( Erwin Bot ) nicht den Hauch einer Chance.
Der schnellste deutsche Zweijährige Wallach aller Zeiten, Itseblitz durfte trotz einer Meilenprüfung mit Trainer Jochen Holzschuh weitaus gemächlicher in die Derbysaison starten. In einer auch für ihn sehr günstigen Handicapaufgabe bekam er die Führung praktisch auf dem Silbertablett serviert und konnte dann eine recht gemütliche Fahrt vorlegen ohne ernsthaft angegriffen zu werden. Auf der Zielgeraden löste sich der Sohn des nur 1.46 m großen Wishing Stone unangefasst in 1.15,5 von den Gegnern. Dahinter stand Charmane ( Gerd Steinhaus ) seinen langgezogenen Schlusspurt sehr gut durch und eroberte den Ehrenplatz vor Judena ( Ralf Oppoli ).
Zwei weitere Sieger des Derbyjahrgangs stellte Trainerchampion Wolfgang Nimczyk. Den Anfang machte dabei Straight Flush mit Michael Nimczyk, der schon in der Qualifikation sein Talent kaum verbergen konnte. Somit war es für ihn auch kein Problem einfach mal eine Klasse höher zu starten. Straight Flush übernahm dann auch gleich konsequent das Kommando und konnte am Ende auch von der in sehr guter Manier nachsetzenden Kinski Boko ( Niels Jongejans ) nicht mehr in Bedrängnis gebracht werden. Auch Kinski Boko ist erst drei Jahre alt, leider ist im schwedischen Gestütsbuch eingetragen, da dürften die Jahrgangsrennen eine Nummer zu groß sein für die zierliche Stute. Straight Flush hingegen dürfte nach diesem gelungenen Einstand in 1.16,5/ 2.100 m voll im Soll Richtung Derby sein.
Gleich danach kam auch der kleine Bruder von La Grace Lancaster mit Robbin Bot zu einem siegreichen Debüt. Nach dem fehlerbedingten Ausfall von Totofavorit Knox Newport hatte Lancaster eigentlich nur noch einen ruhigen Nachmittagsspaziergang zu absolvieren und beließ es schlussendlich bei einem sehr leichten fünf Längen Erfolg über Kanona ( Niels Jongejans) und Kees Bianco ( Jolanda Bas ).
Ein Beleg dafür wie überragend die Qualität der Veranstaltung war dürfte die Tatsache sein, dass der Chronist bereits auf sechs Rennen eingegangen ist und erst jetzt auf das sehr wertgeschätzte vierbeinige Mönchengladbacher Stammpersonal zu sprechen kommt.
Den Anfang für Michael`s Vierfacherfolg machte Versace Diamant, der sich auf den letzten Metern gegen den außen herum toll fightenden The Natural und Erwin Bot ins Ziel kämpfte. Versace hofft genau wie sein Juniorbesitzer Tom Karten darauf, dass es bald wieder Amateurfahren gibt in denen sie gemeinsam antreten können.
Bei Iowa River sieht es da etwas anders aus. Die Stute agierte in Amateurfahren mit ihrer wenig routinierten Besitzerin nicht immer sehr glücklich aber mit Niels Jongejans in Profirennen bildet die Vierjährige in Mönchengladbach ein echtes Dreamteam. Trotz eines sehr anspruchsvollen Rennverlaufes ließ Iowa River Amaja und Michael Nimczyk in erstklassigen 1.15,0 über die Mitteldistanz nicht den Hauch einer Chance. Weit zurück ersprintete Elan du Goulier ( Marciano Hauber ) Rang drei.
Erwin Bot , der regelmäßig mit seinen Schützlingen zum Schnellfahren nach Mönchengladbach kommt dürfte insgesamt nicht ganz zufrieden gewesen sein mit dem Renntag.
Dabei begann es hervorragend, denn seine beiden hochkarätigen Wiederqualifikanten Gangster und Jason Dragon lieferte in 15er Zeit tadellose Leistung ab. The Natural konnte auch wie bereits erwähnt absolut überzeugen. Im zweiten Rennen gelang Erwin dann mit Racing in Time ein leichter Sieg . In dieser Partie sorgten Inman und Terpie Burgerheide für eine hohe Pace und somit hatte Racing in Time am Ende überhaupt keine Mühe die Konkurrenz aus dem Mittelfeld heraus leicht zu überlaufen. Rang zwei ging hier an Maesta Hill vor Solvato.
Danach lief es für Erwin nicht mehr so gut, der sicherlich auch noch mit seinem jüngeren Bruder Robbin ein Hühnchen zu rupfen hat...
Der Abschluss des Renntages war den französischen Trabern vorbehalten. Jochen Holzschuh verpasste Fifi du Gassel bei seinem zweiten Tageserfolg im Rücken der führenden Felicity ( Cornelis Loman ) ein Maßrennen und spazierte zu einem am Ende überlegenen Sieg über die Pilotin, die den Ehrenplatz knapp gegen Flamme de Safran ( Ruud Pools ) verteidigte.
Leider gab es in dieser Partie drei Nichtstarter, was es für den Rennverein in Zukunft nicht eben leichter macht Fördergelder und damit eine Rennpreiserhöhung vom HVT zu bekommen.
Wer TF Rennen einfordert muss auch mal bereit sein seine Franzosen in etwas höherer Klasse anzuspannen, was in Mg ja sehr relativ ist da das Gewinnsummenlimit meist zwischen 6-10.000 liegt. Ohne diese Bereitschaft aller dürfte es schwer werden, diese Prüfungen regelmäßig zu realisieren.
Dass wir es Mönchengladbach mit einem echten Verein und einer Gemeinschaft zu tun haben sah man an den zahlreichen Helfern, die durch die Hygieneauflagen erforderlich waren.
Während andere Rennvereine auf Ordnungsdienste zurückgreifen müssen sah man Mönchengladbach nur bekannte Gesichter mit Mundschutz und gelber Ordnerweste. Jeder Stall stellte ein oder mehrere Helfer, der komplette Vorstand übernahm diverse Aufgaben.
Ein Beleg des Gemeinschaftssinn war auch das sofortige Einverständnis vom Rennleitungsvorsitzenden Hermann Leibner, der der im Rennen nicht startberechtigten Kissmequick die Möglichkeit gab nach dem neunten Rennen eine Wiederqualifikation zu absolvieren und damit der Stute und deren Team eine erneute Anreise zu ersparte.