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News Trab, 14.02.21

(agr) Immer öfter taucht der Name Mike Lenders als Züchter in den gehobenen Rennen in Deutschland und hochdotierten Rennen im Ausland auf. Wir haben uns deswegen mit Mike unterhalten.

Mike, du bist mit Marina Vietgen nach Frankreich übersiedelt. Wie lange schon und wo genau seid ihr dort zu finden?

Marina und ich haben vor über 20 Jahren Deutschland Richtung Italien verlassen. Dort waren wir knapp 10 Jahre und sind jetzt bereits fast 12 Jahre in Frankreich. Durchgängig am historischen Strand von Utah Beach. Das liegt in Foucarville in der Normandie. Anfangs war die Zucht mehr ein Hobby und lief neben dem Rennstall.

Ihr züchtet nicht viel, aber trotzdem sind eure Produkte immer wieder in den Siegerlisten zu finden. Wie viele Produkte deckt ihr derzeit pro Jahr?

Zu der Zeit hatten wir drei bis vier Mutterstuten. Deshalb waren die Jahrgänge auch eher klein. Unsere wenigen deutschen Produkte gewannen in 2020 über € 140.000,- . Mit durchschnittlich etwas mehr als 3 Fohlen pro Jahr hätte das im Jahr 2020 bereits zum zweiten Platz im Züchterchampionat, hinter dem Stall MS Diamanten gereicht, wenn unsere Resultate vom HVT gewertet würden. Mittlerweile haben sich die Dimensionen und auch die Prioritäten etwas verschoben. Aktuell haben wir ca. 10 Mutterstuten von denen jeweils 1/3 in Frankreich, Schweden und eben Deutschland eingetragen sind. 

Kommen wir zu eurem derzeit erfolgreichsten Produkt, Voyager d'Amour. Die Stute hat in diesem Jahr schon mehr als 20.000 Euro bei nur zwei Starts gewonnen und derzeit gibt es in Deutschland nur zwei Produkte (Goldy Stardust und Stonewashd Diamant) die mehr verdient haben. Wie sehen eure weiteren Pläne mit ihr aus?

Voyage d’Amour muss uns nichts mehr beweisen. Sie ist die schnellste deutsche Stute aller Zeiten (über Mitteldistanz). Sie läuft ständig in der „Champions League“ in Vincennes und zeigt dort aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Wir hatten sechsjährig schon überlegt sie zu bedecken, aber sie kam dann rechtzeitig vor der Bedeckung in Form und so haben wir uns nochmal umentschieden. Die Breeders Crown im Herbst könnte für sie evt. noch interessant sein, aber am Ende soll sie das selbst entscheiden. 

Mit Cadeau d’Amour und Danse d’Amour warten noch zwei Halbgeschwister von Voyager d’Amour ins Renngeschehen einzugreifen. Wann dürfen wir sie erwarten?

Ihre Geschwister Cadeau und Danse d’Amour sind beide sehr vielversprechend. Cadeau sollte im Frühjahr ins Renngeschehen eingreifen. Für Danse planen wir lediglich die Qualifikation im Herbst.

Ein weiteres Erfolgsprodukt ist Very Special One. Dieser ist aus der Private Affair, die mit Zucchero, Afillycalledlilly und Black Cash sehr weitere ordentliche Produkte gebracht hat. Black Cash (v. Ready Cash) läuft heute Abend in Biri. Der Wallach konnte die in ihn gesetzten Erwartungen aber noch nicht ganz erfüllen, oder wie siehst du das?

Zu Very Special One ist zu sagen, daß bereits seine Großmutter Jiminie du Marais für uns sehr erfolgreich war. Sie hatte Gewinne von ca. 140.000 € und lief in Italien und auch Frankreich erfolgreich. Das sich ihre einzige Tochter (mit fast allen Hengsten) sehr gut vererbt, freut uns natürlich besonders. Black Cash hat leider von seinem franz. Vater ein aufwendiges Geläuf geerbt. Er ist nicht spritzig, aber ziemlich stark. 

Mit Airborne habt ihr ein Produkt von Bold Eagle. Ein laufgewaltiger Fünfjähriger, der seine Zeit gebraucht hat. Wie zufrieden seid ihr mit den Bold Eagle-Produkten? Was muss man in der Mutterlinie beachten, wenn man mit ihm decken will?

Wir haben nach Airborne aktuell einen weiteren deutschen Sohn von Bold Eagle im Rennstall. Er heißt Casino Royale, ist dreijährig und sollte auch im Frühjahr an den Start gelangen. Meine Erfahrungen mit Bold Eagle sind durchweg positiv. Wir werden auch dieses Jahr mehrere Stuten von ihm decken lassen. Es fällt auf das seine Resultate in Schweden mit amerikanischen Müttern besonders gut sind. Zu nervig sollten die Stuten aber besser nicht sein, wenn man zu Bold Eagle, oder auch einem anderen Ready Cash Sohn, geht.

Ein weiteres Produkt von euch ist Zidane, der mittlerweile bei Sybille Tinter in Schweden steht. Dort gewann er in diesem Jahr schon zwei Rennen und wurde einmal Dritter. Alles richtig gemacht, oder?

Zidane machte uns in Schweden, bei Sybille Tinter, sehr viel Freude. Er wurde letzte Woche an einen schwedischen Besitzer verkauft.

Kommen wir zur diesjährigen Zuchtsaison. Ab wann fängt man da eigentlich mit der Planung der Deckhengste an? Überlegt ihr da noch mit welchem Hengst ihr decken soll, oder sind die Planungen schon abgeschlossen?

Die Hengsteplanung läuft eigentlich permanent. Ich verfolge nahezu alle Grupperennen in Europa und den USA, um Aufschlüsse zu bekommen was funktioniert. Welche Hengste drängen sich mit ihrer Produktion oder eigenen Rennleistung auf. Ein enormer Vorteil ist dabei natürlich die Tatsache, daß wir unsere eigenen Stuten, häufig schon in mehreren Generationen, aus dem Eff-Eff kennen. Die Stärken und Schwächen der eigenen Pferde objektiv zu beurteilen ist da, glaube ich, der entscheidende Vorteil, wenn man Trainer und Züchter in Personalunion ist. Und schließlich sollte man bei der Auswahl der Mutterstuten mindestens so wählerisch sein, wie bei der Wahl der Ehefrau😉. 

Welche Deckhengste habe ihr für dieses Jahr ausgesucht?

Das grobe Gerüst der diesjährigen Bedeckungen steht zwar schon, aber es gibt schon noch Spielraum, um kurzfristig etwas zu ändern. Wir bekommen dieses Jahr Fohlen von Face Time Bourbon, Bold Eagle, Bird Parker, Brillantissime, Royal Dream, Prodigious, Django Riff, Niky, Maharajah. Das sind auch ungefähr die Hengste, die in diesem Jahr für uns wieder zum Einsatz kommen. 

Ihr deckt sehr französisch. Liebe zum französischen Sport oder gibt es andere Gründe dafür?

Das wir für die deutschen Mutterstuten vorrangig französische Hengste wählen hat nicht nur geografische Gründe. Die meisten Stuten wurden so ausgewählt das sie zu diesen Hengsten passen. So finden sich in unserem Stutenlot Töchter von u.a. Muscle Hill, Muscles Yankee, Varenne, Supergill, Andover Hall. Mit diesen bietet es sich an die franz. Tophengste aufzusuchen. Erst in der nächsten Generation, wenn Töchter dieser Stuten ins Gestüt wechseln, decken wir wieder amerikanisch. Hier ist Body n Soul ein Beispiel. Seine Mutter ist die Love You Tochter und Schwester von Voyage d’Amour - Reve d’Amour. Selbst ein tolles Rennpferd mit 1.11,6 Rekord. Hier bot es sich an sie mit Maharajah zu decken, oder eben einen Ready Cash Sohn. Ihr zweites Produkt ist ein Jährlingshengst von Bird Parker. 

Apropos Body n Soul. Für ihn lief das Meeting in Vincennes leider unerwartet schlecht. Er litt bei seinen zwei Starts in Paris, wie sich leider erst im Nachhinein herausstellte, an einer durch Zecken übertragenen Borreliose Erkrankung (Lyhme-Disease). 

Wäre nicht auch einmal ein Muskel Hill interessant? Oder ein Googoo Gaagaa?

Mit Muscle Hill haben wir bereits Stuten gedeckt, seine limitierte Fertilität ist hier jedoch ein Grund weshalb wir ihn nicht weiter nutzen wollen. Bei der Decktaxe geht man nur mit seinen besten Stuten zu ihm, und gerade mit diesen möchte man ja nur ungern ein Jahr verlieren. Zu Googoo Gaagaa fehlt mir jede Erfahrung, ich kann noch nicht gut genug einschätzen zu welchen unserer Stuten er passen könnte. Deshalb warte ich da noch ab.

Gibt es für euch auch einen interessanten deutschen Deckhengst?

Bei den deutschen Deckhengsten hat eigentlich Abano As bewiesen das er international mithalten kann. Der verstorbene Here comes Joey war sicher ein nützlicher Hengst. Das scheint nun auch für Odessa Santana zu gelten. Insgesamt haben sie es gegen die internationale Konkurrenz aber schwer.

Hast du zum Abschied noch einen Geheimtipp für die Decksaison 2021?

Ich glaube die beiden Love You Söhne Village Mystic und Royal Dream sind ausserhalb Frankreichs unterbewertet, und vielleicht sollte man den Werdegang von Italiano Vero (v.Ready Cash) im Auge behalten. Er könnte ein interessanter Hengst für die Zukunft werden.

Du sprichst mit viel Liebe von euren Pferden. Wollt ihr da überhaupt noch welche verkaufen?

Natürlich sind wir als Züchter auch immer Verkäufer. Wir haben eigentlich ständig Pferde jeden Alters und diverser Nationalitäten im Stall.

Mike, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Zur Internetseite von Mike Lenders und Marina Vietgen: https://www.trotting-affair.com/