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Freitag 29 Januar 06:43 Uhr | |
Quinte+ Vincennes, 31.01.2021 - 15.15h
Die Zeit der Spekulationen ist vorbei. Heute werden eine Menge Fragen beantwortet. Am dringendsten ist aber natürlich die Frage nach dem Sieger. Kann Face Time Bourbon (17) den Doppelerfolg realisieren? Dann wäre er nach Bold Eagle (2016/17), Readly Express (2018) und seinem eigenen Erfolg im Vorjahr schon der fünfte Amerique-Sieger des legendären Ready Cash. Aber der 6jährige hat ein hartes Programm hinter sich. Den letzten Winter zog er bis in den Prix De Paris Ende Februar durch. Dann stand die Decktätigkeit auf dem Plan und als er Ende Juni in Bahnrekordzeit den Prix Rene Balliere gewann, war klar, dass er schon wieder früh im Rennstall angekommen ist. Seitdem hat er nur neun Starts absolviert. Auf seinem Niveau, inklusive der Reise nach Italien, ist das aber ein hartes Pensum. Und scheinbar konnte man zuletzt auch eine kleine Schwäche erkennen, die Jean Michel Bazire jetzt ausnutzen will. Mit Davidson Du Pont (15) aus dem Besitz seines Schwiegervaters Albert Rayon hat er allerbeste Chancen. Der 8jährige ist erst sehr viel später in das Renngeschehen zurückgekehrt und hat erst vor vierzehn Tagen seine Bestform erreicht. Ein scheinbar deutlich besserer Zeitpunkt.
Wenn man einen ernsthaften Gegner für die beiden großen Favoriten sucht, bleibt man zwangsläufig bei Delia Du Pommereux (13). Die Stute bestreitet ihren dritten Amerique und hat nach den ersten beiden unglücklichen Auftritten noch etwas gutzumachen. und außerdem hat die 8jährige seit dem Belgique mit Eric Raffin einen echten Champion im Sulky, der in Frankreich praktisch alles gewonnen hat. Aber der wichtigste Aufdruck auf seiner Visitenkarte fehlt noch.
Eigentlich braucht es also keinen weiteren Anreiz mehr für einen Wettschein in der Quinte. Dennoch hat die PMU die erste Gewinnklasse noch mit zusätzlichen 3.000.000 Euro ausgestattet, die zusätzlich auf alle glücklichen Gewinner verteilt werden.
Grand Prix D´Amerique / 15.15h / 1.000.000 Euro - 2.700m Bänderstart
Der Gewinnärmste ist erst kurz vor dem Wintermeeting in das Quartier von Jean Michel Bazire gewechselt. Dort hat der VICTOR FERM (1) eine tolle Entwicklung genommen und sich nach seinem Sieg im Tagesgeschäft etwas überraschend für den Prix De Bourbonnais eingeschrieben. Wie so oft mussten die Wetter dem Trainerchampion aber Vertrauen und in Anwesenheit eines Face Time Bourbon war er bei einer Quote von 37 zu 1 schon einer der besser gewetteten Teilnehmer. Nach einem Rennen im Mittelfeld hielt er sich stets an den höher gehandelten Stallgefährten Valzer Di Poggio, der aber nur gut genug war den Nad El Sheba-Sohn bis in den Einlauf zu ziehen. Den Speed gegen Moni Viking auf Rang Zwei musste er dann aber alleine erledigen. Das an diesem für den Ehrenplatz "nur" 13,9 nötig waren, half dem Hengst natürlich. Danach konnte er keine Werbung für heute machen. Am 02. Januar sprang er sich am Start heftig aus der Partie. Und im Belgique gab es vor allem ein intensives Kennenlernen mit dem heutigen Steuermann Christophe Martens. Der versteckte den 7jährigen lange und nahm nur noch das kleinste Geld mit. Dabei waren die beiden aber sehr weit zurück.
Man konnte die Erleichterung und die Freude im Gesicht von Alexandre Abrivard nach dem Sieg und der Qualifikation für heute förmlich ablesen. Mit der aus dem Eigenbesitz stehenden FEERIE WOOD (2) einen Startplatz im Amerique zu ergattern...mehr geht nicht. Die Stute hat im Vorjahr ohnehin einen sensationellen Sprung gemacht. Mitte Oktober gab es im Europa-Championat der 5jährigen sogar einen Gruppe I-Erfolg, der nicht sooo hoch dotiert war, aber ein besonderes Standing hat. Dabei kam sie erst spät frei, hatte dann aber alles schnell unter Kontrolle. Vor dem Tenor De Baune hatte sie aus guter Lage in einem weiteren Jahrgangsrennen keine Möglichkeiten und musste letztlich als Dritte unter anderem Fakir Du Lorault den Vortritt lassen. Aber rechtzeitig zum nächsten Quali-Rennen war die Rockfeller Center-Tochter ganz anders eingestellt und kam unglaublich gut mit den schweren Bahnverhältnissen zurecht. Aus dem Mittelfeld bekam sie in Richtung Schlussbogen ein perfektes Führpferd und war im Einlauf sofort leicht im Vorteil. Der Prix De Belgique war dann nur der letzte Schritt die Moral auf den Höhepunkt zu treiben. Als Achter fuhr Abrivard nur spazieren.
Wenn man die erfolgreiche Qualifikation von DIABLE DE VAUVERT (3) mit dem Start am 02. Januar vergleicht, kommen einem große Zweifel, ob der Italiener in der Lage ist, hier mitzumischen. Der Prince D´Espace-Sohn wurde im letzten Jahr immer sehr gezielt auf einige wenige Aufgaben vorbereitet und kam mit einer ganz starken Bilanz zum Bretagne. Gabi Gelormini servierte dem Hengst an diesem Tag ein Traumrennen im Mittelfeld, verlor aber an der letzten Ecke gute zwei Längen auf den Vordermann. Das machte der nun 8jährige aber mit einem höllischen Speed an Feliciano und Bahia Quesnot vorbei wieder gut. In einer hauchdünnen Entscheidung hatte er die Nase vorne und hielt sich seitdem aus den B-Rennen raus. Zum Jahresbeginn trat er in einem Course A mit einer Zulage an, was an sich nicht so verhängnisvoll gewesen wäre. Aber im ersten Band gab es den Einsatz von Fire Cracker, der die Gegner mit einer guten Pace zermürben kann. Auch wenn es an dem Tag nicht so schnell war, ging die Taktik des Siegers voll auf. Als der "Teufel" aufrückte, löste sich der Sieger an der Spitze und stellte seinen Gegner kalt. Heute muss er schon mindestens eine Leistung wie aus dem Bretagne bringen, um für die ersten Fünf in Frage zu kommen.
GU D'HERIPRE (4) ist der jüngste französische Vertreter. Ohne Zweifel ist er aber der beste Einheimische der Generation 2016. Sehr früh hat er mit Franck Nivard einen Partner gefunden, der ihm teilweise auch harte Verläufe serviert hat, aber ihn auch immer wieder verbessert hat. Die herbe Niederlage mit dem Ausfall im Finale des Großen Preises der UET wurde schnell weggesteckt. Im Prix Marcel Laurent holte man sich als Dritter hinter Face Time Bourbon einen neuen Rekord und war Mitte Dezember im Jahrgang sicher voraus. Das vorerst wichtigste Rennen stand aber noch an. Im Criterium Continental brauchte man unbedingt den Sieg, denn nur dieser sicherte die "Eintrittskarte" für heute. Während sich andere wohl an den schweren äußeren Bedingungen aufhielten, behielt Francky stets den Überblick und verlor auch nicht die Nerven, als er Ende gegenüber noch das halbe Feld vor sich hatte. Mit vollstem Vertrauen in seinen Partner nahm er im Schlussbogen weite Wege in Kauf. Das konnte er sich auch erlauben, weil einige Teilnehmer aus der Spitzengruppe ihr Pulver zu früh verschossen hatten. Nach und nach kassierten die beiden die Gegner ein und waren bis zum Ziel leicht voraus. Am 16. Januar gab es den letzten Test, der wegen einer Corona-Infektion Nivards, mit Nicolas Ensch absolviert wurde. Der Ersatzmann brachte den Hengst aber nicht nur schlecht aus dem Band, sondern konnte ihn auch nie in Schwung bringen. Im Einlauf stellte er die Unterstützung ein und war mit Rang Fünf zufrieden. Aber auch mit der Rückkehr des Stammfahrers wird es die härteste Aufgabe der jungen Karriere. Der Grundstein für eine Prämie ist ein guter Start.
Gleich beim Comeback in Frankreich sollte MONI VIKING (5) seine bisher größte Hürde nehmen. Der Hengst, der schon in den vergangenen Wintern mit Erfolg bei Pierre Vercruyse stationiert wurde, machte im Bretagne aber überhaupt keinen Eindruck. Der Trainer nahm in Schutz: "Er braucht ein gleichmäßiges Rennen". Und genau das bekam der Maharajah-Sohn am 13. Dezember im "Bourbonnais". Matthieu Abrivard, der auch für heute ausgewählt wurde, hat an der Einlaufecke etwas länger warten müssen, um hinter den geschlagenen Chica De Joudes freizukommen. Dann brauchte er natürlich auch länger, um den Fuchs in Schwung zu bringen, konnte aber noch in die Nähe des enteilten Victor Ferm und vorbei an Delia Du Pommereux den dritten Platz und die Qualifikation sichern. Das er noch nie ein Sprinter war konnte man zu Jahresbeginn im Bourgogne sehen. Als Neunter war er recht blass, kam aber im Belgique umso eher wieder in Schwung. Vierzehn Tage vor dem Amerique schonte Vercruysse seinen Schützling ganz und gar nicht. Vor dem letzten Bogen nahm er ihn aus der Ideallage an vierter Position heraus fuhr in Front und versuchte sich zu lösen. In der Distanz konnten es Delia Du Pommereux und Davidson Du Pont aber um einiges besser. Es reichte dennoch für einen schnellen dritten Rang, der mindestens eine bessere Rolle als Außenseiter einfordert.
Soeben hat sich DROLE DE JET (6) in den Amerique gemogelt. Und sofort bekam er die Unterstützung seines Trainers, der sich für diesen Hengst und gegen Moni Viking entschieden hat. Der Cocktail Jet-Sohn gehört zu den Schnellsten im ganzen Feld, ist aber auf den Sprintstrecken etwas besser aufgehoben. Somit scheiterte er auch dreimal an der direkten Qualifikation und musste auf seine Gewinnsumme hoffen. Im Bretagne machte er aber einen guten Eindruck, saß aber rettungslos fest. Im Bourbonnais patzte er am Start und konnte nicht seine gewohnte vordere Lage einnehmen. Dennoch holte er mit einem guten letzten Kilometer Rang Fünf. Im Bourgogne erwartete man eigentlich. dass er seinen Speed ausspielen kann. Aber 500 Meter vor dem Ziel hatte er plötzlich komplett ausgespielt und wurde von Vercruysse völlig aus dem Rennen genommen. Dabei schien es ein größeres Problem zu geben. Da er heute wieder antritt, täuschte der Eindruck offensichtlich. Er gehört zu den besseren Außenseitern.
Wer sich intensiv mit LOOKING SUPERB (7) beschäftigt, der will die Königswette wohl mit Macht alleine treffen. Der Hengst ist meilenweit von der Form aus 2019 entfernt, die ihn als riesigen Außenseiter auf Platz Zwei im Millionenrennen getragen hat. Wenn er bei den letzten Rennen auf den Beinen blieb, fiel er mit zunehmender Distanz teilweise auseinander.
"Der beste 2jährige, den ich je hatte" So wurde Trainer Philippe Allaire schon kurz vor dem ersten Start des Ready Cash-Sohnes zitiert. Dann begann FELICIANO (8) aber mit zwei fehlern, zeigte aber schnell, dass er aus einem harten Holz ist. Trotz der gelegentlichen Fehler gehörte er immer zu den besten des Jahrgangs und nahm in Abwesenheit von Face Time Bourbon gerne den größten Scheck entgegen. Auch den Sprung außerhalb seiner Generation hat er schnell gemeistert. So konnte er sich als Schnellster im Einlauf im Bretagne sofort als knapper Zweiter hinter Diable De Vauvert qualifizieren. Damit konnte sich der Trainer komplett auf die Vorbereitung konzentrieren und spannte den 6jährigen nur noch zweimal in der Öffentlichkeit an. Im "Tenor De Baune" war er in vorderer Linie ungewohnt blass und wurde erst gar nicht zum Angriff beordert als die dritte Spur aufrückte. Im Belgique war er dann recht offensiv bis zur Spitze vorgedrungen, musste dann aber ausgerechnet Lokking Superb passieren lassen. Der nahm ihn im letzten Bogen mit aus dem Rennen. Als er freikam, waren die ersten Drei schon auf der Flucht. Die Beschleunigung fiel ihm dann sehr schwer, weshalb auch noch Billie De Montfort vorbeilaufen konnte. Als Fünfter war er aber noch gut unterwegs. Das täuscht aber nicht über den Status als Außenseiter, weil er heute auf die geballte Elite trifft.
Was hat die hübsche CHICA DE JOUDES (9) schon alles durchmachen müssen. Immer wieder bekommt die Jag De Bellouet-Tochter von ihrem Ausbilder Alain Laurent härteste Rennverläufe serviert. Im Bourbonnais musste sie lange durch die Todesspur und war als Sechste für die Quinte nur knapp von Drole De jet abgefangen worden. Schlimmer geht es nicht mehr? Bestimmt, wenn man Laurent an seiner Seite hat. Von Startplatz Drei hinter dem Auto schaffte er es tatsächlich im Bourgogne auf der Gegenseite auf die Führenden Davidson Du Pont und Face Time Bourbon zu drücken. Das konnte nicht gut gehen und nur wenige Meter weiter war dann Schluss. Aber der Amerique hat auch etwas Gutes für die Stute. Auf dem ersten Kilometer ist es meist so schnell, dass der Trainer sie gar nicht erst zum Angriff beordern kann. Das zahlte sich auch vor einem Jahr aus. Lange versteckt war sie auf der letzten Halben plötzlich zur Stelle und nahm die vierte Prämie mit. Auf ein ähnliches Ergebnis warten aber in erster Linie die Fans der mittlerweile 9jährigen.
Ein großer Tag für Nicolas Bazire. Der junge Mann nimmt an seinem ersten Prix D´Amerique teil, hat aber mit VALOKAJA HINDO (10) nicht nur recht geringe Chancen. sondern auch einen recht unsicheren Kandidaten zur Hand. Der Hengst ist schon über zwei Jahre bei Jean Michel Bazire im Training und hat im ersten Jahr sehr große Sprünge in Sachen Klasse und Kontostand gemacht. Seit langer Zeit tritt er nur noch auf Gruppe-Parkett an, ist dort aber meist als zweite oder dritte Farbe auf kleinere Gelder fixiert. Im September war zum letzten Mal in der Hand von Nicolas unterwegs und sprang sich im Prix D´Ete im zweiten Bogen aus dem Rennen. Auch im Oktober patzte der Great Challenger-Sohn. Diesmal war er aber noch lange nicht geschlagen, lief aber mit zu viel Schwung auf die müde Billie De Montfort auf. In Mailand war er im Kampf um das Podest knapp geschlagen, landete nach einer nachträglichen Disqualifikation dan aber doch noch auf Rang Drei. Im Prix De Bourgogne war er nach einem defensiven Rennen früh und deutlich geschlagen. Dafür hielt er sich beim Montedebüt als Achter relativ gut und kam vielleicht auf andere Gedanken, die ihn heute weiterbringen. Aber der richtige Ansatz fehlte in den letzten Wochen.
Jetzt sieht man erst richtig, was der Sieg im Großen Preis der UET von POWER (11) im letzten Oktober zusätzlich wert war. Der große Scheck bescherte dem Googoo Gaagaa-Sohn nun auch die Möglichkeit im Rennen der Rennen teilzunehmen. Nach dem knappen Triumph legte der Hengst auch in Solvalla nach und holte in seiner Heimat in der Folge noch zwei gute Gelder. Ende Dezember war er im "Continental" etwas unglücklich unterwegs. Zuerst saß der 5jährige in der Entscheidung bis kurz vor der letzten Ecke fest. Als er dann den Versuch der Verfolgung aufnehmen konnte, kam er auf der Schlammpiste nicht so richtig in Schwung und nahm nur das fünfte Geld mit. Immer wieder hat man über ihn gehört, dass er vor allem auf kurzen Weg zur Geltung kommt. Es brauchte aber nur einen Eric Raffin, der ihm den langen Weg näher bringt. Vom Ende des Feldes ließ Raffin ihn im Rücken des Favoriten aufrücken und war mit viel Speed im Einlauf genau auf den Punkt zur Stelle. Die mäßige Zeit war den äußeren Bedingungen geschuldet. Robert Bergh hat sich früh selber für die Fahrleine entschieden, steuert aber insgesamt einen der Außenseiter.
Der sonst zu trabsichere TONY GIO (12) hat sich ausgerechnet auf dem Weg zum Prix D´Amerique zwei rote Karten abgeholt. Den Fehler in Mailand konnte man in ungewohnter Umgebung und auf der regennassen Bahn noch entschuldigen. Aber das er nach einem ganz ruhigen Start im Belgique und beim Einsortieren an letzter Stelle ansprang, gibt Rätsel auf. Für den kurzen Moment, den er im Bild war, machte sein Geläuf auch keinen flüssigen Eindruck. Ansonsten waren die beiden vorherigen kleinen Platzierungen nicht so schlecht, wie sie auf dem Papier aussahen. Ende Oktober hat er im Finish auf die vorderen Pferde keinen Boden verloren, konnte unter der 09,0 aber auch keine Plätze gutmachen. Letztlich gehört er aber auch zu den Teilnehmern, die einem anderen möglichen Konkurrenten für den Stall Guarato und der Scuderia Bivans einen Platz wegnehmen.
Es gibt viele Fans, die DELIA DU POMMEREUX (13) den ganz großen Wurf wünschen. Was wäre das für eine Geschichte. Im Amerique 2019 mit Damien Bonne nach 200 Metern im Galopp am Turm gelandet. Im Amerique 2020 an der Seite ihres Halbbruders am Ablauf, aber mit Franck Nivard den Start verpatzt und nach einem Rückstand von gut 40 Metern auf die Spitze noch Sechste geworden. In diesem Winter hat sie auch schon einige Fahrer gesehen. Mit dem Trainer hob sie im Einlauf des Belgique in sehr guter Haltung ab und verpatzte damit den sicheren Podestplatz. Das war noch nicht so tragisch, weil schon absehbar war, dass ihre Gewinnsumme für den dritten Amerique reicht. Franck Nivard konnte die Niky-Tochter dann im Bourbonnais hinter Face Time Bourbo parken. Damit stand sie eigentlich für den zweiten oder dritten Platz fest. Aber im letzten Bogen fehlten ihr plötzlich die Reserven, um dem Star zu folgen. Sie brach zwar nicht völlig ein, musste aber Victor Ferm und Moni Viking passieren lassen. Dann zeigte der Trend aber wieder deutlich aufwärts. Als schnellstes Pferd im Einlauf sprintete sie mit David Thomain im Bourgogne noch auf das Podium und setzte Face Time Bourbon und Vivid Wise As kräftig unter Druck. Thomain war für heute aber schon fest verpflichtet. Was tun? Dann bucht man für den Belgique halt den freien Champion Eric Raffin. Die beiden haben so gut harmoniert, dass man auch den ersten Sieg des Edel-Catchdrivers im Amerique nicht mehr ausschließen kann. Trotz der vier Eisen, die sicher recht leicht gewesen sein dürften, zog das Duo durch den letzten Bogen Davidson Du Pont in Position und machte im Einlauf kaum etwas, um den Ehrenplatz sicher zu stellen.
Die Scuderia Bivans hat neben Face Time Bourbon mit VIVID WISE AS (14) noch ein zweites Eisen im Feuer. Der Italiener ist im Vorjahr viel rumgekommen und hatte Höhen und Tiefen. In seinem ersten Amerique stand zu Beginn des Jahres 2020 gleich ein Highlight an. Dabei war er aber noch ganz klar der Wasserträger und machte die Partie auf dem letzten Kilometer für seinen prominenten Stallgefährten schnell. Wie bei den Radfahrern musste er selbst zu Beginn des Einlaufs aussteigen, hat aber schon damals bewiesen, dass er auch zur Not einen längeren Weg kann. Nach einem achten Rang im Gran Premio Delle Nazioni reiste er wieder nach Paris und forderte den Superstar heraus. Die frühe Führung gab er schnell an Davidson Du Pont ab. Hinter dem Co-Favoriten kam er aber aus dem letzten Bogen heraus frei und fragte Face Time Bourbon alles ab. Alessandro Gocciadoro saß dabei verdächtig ruhig. Vor allem wenn man das sonst bekannt harte Finish des Italieners kennt. Es schien einfach ein zu schlechtes Zeichen nach außen zu sein, wenn man den Partner des Stalles vier Wochen vor dem Amerique eine Niederlage zufügt. Wenn sich heute wieder die Möglichkeit ergibt wird Gocciadoro sicher keine Freunde kennen und auf seine eigene Kasse schauen.
Das edle Lot von Trainerchampion Jean Michel Bazire bietet meist zahlreiche Optionen. Im letzten Jahr hat der 20fache Sulky D´Or Belina Josselyn gewählt, was sicher mehr eine Herzenssache, als die sportliche Entscheidung war. Franck Ouvrie wurde schon früh als Steuermann für DAVIDSON DU PONT (15) auserwählt. Mit einem grandiosen Speed im Prix De Belgique, trotz der vier Eisen, hat sich der Pacha Du Pont-Sohn dann auch letztlich zum Favoriten entwickelt, bekam von Face Time Bourbon aber eine herbe Niederlage beigebracht. Im Prix De France konnte er sich nach einem Fahrerwechsel und einer perfekten Tempoeinteilung an der Spitze revanchieren, ehe ein Fehler im "Paris" eine lange Pause einläutete. Seit Mitte Oktober wurde er dann fünfmal nur für die Rennroutine angespannt, wobei er teilweise dem Feld deutlich zurück folgte. Erst zu Beginn des neuen Jahres wurde er von seinen Eisen befreit und leistete im "Bourogne" an der Spitze lange Widerstand. Das erste harte Rennen nach der langen Auszeit konnte er aber nicht ganz mithalten und wurde am Ende auf den vierten Platz verwiesen. In den letzten Jahren hat Jean Michel Bazire aber den Prix De Belgique als letzten Härtetest im Gegensatz zu vielen Konkurrenten sehr lieb gewonnen. In Rennrekordzeit hat er auf den letzten Metern Delia Du Pommereux sicher in den Griff bekommen. Dabei legte er den letzten Kilometer in 08,8! zurück. Wenn man annimmt das er nach diesem Rennen noch etwas gefördert antritt, darf er nicht nur als möglicher Sieger genannt werden.
Zwei Dinge hat uns die Karriere von BAHIA QUESNOT (16) gelehrt. Erstens: die Stute schlägt genau dann zu, wenn man nicht unbedingt damit rechnet. Zweitens: Die 10jährige wird mit den Jahren immer besser. Als die Scipion Du Goutier-Tochter im Dezember 2018 zur Familie Guelpa kam, schien sie ihre Karriere schon hinter sich zu haben. Seitdem gab es unzählige Highlights, aber auch ein paar Schlappen. Das Positive überwiegt aber eindeutig. Zwei Teilnahmen am Amerique. 2019 war sie unplatziert und im letzten Jahr nahm sie das siebte Geld mit, welches intern riesig gefeiert wurde. Und auch das laufende Wintermeeting begann großartig. Als Dritte unterlag die Stute im "Bretagne" nur hauchdünn den am Toto deutlich höher eingeschätzten Diable Du Vauvert und Feliciano. Aber der ganz große Wurf gelang vor einer Woche. Über drei Jahre nach ihrem letzten Auftritt unter dem Sattel schnappte sie sich den Cornulier. Und dass obwohl sie ausgangs des letzten Bogens bereits von der deutlich jüngeren Favoritin passiert wurde. Dann setzte sich aber Erfahrung und Härte durch. Die Emotionen gingen danach durch die Decke. Matthieu Abrivard bekam unter Tränen noch ein recht flüssiges Interview hin. Trainer Junior Guelpa bekam zuerst kaum Worte heraus. Heute kann es also keinen Druck mehr geben. Aber man würde gerne noch eine Kirsche auf die Torte setzen. Das wäre mit dem kleinsten Geld erfüllt. Erneut wäre mehr eine Überraschung, denn das Team geht wieder als Außenseiter ins Rennen.
Der Status als großer Favorit ist in den letzten Wochen für FACE TIME BOURBON (17) ein wenig kleiner geworden. Als Titelverteidiger genießt der Ready Cash-Sohn aber immer noch ein hohes Ansehen und wird bei einem möglichen frühen Angriff natürlich ernst genommen. Im letzten Jahr hat er nämlich auch nach dem Sieg im Amerique diverse Highlights setzen können. Im Juni pulveresierte er beim Autostart den Bahnrekord aus dem Jahr 2007. Und das obwohl er zuvor eine Pause von vier Monaten inklusive der Deckzeit hinter sich gebracht hat. Die erzielten 09,4 wurden im September sogar aus dem Band bestätigt. Wieder war er nicht antastbar. Das einzige was dabei störte, wenn man das Haar in der Suppe sucht, war die beängstigende Frühform. Und die leisen Kritiker scheinen so langsam bestätigt zu werden. Im Finale des "Lotteria" streute er am Start einen ungewohnten Patzer ein. Das Gleiche passierte ihm auch im Prix De Bourbonnais. Der Hengst übernahm dann zwar dennoch schnell die Führung, war auf der letzten Halben nicht so spritzig wie gewohnt unterwegs. Auf Nachfrage wegen des Fehlers antwortete Goop: "Er war nach den Fehlstarts etwas nervös. Wie schon in Neapel streift er sich dann schon mal an der Hinterhand, deshalb der Fehler. Danach war er aber perfekt!". Gerade der letzte Satz musste noch folgen. Eine Kampfansage, die jeden Zweifel von Schwäche beseitigen soll. Spätestens nach dem Bourgogne dürfen die Gegner aber wieder Hoffnung haben, den Superstar schlagen zu können. Auch wenn der 6jährige außen herum bei flotter Pace ein hartes Rennen hatte, war er diesmal nahe an der Niederlage. Vivid Wise As und auch Delia Du Pommereux kamen ihm gefährlich nahe. Björn Goop musste sich schon lange nicht mehr so sehr rühren. Mit der letzten Vorbereitung in der Normandie soll der Favorit wieder frisch gemacht werden. Man darf gespannt sein, inwieweit der "Kurzurlaub" den Kopf freimachen konnte.
Die Gewinnreichste des Rennens hat vor allem eine Stärke. BILLIE DE MONTFORT (18) gehört am Start zu den Schnellsten und kann sich dabei immer eine gute Position sichern. Jean Philppe Monclin wird sich aber sehr genau überlegen, an wen er die mögliche Führung abtritt. Denn das Gespann kann sich nicht erlauben unterwegs zu weit nach hinten geschickt zu werden. Von vielen Wettern hört man immer wieder, dass die Jasmin De Flore-Tochter gestrichen werden kann. Aber mehrmals in der Saison werden diese Tipper dann auch überrascht. Im letzten Winter holte sich die zweite Guarato-Farbe dann den Bourgogne. Und vor vierzehn Tagen mit gutem Speed im Belgique an Feliciano vorbei Rang Vier, was erneut einige Wetten durchkreuzte. Die kleine Sensation gab es aber in Italien. Mehr als sechs Jahre nach ihrem letzten Gruppe I-Treffer holte sie in Mailand höchste Ehren beim Sieg im Grand Premio Delle Nazioni ab. Auch etwas was die mittlerweile 10jährige auszeichnet. Obwohl sie seit Jahren, wenn überhaupt, nur bessere Platzierungen holt, schaffte sie es auf weit über zwei Millionen Euro. Heute geht es einmal mehr darum die Quinte zu Komplettieren.
Tipp: DAVIDSON DU PONT (15) FACE TIME BOURBON (17) DELIA DU POMMEREUX (13) VIVID WISE AS (14) GU D'HERIPRE (4)
Für die Kombinationen: DROLE DE JET (6) - DIABLE DE VAUVERT (3) - MONI VIKING (5) |