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Donnerstag 25 Juli 12:31 Uhr | |
Den World Pool finde ich eine richtig gute Sache, sowohl international als auch auf Deutschland bezogen. Da dürfte auf die Dauer noch jede Menge Musik drin sein, denn alle neuen Projekte haben mal klein angefangen. Beim World Pool ging es für den deutschen Turf 2022 mit einem Testlauf in einem Hongkonger Wettpool los, 2023 war Germany dann schon mit sechs Rennen im offiziellen World Pool dabei, und 2024 sollen es nach Möglichkeit 23 hiesige Galopprennen sein. Am kommenden Sonntag ist München-Riem an der Reihe. Heuer scheint jeder veranstaltende Rennverein mit einer sechsstelligen Summe pro Renntag zu profitieren. Also eine tolle Sache für die veranstaltenden Rennvereine von Gruppe 1-Rennen wie Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Baden-Baden und München sogar an zwei Tagen (Köln dagegen 2024 nicht dabei). Der deutsche Rennsport insgesamt soll zudem einen gewissen Prozensatz für Infrastrukturmaßnahmen bekommen.
Und da der World Pool eine Mindestgröße von 12 Pferden pro Starterfeld verlangt, tun die Rennvereine alles, um attraktive Bedingungen zu schaffen: Ausgleiche III mit 20.000 Euronen Dotierung, Ausgleiche IV mit 15.000. Dazu Platzgelder bis zum siebten Platz, und die Höhe des Nenngeldes basiert nur auf dem ursprünglich ausgeschriebenen niedrigeren Rennpreis. Die Kehrseite der Medaille: Die kleinen Rennvereine, die nicht beim World Pool teilnehmen, befürchten Nachteile, weil die ohnehin heiß umkämpften Startpferde nun zu den Renntagen mit dem Monsterschotter gelotst werden.
Da droht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft wie in der Fußball-Bundesliga: die Champions League-Teilnehmer und die „Anderen“. Ein Klub wie Bayern München, der jedes Jahr in der Königsklasse mit dabei ist und auch weit kommt, bekommt dadurch so viel Geld, dass Vereine wie Bremen und Augsburg keine Chance haben. Für mich als Fußballfan hat dies dazu geführt, dass ein Match Bremen vs. Augsburg uninteressant geworden ist, weil da Not gegen Elend kickt. Schade!
Für amerikanische Sportmanager wären solche Zustände undenkbar. In den großen Profiligen im Football/Baseball/Basketball/Eishockey geht es immer darum, dem Kunden einen möglichst spannenden Wettbewerb zu präsentieren. Und ein spannender Wettbewerb ist für Amerikaner ein ausgeglichener Wettbewerb. Deshalb greifen die erzkapitalistischen Amis zu ausgesprochen sozialistischen, d.h. gleichmacherischen Maßnahmen: den Salary Cap (Gehaltsobergrenze für den gesamten Spielerkader) und das Draft-System (d.h. die schlechteste Mannschaft des Vorjahres darf sich den besten Nachwuchsspieler für die neue Saison aussuchen, usw.). Das führt dazu, dass innerhalb von ein paar Jahren tatsächlich ein Tabellenschlusslicht oben nach dem Titel greifen kann.
Wenn der deutsche Turf das bisherige World Pool-System beibehält, wird das wahrscheinlich zum sukzessiven Absterben einiger kleinerer, kapitalschwacher Rennvereine führen. Abhilfe schaffen könnte ein gerechter Verteilschlüssel der Einnahmen aus dem World Pool, aber so wie ich die Ego-Shooter im deutschen Turf kenne, ist das nicht unbedingt wahrscheinlich... |