News Frankreich Trab, 03.04.2024
(hen) Mit seinen 21 Jahren ist ANTONIN ANDRE noch sehr unbekannt im französischen Trabrennsport. Aber sein Nachname lässt unweigerlich auf seinen Vater Jean-Paul Andre schließen, der in den 80er-Jahren mit Lutin D'Isigny viele große Rennen gewonnen hat. Höhepunkt dieser Zeit war natürlich der Triumph im Amerique 1985. Jetzt tritt der Sohn Antonin aber immer weiter aus dem Schatten seines Vaters heraus. Und das nicht nur in der Rolle des Fahrers. Nach den gesundheitlichen Problemen seines Vaters, hat er im vergangenen Jahr den Familienstall übernommen und ist damit auch als Trainer schon erfolgreich aufgefallen.
Ein Sieger am letzten Dienstag in Saint-Brieuc mit Goal De La Mortrie, den er selbst geritten hat. Und ein weiterer Treffer am nächsten Tag in Caen dank Jolicoeur Du Mirel, gefahren von Anthony Allais.
"Schade, dass wir morgen keine Starter haben", sagte der Sohn von Jean-Paul Andre nach dem Erfolg in Caen. "Wenn es so gut läuft, muss man starten!", betont er. Die Rennen sind es, die er über alles liebt. Seit über einem Jahr ist er in den beiden Rollen als Fahrer und Trainer voll eingespannt. "Was mich morgens wachrüttelt, ist, zu den Rennen zu fahren."
In diesem Jahr hat er sich zum Ziel gesetzt dreißig Rennen zu gewinnen und die Hunderter-Marke (derzeit 86 Siege) zu überschreiten und eine erfolgreiche Saison als junger Trainer zu absolvieren. Das Schicksal der Verantwortung für eine Trainieranstalt, überraschte den jungen Antonin sehr plötzlich: "Als mein Vater Anfang letzten Jahres schwer erkrankte, trainierte ich über Nacht Pferde, obwohl das überhaupt nicht geplant war", erinnert er sich. "Meine Mutter ließ mir die Wahl. Aber es war klar, dass ich damit beginnen sollte. Das habe ich getan. Ich möchte auch nicht damit aufhören, was mir mein Vater noch nach meiner Ausbildung alles beigebracht hat. Eigentlich wollte er immer, dass wir zusammenarbeiten können."
Im Vorfeld seiner Entscheidung führte er ein Gespräch mit Mathieu Mottier: "Du wirst am Anfang Fehler machen, sagte er mir. Ich behielt seine Worte im Hinterkopf und versuche so gut wie möglich zu trainieren."
Und offensichtlich ist seine Arbeit nicht so schlecht. In der letzten Woche erzielte sein Stall bei 54 Saisonstartern den 8. und 9. Erfolg des Jahres, was einer Erfolgsquote von 17% entspricht. Und mit 35% landet knapp jeder dritter Starter auf dem Podium. Seine erste Saison endete mit acht Siegen und Prämien von fast 150.000 Euro.
Das macht sich auch bei der Auslastung der Boxen bemerkbar: "Der Bestand hat sich im Vergleich zum letzten Jahr mehr als verdoppelt. Damals waren es kaum fünfzehn Pferde. Heute sind es mit den jungen Pferden 35. Das hat mit unserer Entscheidung ans Meer zu gehen, zu tun. Dort konnten wir besser auf kranke und verletzte Pferde eingehen. Ich hatte letztes Jahr auch einige Erfolge als Catchdriver und konnte dadurch Pferde für den Stall gewinnen. Das war zum Beispiel bei Kalinka Du Mirel der Fall. Jacques Bruneau schickte mir auch Pferde. Ich bin sehr gut mit Charles, seinem Sohn, befreundet, und er war daran interessiert, Pferde am Wasser zu trainieren."
Der Familienstall liegt in Englesqueville-La-Percee (Departement Calvados), drei Fahrminuten vom Strand entfernt. "Ich habe nur eine sehr kleine 800 Meter-Bahn. Dort erledigen wir hauptsächlich leichte Arbeiten. Und außerdem war ich es immer gewohnt, am Strand zu arbeiten. Mein Vater trainierte dort und später ging ich zu Pierre-Louis Desaunette, der auch am Strand arbeitet." Der ehemalige Lehrling aus dem Stall Lagadeuc, wo er vier Jahre verbracht hat, führt weiter aus: "Es ist auch gut für den Kopf der Pferde und der Menschen. Ich könnte mir nicht vorstellen, woanders zu trainieren, auch wenn es vorkommt, dass wir nach Graignes fahren, was fünfundzwanzig Minuten entfernt ist. Es kommt jedoch nicht in Frage, alles zu akzeptieren. Ich teste viele Pferde und sortiere sie auch aus. Ich bin weder unerbittlich noch stur. Aber es ärgert mich, schlechte Pferde zu trainieren. Ich möchte gute Pferde haben, auch wenn sie krank oder angeschlagen sind."
Seine Vorliebe ist und bleibt aber der Wettbewerb. Aber das letzte Jahr hat ihm in gewisser Weise die Augen für das Training geöffnet: "Wenn man vom besten Monte-Lehrling Frankreichs (Anmerkung: Titel 2021) zum Profitrainer mit etwa fünfzehn Pferden und dem Chef eines Stalls wird, ist das überhaupt nicht mehr dasselbe", beschreibt er klar und deutlich. "Man sieht die Dinge nicht mehr wie zuvor. Es gibt mehr Verantwortung, viel mehr Stress. Bevor ich den Stall übernommen habe, konnte ich nicht weiter als bis zum nächsten Tag denken. Heute heißt es antizipieren, auf die kommenden Monate achten und sogar auf die nächste Saison."
Mit der seitdem gewonnenen Reife und der Stärke seiner Familie und Freunde gibt der junge Mann zu, dass er sich verändert hat: "Ich lerne nun Pferde besser zu verstehen und mit ihren Launen umzugehen. Früher, wenn ich genervt war, hatte ich die Tendenz dazu alles hinzuschmeißen und zu gehen. Wenn Du aber der Chef bist, kannst du das nicht mehr tun. Das hat mich sehr viel weitergebracht. Wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, hast du keine Wahl. Vielleicht lernen wir in diesen Momenten am meisten. Ich habe auch das Glück, eine sehr gute Unterstützung zu haben, sei es durch meine Partnerin Loane Fauchon oder durch meine Familie."
Seine Motivation schöpft er auch aus dem Wunsch heraus, seinem Vater zu zeigen, dass er Erfolg haben kann. Seine Auszeichnung als bester Lehrling im Trabreiten sah er bereits als "eine Möglichkeit, meinem Vater zu zeigen, dass ich bisher keine schlechten Leistungen erbracht habe". "In meiner Entscheidung, den Stall zu übernehmen, steckte auch der Wunsch, ihm zu zeigen, dass ich es kann", fügt er hinzu. "Mein Vater sagt nie Bravo, nie, dass es gut läuft, selbst wenn man Rennen gewinnt. Aber ich weiß, dass er im Inneren sehr glücklich ist."
Aufgewachsen zwischen "Lutin"-Pokalen
Lutin D’Isigny und Jean-Paul Andre waren eines der erfolgreichsten Duos der 1980er-Jahre. Der Besitzer und Züchter von Lutin D'Isigny Maurice Corniere brachte Jean-Paul Andre und sein Pferd zusammen. Antonin Andre wurde 2003 geboren und erlebte die große Ära seines Vaters nicht. Aber durch die vielen Pokale und Bilder, war diese Zeit in seiner Kindheit sehr präsent: "Ich bin mit "Lutin"-Trophäen und Bildern aufgewachsen. Heute kommt es mir unzugänglicher vor, als es als Kind der Fall war. Damals sagte ich mir, dass es für jeden erreichbar ist, was mein Vater geschafft hat. Aber es ist ein sehr langer Weg dorthin. Man braucht Talent, Glück und muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ein außergewöhnliches Pferd zu haben ist schon sehr kompliziert. Und am großen Tag ein perfektes Ausnahmepferd zu haben, ist noch komplizierter."
Neben dem Training liegt ihm aber auch der Jockey weiter im Blut. Auch wenn sein Stall deutlich gewachsen ist, stellt sich nicht die Frage, mit dem Trabreiten aufzuhören: "Ich möchte das Reiten fortsetzen, weil ich es liebe. Es ist meine Leidenschaft und es ist immer noch meine Vorliebe gegenüber dem Training", gibt er bereitwillig zu. "Auch wenn ich immer mehr Gefallen an der Vorbereitung finde. Vorerst möchte mir wirklich eine Chance als Jockey geben. Weil der Stall ziemlich schnell gewachsen ist, musste ich Personal einstellen. Aber ich habe auch Leute auf dem Hof, die mehr Aufgaben übernehmen können. Wenn die Belegung weiter zunehmen würde, können wir uns anpassen. Ich schaffe es, alles unter einen Hut zu bringen. Es ist ein Leben mit hundert Meilen pro Stunde. Aber wenn die Dinge gut laufen, stellt das kein Problem dar. Ich muss in der zweiten Jahreshälfte meine öffentliche Trainerlizenz absolvieren. Der Stall muss auch renoviert werden. Das alles erfordert viel Arbeit. Wir würden gerne eine Scheune bauen und die Piste erneuern. Die Einnahmen aus den Rennen geben mir mehr Sicherheit, da ich weiß, dass sie diese Kosten decken werden."
Der "Sohn von..." ist auch ein Image, mit dem Antonin aufgewachsen ist. "Ich war schon immer der Sohn von… Ein bisschen wie bei Nicolas Bazire oder den Duvaldestin-Brüdern, auch wenn es nicht ganz dasselbe ist. Wir mögen es, wir selbst zu sein und als das anerkannt zu werden, was wir sind. Das ist wichtig. Wir sind nicht unsere Eltern. Aber Deine Eltern stolz zu machen, ist schön."