Nachschau Baden-Baden, 27.08.2023
(MH) Der begehrteste Ehrenpreis im deutschen Galopprennsport, eine vergoldete Peitsche, bleibt in Deutschland: Zerostress, von Sascha Smrczek in Düsseldorf für den Stall ROM trainierter siebenjähriger Wallach, gewann mit dem französischen Jockey Hugo Besnier die 153. Casino Baden-Baden Goldene Peitsche (Gruppe III, 55.000 Euro, 1.200 m).
Vorausgegangen war vor 7.900 Zuschauern nicht nur ein spannungsgeladener Rennverlauf, sondern auch eine Überprüfung durch die Rennleitung. Zerostress hatte von zweiter Stelle aus hinter der bald in Front gezogenen Favoritin Amellata eine ideale Ausgangsposition und beschleunigte im Finish enorm. Doch dann wurde die Co-Favoritin Exxtra immer stärker und näherte sich Zerostress immer mehr. Mit einem Kopf-Vorteil rettete sich der 17,1:1-Außenseiter nach Hause, doch noch war die Siegprämie von 32.000 Euro nicht in trockenen Tüchern. Denn im Finale war Zerostress deutlich in die Spur von Extra gewichen. Lange Zeit berieten die Turf-Schiedsrichter, doch beließen sie das Ergebnis so, wie es war.
Kollektiver Jubel bei großer Besitzergemeinschaft
Große Erleichterung herrschte beim Team um den in diesem Jahr so enorm gesteigerten Zerostress, der vor allem in Frankreich große Kasse gemacht hatte. Einst hatte ihn das Gestüt Ittlingen günstig an die rund 40-köpfige Besitzergemeinschaft, die aus den verschiedensten Regionen Deutschlands kommt, abgegeben. Die viele Arbeit, die Trainer Sascha Smrczek und seine Mannschaft investiert hatten, zeichnete sich voll aus.
Exxtra unterlag nur knapp und unglücklich, während Clever Candy als Dritte den Triumph für Sascha Smrczek so richtig rund machte. Zandjan hielt sich als Vierter sehr ansprechend, während die Favoritin Amellata am Ende vorne klar abbaute und nur auf Rang fünf einkam. Die anderen Pferde hatten keinen Einfluss auf die Entscheidung. Die Viererwette bezahlte 13.784:1 Euro.
STIMMEN:
Hugo Besnier (Jockey von Zerostress): „Ich hatte ein sehr gutes Rennen hinter der Favoritin. Als ich Zerostress gefordert habe, hat er sehr stark angezogen.
Sascha Smrczek (Trainer von Zerostress und Clever Candy): „Es ist unglaublich, wie sich Zerostress in diesem Jahr gefunden hat. An ihm sind Leute aus der ganzen Republik beteiligt. Er hat sich mental sehr gefestigt, denn er war ja nicht ganz einfach. Wir werden abwarten, was der Handicapper sagt, ehe wir entscheiden, wo wir weitermachen. Auch Clever Candy ist ein Bombenrennen gelaufen. Mit ihr könnte es in ein Grupperennen in Dresden gehen.“
Carlos Lerner (Trainer von Exxtra): „Das war eine Super-Leistung von der Stute. Etwa 50 Meter vor dem Ziel ist der Sieger etwas in ihre Spur gelaufen. Ihr nächster Start könnte im Prix de la Foret am Arc-Wochenende in Paris sein.“
Bayarsaikhan Ganbat (Jockey von Clever Candy): „Wir hatten ein schönes Rennen. Der dritte Platz ist eine Klasse-Leistung.“
Henk Grewe (Trainer von Zandjan): „Ein Riesenrennen von unserem Pferd. Er hat seine letzte Form voll korrigiert.“
Großer Zahltag beim Debüt: 50.000 Euro-Gewinn für Three Havanas im Iffezheimer BBAG-Auktionsrennen
Das Gestüt Karlshof der Familie Faust in Gernsheim gehört seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Zuchtstätten in Deutschland. Ihre zweijährige Stute Three Havanas, die als Jährling bei der BBAG-Auktion nicht verkauft worden war, brachte am Sonntag, dem zweiten Tag der Grossen Woche auf der Galopprennbahn in Baden-Baden-Iffezheim, ein besonderes Kunststück fertig: In den Farben ihrer Züchter gewann die 5,2:1-Mitfavoritin gleich bei ihrem ersten Start überhaupt das Iffezheimer BBAG-Auktionsrennen für zweijährige Stuten.
Mit einem Preisgeld von 50.000 Euro kassierten ihre Eigner den Löwenanteil der Prämien in Höhe von 102.500 Euro. Auf den 1.200 Metern der Geraden Bahn hatte Lukas Delozier mit der von Henk Grewe in Köln (Nummer eins der aktuellen Statistik) trainierten Havana Grey-Tochter stets einen Platz im Vordertreffen und setzte sich mit ihr in der entscheidenden Phase locker mit zwei Längen von der Konkurrenz ab.
Jetzt Starts im Ausland geplant
„Ich war früh alleine in Front, doch hat sie alles wie ein Profi gemacht, eine Super-Stute“, sagte Jockey Lukas Delozier. Trainer Henk Grewe kommentierte: „Sie sollte eigentlich schon im Jugendpreis hier laufen, hatte aber immer wieder ihre Auszeiten. Nun haben wir sie auf dieses Rennen vorbereitet. Eine tolle Zweijährige.“
Holger Faust erklärte von Besitzerseite: „Three Havanas hatte immer Wachstumsprobleme, doch jetzt war sie soweit. Sie ist eine sehr schnelle Stute, die heute überlegen war. Ich bin sicher, dass die Distanz ihr Maximum war. Leider gibt es auf dieser Strecke wenig Rennen in Deutschland für sie, so dass wir uns nun in Richtung Ausland orientieren werden.“
Die große Außenseiterin Balzane Deux erkämpfte sich mit einiger Endgeschwindigkeit Platz zwei. „Es war noch zu kurz für sie, daher bin ich sehr zufrieden“, signalisierte Trainer Christian von der Recke. Immer prominent war auch Mademoiselle Lilly, die sich Platz drei gegen Pacifica holte. „Sie hat stark zurückgekämpft und braucht eigentlich weitere Wege“, ließ ihr Betreuer Michael Figge durchblicken.
Vinnare mit dem fünften Saisonsieg
Drei Pferde hatte „Sprint-Spezialist“ Frank Fuhrmann aus Möser in das einleitende 1.000 Meter-Handicap geschickt, und mit Vinnare (8,4:1) unter Maxim Pecheur stellte er auch den Sieger. Gerade einmal 1.000 Euro hatte er bei einer Auktion in Irland für die Stute bezahlt, nun gewann sie schon ihr fünftes Rennen in dieser Saison.
Innen war die Siegesspur für die dreijährige Stute Lady Mathilda (6,1:1) in einer 1.500 Meter-Prüfung, die mit Alexander Pietsch noch klar an Shayan und Roi de l‘ Air vorbeikam. Trainer ist der in Krefeld ansässige Altmeister Hans-Albert Blume (83).
Schon zu seinem zweiten Meetingstreffer kam der aus Japan stammende Reiter Shuichi Terachi in einem 2.200 Meter-Ausgleich III. Nach seinem Sieg am Vortag mit Nero Imperator bescherte er nun dem von Roland Dzubasz in Hoppegarten vorbereiteten Sky Emperor (5,2:1) einen knappen Erfolg gegen Wild Chain, Sweet Fantasy und Aoraki. Die Viererwette brachte 614,2:1 Euro.
Sassy Rascal überrascht im Ausgleich II
Nach Hans-Albert Blume war mit Erika Mäder eine weitere Trainer-Koryphäe aus Krefeld erfolgreich, miss Sassy Rascal (11:1), die unter Sibylle Vogt im 1.200 Meter-Ausgleich II überraschend deutlich Wonderful World und Schützenprinz hinter sich ließ.
Der Nachwuchsförderpreis der Mehl-Mülhens-Stiftung für Reiterinnen und Reiter unter 30 Jahren ist ein Wettbewerb, der sich über die gesamte Saison erstreckt. Hier zeigte Ines Löwe einen blitzsauberen Ritt auf der von John David Hillis in München betreuten Ferragosta (8,8:1) und verwies Monalie sowie Aljadeed in die Schranken. Nach einem Treffer in Bratislava war es der erste Deutschland-Treffer für die 19-jährige Reiterin.
In den elf Prüfungen betrug der Wettumsatz 592.987,96 Euro. Das ist ein kleines Plus gegenüber 2022, doch wurden damals zwei Rennen weniger ausgetragen. Die V4-Wette bezahlte 3.590,60:1 Euro.
Nachwuchsgalopper am Mittwoch
Der dritte Tag der Grossen Woche geht am Mittwoch über die Bühne. Höhepunkt ist das 150. Renate und Albrecht Woeste – Zukunfts-Rennen für zweijährige Nachwuchsgalopper.
Fotos: www.marcruehl.com