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Usain Lobell und Days of Thunder wie 2021 souverän
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Montag 08 August 11:22 Uhr
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Hans Christian Panny

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Nachschau Berlin-Mariendorf, 07.08.2022

 

(MW).  Die erste Schlacht zum in zwei Wochen in seiner 127. Auflage erstmals für vierjährige Traber ausgetragenen Derby ist geschlagen. Es kam bei den vier Vorläufen der „Derby-Revanche“ genau so, wie von Fachleuten und Laien prognostiziert: Die Toto-Favoriten waren bei Quoten zwischen 10 (Usain Lobell) und 18:10 (Teatox) durchweg nicht zu ballern. Zwei der vorab gesetzten Cracks - Usain Lobell und Days of Thunder, die damit ihre 2021er Vorlauf-Triumphe wiederholten - kamen mit Hurra weiter. Einer - Cash Winner - scheiterte an der letzten Ecke im Galopp, der vierte auf extrem tragische Weise. Eine echte, direkt auf der Derby-Bahn trainierte Berliner Pflanze wird es im Blauen Band 2022 nicht geben. Der Tod des von der seit fast fünf Jahrzehnten dem Trabrennsport mit Leib und Seele verbundenen Familie Föllmer selbst gezüchteten Don Trixton macht ungemein betroffen. Das zweite Produkt der bereits für die Föllmers gelaufenen Stuten-Derby-Fünften Donna Kievitshof, das im Vorjahr den Endlauf erreicht hatte und heuer dank seiner famosen Ehrenplätze im Adbell-Toddington- und Buddenbrock-Rennen erneut zu großen Hoffnungen berechtigte, entledigte sich auf dem kurzen Weg vom Stall zur Bahn, auf dem es quasi jeden Kieselstein kannte, seines Fahrers. Was hunderte Male halbwegs glimpflich ausgeht, mündete bei Don Trixton in einer Katastrophe: Der Schwarzbraune mit dem großen Kämpferherz geriet in Panik und verletzte sich bei der Flucht durchs Stallgelände so schwer, dass er eingeschläfert werden musste - der Alptraum eines jeden, der in irgendeiner Weise mit Vierbeiner zu tun hat.

 

Sechs der zwölf Finalisten, die in 14 Tagen um etwas mehr als 300.000 Euro in den Ring steigen werden, waren bereits im Vorjahr dabei - bzw. im Fall des sportlich qualifizierten Teatox nicht, der das Finale sausen lassen musste und nun wie die damals galoppierenden Totalausfälle Usain Lobell und Days of Thunder die einmalige Chance hat, sich zu rehabilitieren. Was nach zwei eher mäßigen Auftritten von vielen bezweifelt worden war: Lorens Flevo, der sensationelle Triumphator des 126. Derbys, schaffte als bombensicherer Zweiter hinter Days of Thunder den Cut und versucht sich, diesmal für andere Besitzer, an der Titelverteidigung. 

 

Die Vorläufe  

 

Zum Geldwechsel-Kurs von 10:10 trat der im 2021er Derby-Finale sofort gestrauchelte Usain Lobell in Vorlauf 1 an und wiederholte seinen Vorlauf-Sieg des Vorjahrs in einer Manier, die keinerlei Zweifel offen lässt bezüglich seiner Spitzenstellung im Jahrgang. Robin Bakker riskierte hinterm Startwagen gar nichts, und so kam der Bold-Eagle-Sohn nur als Fünfter ab. Das Kommando ging an Rob The Bank, der vor Midsummer records sowie dem im Schlussbogen ausfallenden Ares B seine Kreise zog. Nur kurz verharrte Usain Lobell hinter Ole Bo. Dann ging’s für ihn wie vor drei Wochen im Buddenbrock-Rennen durch die Todesspur. Mühelos ließ der Sohn der Lobell Countess den gut durchziehenden Rob The Bank rechts liegen, und auch den famos spurtenden Midsummer records, der noch eine Gangartüberprüfung überstehen musste, hielt er viel leichter auf Distanz, als der bloße Vorsprung von einer Länge vermuten ließe. „Er wird auch im Finale vorn mit Eisen antreten, und es gilt wie im Vorjahr: Wir brauchen kein Glück - nur Pech dürfen wir nicht haben“, resümierte Bakker, nachdem er in 1:12,9 den ersten Pflock eingeschlagen hatte.

 

 

Mit dem gesetzten Days of Thunder, dem mindestens noch 14 Tage amtierenden Derby-Sieger Lorens Flevo und Global Ufo kreuzten in Qualifier 2 drei Vorlauf-Sieger des vergangenen Jahres die Klingen, und dieses Trio legte gleich los wie die Feuerwehr. Dass Jos Verbeeck im zarten Alter von 65 Jahren noch immer einer der besten europäischen Startkünstler ist, bewies er mit dem Ufo, das dank des inneren Startplatzes gegen Lorens Flevo und Days of Thunder an die Spitze flog. Nach 600 Metern ließ der „Hexer“ den Titelverteidiger dann doch vorbei, und kaum war der vorn, trat Days of Thunder an. Michael Nimczyk ließ nach höllisch schnellen ersten 700 Metern den Adbell-Toddington-Sieger gewähren, mit dem Thorsten Tietz das enorme Tempo herausnahm und an der letzten Ecke abfuhr. „So gut wie heute war er noch nie. Für 1:12,5 musste er nicht an seine Grenzen gehen. Eine Sekunde könnte durchaus noch drin sein.“ Lorens Flevos Angriffsversuch prallte locker an dem SJ’s-Caviar-Sohn ab, der seiner hohen Wertschätzung von 11:10 sehr gerecht wurde. Nichts mehr zu bestellen hatte Global Ufo, wogegen der erst in dieser Saison richtig in Fahrt gekommene Lucky Charly der glückliche, weil ins Finale ziehende Dritte war.

 


Nach dem tragischen Ableben Don Trixtons in Vorlauf 3 mit 15:10 zum glasklaren Favoriten erkoren, ließ Grand Ready Cash in 1:12,9 nichts anbrennen. Ein bisschen rühren musste Dion Tesselaar sich am Ende aber doch, um den Readly-Express-Sohn aus dem Fahrwasser des Tempomacher Staccato HL permanent zwickenden Un Mec Paasloo richtig auf Touren zu bringen. Knapp war’s dahinter zwischen Staccato HL, den Michael Nimczyk als dritten seiner Kandidaten mit einem Ehrenplatz ins Finale chauffierte, Un Mec Pasloo und dem ein wenig zu spät in Fahrt gekommenen Lozano.

 

 

Früh Nägel mit Köpfen machte in Elimination 4 Rudi Haller mit Teatox, dem Pechvogel des 2021er Blauen Bandes, der damals wegen einer schweren Infektion auf den Endlauf hatte verzichten müssen. Schneller als der Wieserhofer begann allein Lazar Flevo, der im ersten Bogen dem 18:10-Gemeinten die Regie überließ. Das wiederum ließ den gesetzten Cash Winner nicht ruhen, der sofort an Teatox‘ Seite aufkreuzte. Als der Angreifer ausgangs der letzten Kurve galoppierte, standen die Zeichen endgültig auf Sieg für Teatox, der mit 1:12,4 die schnellste Zeit aller Aspiranten vorlegte. Bis auf einen „Hals“ preschte Oblivion heran, und die letzte Final-Karte angelte sich Orkan Bo.

 


 

Hart wie Stahl, prickelnd wie Schampus

 

Im Stutenlauf des erstmals angebotenen Kriterium der Dreijährigen war Dion Tesselaar der lachende Dritte, der nach 600 Metern das Kommando an die aus Italien angereiste Philadelphia Bo abtrat und sich dahinter seelenruhig ansah, wie Pearl Kayz sich die vom Stall Habo gezüchtete Tempomacherin zurecht legte. Aus der Deckung war Marvellous Steel in 1:13,8 die um eine halbe Länge Stärkere und strich die Hälfte der ausgelobten12.500 Euro ein. Im doppelt so wertvollen offenen Kriterium der Kategorie III sprudelte Schampus so spritzig los wie das gleichnamige Luxus-Getränk. Der seinen dritten Start absolvierende Sohn des einstigen Europa-Cracks Propulsion ließ, einmal vorn, keinen Deut nach und nahm bei seinem 1:13,7-Sturmlauf dem mit 16:10 zum Favorit erkorenen Yahoo Diamant allen Angriffswind aus den Segeln. „Ein solch unkompliziertes junges Pferd hatte ich noch nie in Händen. Er war noch längst nicht am Limit und steht vor einer großen Zukunft“, war Josef Franzl selbst ein wenig baff, wie leicht das mit dem braunen Kraftprotz ging. Lasbeks Gestütstrainer war auch für den krönenden Schlusspunkt zuständig: Der ins schwedische Zuchtbuch eingetragene Regestan brillierte stramm vorneweg mit einem perfekten Debüt und war in 1:15,3 der durch zahlreiche Galoppaden dezimierten Meute um fünf Längen und mehr voraus.

 


 

Trotz Schrecksekunde: Silber für den Goldhelm

 

Nach fünf Ehrenplätzen musste Michael Nimczyk bis zum 13. Rennen auf seinen ersten Volltreffer warten, und auch der hing im Finale der Silberserie am seidenen Faden. Im ersten Bogen kam Lindstedt Boko unvermittelt für drei, vier Schritte aus dem Takt, fing sich jedoch sofort wieder und verlor kaum Boden. Bereits zu Beginn der Tribünengeraden war der 12:10-Favorit vorn und regierte bis zum guten Ende wie ein Fürst, zumal die als ernsthafteste Gegenspielerin ausgemachte Kosy Occagnes in der Falle saß. „Es spricht für seine Ehrlichkeit, dass er sofort wieder Trab ging“, kommentierte der Goldhelm die Schrecksekunde, die der „immer noch dazu lernende Lindstedt Boko“, der 2022 bereits mehr als 20.000 Euro gewonnen hat, ihm und den Wettern verpasst hatte.

 

Charlie-Mills-Memorial: Als wäre die Zeit stehen geblieben

 

Vor 50 Jahren, dem Todesjahr des ersten Weltbürgers im Trabrennsport, der nicht nur in Berlin zu Hause war, wurde das Charlie-Mills-Memorial in Berlin-Mariendorf ins Leben gerufen. Bei der 2022er Auflage schien die Zeit stehen geblieben, denn sie ging auf die Kappe des unverwüstlichen Halva von Haithabu. 2019 hatte er diesem Klassiker, damals mit Roland Hülskath, erstmals seinen Stempel aufgedrückt. 2020, nun schon mit Thorsten Tietz, holte der alte Wikinger Platz zwei und 2021 hinter Norton Commander und Wild West Diamant „Bronze“. Die waren auch bei der Revanche dabei - und hatten wie der Rest keine Chance, dem bulligen Braunen auch nur im Entferntesten am Zeug zu flicken. 200 scharfe Meter vom Start, dann war die Frage nach dem Leader zu seinen Gunsten geklärt, und als er für mehr als einen Kilometer die Fahrt auf 1:15 drosseln konnte, musste man für die Gegner Schlimmes befürchten. Mit 1:08,6 für die letzten 400 Meter gab Halva entschlossen Fersengeld, und sofort sprang die Ampel endgültig auf Grün Richtung 21. Sieg für den von Gerhard Holtermann vorbereiteten Zehnjährigen, „der immer mal wieder etwas überrascht werden muss. Er ist schon seit zweijährig auf Achse, hat die halbe Welt gesehen, fühlt sich aber bei Gerd am wohlsten“, kommentierte Tietz seinen dritten Treffer, mit dem er zum Fahrer des Tages avancierte.

 


 

Der erste Ruf des Renntags ging an die Trotteurs français, bei denen Favori de la Basle mit einer Galoppade begann, die den Nimczyk-Wallach rund 80 Meter kostete. Das war selbst von dem bekannt ausdauernden Braunen nicht mehr wettzumachen, der nur Fünfter wurde, zumal der direkt neben ihm startende Rudolf Haller das Malheur seines ärgsten Konkurrenten hautnah mitbekam und mit Deniro die Pace nie allzu sehr abflauen ließ. Eng wurde es gegen den aus seinem Rücken angreifenden Gouritch dennoch: „Mit Beginn der Zielgeraden hab ich aufgehört zu atmen, weil Deniro  zu galoppieren drohte“, hatte Haller nach vollbrachter Tat die Lacher auf seiner Seite. Wesentlich entspannter ging’s bei den ärmeren Franzosen-Trabern für Haribelle in den Winner Circle. Sofort von Thorsten Tietz nach vorn gescheucht, spulte die kleine Charly-du-Noyer-Tochter ein Pensum ab, dem niemand gewachsen war. Überlegen drei Längen voraus kam der erste Sieg der Fünfjährigen in neuer persönlicher Bestzeit von 1:15,5 zustande. 

 

Seiner hehren Aufgabe, sich für eine Düsseldorfer Kinder-Krebsklinik ins Geschirr zu legen, scheint sich Hope For Children vollauf bewusst zu sein. Mit Sina Baruffolo düste der bildschöne Fuchs im ersten, den Reitern vorbehaltenen Lauf des Kombi-Pokals los wie eine Rakete und setzte sich ab dem Schlussbogen immer deutlicher vom Rest ab, aus dem sich der ehemalige TraberParti-Hengst Mockridge bei seinem Sattel-Debüt als Nummer zwei herausschälte. Ohne Uwe Zevens‘ wegen einer Indisposition passenden Fuchs hatte Mockridge in der von Profis bestrittenen Zweitauflage gar nichts mehr zu schlagen und war zur Freude seiner im TrotClub vereinten großen Besitzerschar früh allein auf weiter Flur. Ohne von Victor Gentz ernsthaft gefordert zu werden, stiefelte der bullige Fuchs acht Längen voraus zum 14. Mal als Sieger durchs Ziel.

 

Wie tags zuvor wartete das Handicap de Luxe mit einer deftigen Überraschung auf: Aus der Deckung schlug Dieter Brüsten mit Inman resolut zu und rasierte bei sechs Prozent bzw. 17,1fachen Odds etliche der V7+-Wetten.

 

Wie üblich gilt der letzte Blick dem Umsatz. Pro Rennen kletterte er mit 27.063 Euro um ein Prozent über jenen des Vorjahrs, als in jedem der damals 15 Rennen im Schnitt 26.815 Euro gewettet worden waren. 

 

Umsatz bei 14 Rennen: 378.875,- Euro (incl. 233.637,15 Euro Außenwette), davon 25.787,30 Euro in der V7+-Wette (2021: bei 15 Rennen 402.232,35 Euro / 38.635,35 Euro in der V7+-Wette.

 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung – der dritte Tag des Derby-Meetings – findet am Freitag, dem 19. August statt. Beginn ist um 16.30 Uhr. Im Mittelpunkt stehen die Internationale Derby-Meisterschaft der Amateure, das Bruno-Cassirer-Rennen und der Derby-Marathon. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Donnerstag, dem 11. August. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.         

 
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