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Sonntag 21 August 10:23 Uhr | |
Nachschau Berlin-Mariendorf, 20.08.2022
(MW) Die Auguren sollten recht behalten mit ihrer Prognose bezüglich der 34. Auflage des in Erinnerung an Marion Jauß gelaufenen Stuten-Derbys, dass Riet Hazelaar die beste Stute ihrer Generation sei. Im Vorjahr noch gegen das starke Geschlecht unterwegs, wo sie den großen Wurf als Dritte haarscharf verfehlte, hatten sich Trainer Dion Tesselaar und die Carpe Diem Stables entschieden, diesmal ins Stuten-Derby zu gehen, dessen Finale mit 128.409 Euro plus zehnprozentiger Züchterprämie so üppig ausstaffiert war wie nie zuvor. Goldrichtig, denn beim Versuch, sich neuerlich mit den „Jungs“ zu messen, war die Fuchsschimmelstute im Adbell-Toddington-Rennen als Vierte recht deutlich in die Schranken gewiesen worden - und da war Usain Lobell noch nicht mal dabei. Mit neuem Fahrer - Robin Bakker war für den gesperrten Tesselaar eingesprungen, und das klappte so gut, dass sich der Trainer entschied, ihm die SJ’s-Caviar-Tochter auch in Vorlauf und Finale an die Hand zu geben, zumal er mit ALL IN LOVE selbst steuern konnte - haute sie im Stutenlauf des Buddenbrock-Rennens nachdrücklich auf den Putz und wies Sunset boulevard eindeutig in die Schranken. Und auch die Pflicht vor der Kür, der Vorlauf, war für sie nur ein besserer Spaziergang gewesen.
Im Finale hatte es „Mister Derby“ vom Start von der „3“ nicht allzu eilig, ließ sich Rose Hill, Luna Scott und Isla um die Spitze austoben, sah, wie die brandgefährliche Precious Thing alle Chancen durch eine frühe Galoppade einbüßte, legte Mitte der ersten Kurve den Schalter auf Offensive um und übernahm eine Runde vorm Ziel von Rose Hill das Kommando. Als außen Trainingskameradin ALL IN LOVE auftauchte, konnte Bakker sich sicher sein, dass von dort kein Druck kommen würde. Den baute ab 600 Meter vorm Ziel aus deren Windschatten heraus Sunset boulevard auf. So rasant preschte die an die Flanke der 13:10-Favoritin, dass es nicht wenige gab, die der vorjährigen Zweiten zur diesmal nicht qualifizierten Lumumba an der letzten Ecke den Umsturz zutrauten. „Vielleicht hab ich’s unterwegs einen Tick zu langsam angehen lassen“, gab Bakker später selbstkritisch zu, „es war schon bemerkenswert, wie stark Michael Nimczyks Stute aufzog. Und Riet ist manchmal ein bisschen faul.“ Der Angriff entpuppte sich dann aber doch als Strohfeuer: Im Einlauf machte Riet Hazelaar rasch alles klar und ließ die kecke Rivalin um zwei Längen abblitzen. Die hatte genauso viel Luft zur Dritten Rose Hill. Über Erwarten gut hielten sich Isla und Flotte Biene, während von Luna Scott und vor allem ALL IN LOVE, die als Letzte anschlug, deutlich mehr erwartet worden war. Lachen konnte Tesselaar trotzdem: „Es war die richtige Entscheidung, Riet Robin anzuvertrauen. Er ist nervenstark und mit einer souveränen Übersicht gesegnet.“ Für den so Gelobten war’s nach Anky Kievitshof 2010 und Avalon Mists 2018 der dritte Triumph im Stuten-Derby, für Tesselaar als Trainer die Nummer zwei: 2016 hatte er sich mit Marion Jauß‘ Gilda Newport das Blaue Band der Stuten gesichert.
Doppelschlag der Tietz-Ladys
„Das B-Finale ist außerordentlich offen - da wird’s auf den Rennverlauf ankommen“, hatte der „Haller Rudi“ orakelt, versprochen, mit Nacea diesmal offensiv zu Werke zu gehen - und ließ Worten Taten folgen. Weil Alexander Kelm mit Lola Vici die Spitze aber lange nicht hergeben wollte, musste das bayerische Gespann viel zu viel investieren, um nach 500 Metern endlich vorn zu sein. Eingangs der Gegengeraden beim Generalangriff von You can do saß Haller hinter einer geschlagenen Stute, während für Kornelius Kluth der Himmel bis 100 Meter vorm Ziel voller Geigen hing. Mit dem sicheren Sieg vor Augen sprang die Füchsin dort, wo sie im Vorlauf bereits den Finalplatz vermasselt hatte, und machte den Weg frei für die hinter ihr auf ein Schlupfloch wartende Courage. Die Stute stand für einen Moment kurz vor dem Erfolg – doch weit außen konnte es jemand noch einen Tick besser. Nämlich die Trainingsgefährtin Red Pine Lily, die vom erneut überragende Catchdriver-Qualitäten beweisenden Thomas Panschow im Mittelfeld versteckt, Rang eins um mit einer halben Länge ergatterte.
Späte Satisfaktion im Super Trot Cup
Nach zwei Jahren Corona-Abstinenz fand der Super Trot Cup um 70.000 Euro über die Steherstrecke von 2.500 Metern, für den sich neun Cracks der gehobenen Kategorie in Vorläufen in Wolvega, Mailand, Baden, Jägersro und Berlin-Mariendorf qualifiziert hatten, endlich wieder statt und hielt alles, was man sich im Vorfeld versprochen hatte. Von Beginn an war richtig Pfeffer in der Party, für den zunächst die ob ihres grandiosen Vorlaufsiegs in Jägersro zur Favoritin erkorene Lady Beluga sorgte. Eine kurze Rochade nach einer halben Runde mit dem enorm dräuenden Hooper des Chasses, dessen quälendes Werk Izzi’s Newport nahtlos fortsetzte, machten Joakim Lövgrens Lady ganz schon zu schaffen. Eine Runde vor Schluss kam Robbin Bot mit Bayard in dritter Spur auf Touren kam, was Jaap van Rijn rechtzeitig mitbekam und Keytothehill aus dem Windschatten Izzi’s Newports nahm. Der Wucht dieser Doppelattacke hatte Lady Beluga in der vorletzten Kurve schon nichts mehr entgegenzusetzen, so dass Bayard hinter Keytothehill an der Innenkante für 400 Meter verschnaufen konnte, bis es in den Schlussbogen ging. Dort streckten die müde aus dem Tritt kommende Lady Beluga und auch IzzIs Newport die Waffen, während Behind Bars immer stärker wurde. Letztlich konnte der Dritte der schwedischen Qualifikation jedoch genauso wenig ausrichten wie Bayard, dessen Angriffsversuch an Keytothehill regelrecht abtropfte. Was für eine Geschichte um den einst so schmählich gestürzten Dreijährigen-König! An der Stelle, an der er vor zwei Jahren nach Siegen in Adbell-Toddington- und Buddenbrock-Rennen im Derby-Finale als haushoher Favorit ein Galopp-Fiasko erlebte, holte sich der Schützling von Arnold Mollema ein spätes Trostpflaster. „Zum Derby war er nicht in Ordnung. Es hat lange gedauert, bis er wieder okay war, doch die Geduld hat sich gelohnt“, strahlte Besitzer Remon Hendriks über den zwölften Sieg Keytothehills, der mit 35.000 Euro und einem neuen Rennrekord versüßt wurde: Mit 1:12,5 kratzte der braune Hengst von der bisherigen Bestmarke des ersten „Winners“ Stark Bi 0,3 Sekunden weg.
Ito im Gottlieb-Jauß-Memorial
Der bessere Antritt entschied im an den am 12. Juli 1999 tödlich verunglückten 16fachen Berliner Champion erinnernden Gottlieb-Jauß-Memorial zugunsten Itos und gegen das Pferd mit den vermutlich meisten Besitzern in Deutschland, die gemeinsam in der zweiten Startreihe hinter dem Auto beginnen mussten. 1.000 Meter vorm Ziel umschiffte Michael Nimczyk die ihn bis dahin durch die zweite Spur ziehende Magic Love, während Mockridge sich in dritter Spur auf den recht weiten Weg nach vorn machte. Zwar vermochte der TrotClub-Traber für die finalen 500 Meter noch mal hinter Ito Luft zu holen, doch nahm der ihm mit einer geharnischten Beschleunigung den Wind gründlich aus den Segeln und siegte in erstklassigen 1:12,8 ganz leicht. „Am 17. Juli war er nicht ganz in Ordnung, wie sich im Nachhinein herausstellte. Danach zeigte er sich schon wieder in alter Form und war heute rundum ohne Eisen noch einen Tick besser“, strahlte der Goldhelm, der dieses Meeting bislang (noch) nicht so dominierte wie in vergangenen Jahren.
Smart an der Stätte seiner großen Triumphe
Endlich zeigte Smart Hill As, im Derby-Meeting 2021 unter der Regie von Paul Hagoort der Überflieger im Gerhard-Krüger-Memorial und im Jugend-Preis, im Auktionsrennen für all jene Traber, die auf der Derby-Auktion 2020 im Angebot waren, alte Klasse, nachdem es in dieser Saison nunmehr unter der Regie von Dion Tesselaar mit seinem neuen Besitzer Karel Gerrits eher suboptimal gelaufen war. Mit der „1“ kam der von Alwin Schockemöhle gezüchtete Hengst nicht mal sonderlich rasant in die Hufe, doch als Gerrits mit ihm vorm Publikum in zweiter Spur aufkreuzte, legte ihm Tesselaar keine Steine in den Weg, die Spitze zu übernehmen. „Wenn Spell of Love S und Smart Hill As miteinander trainieren, ist Smart Hill immer der Stärkere“, hatte der Trainer vorab verraten, und das demonstrierte der Muscle-Hill-Sohn mit eiserner Faust. Bis auf 20 Meter schnellte der wie aufgezogen marschierende Braune von der Trainingsgefährtin weg und lebte von diesem Vorteil ganz bequem bis ins Ziel. Indes gelang Tesselaar der erhoffte Doppelschlag nicht, denn Spell of Love S musste sich um den Ehrenplatz ihrem ständigen Schatten Michel F Boko beugen. „Mein bedeutendster Erfolg als Fahrer“ gestand Gerrits, für den Smart Hill As mit dem dritten Sieg 17.600 der ausgelobten 40.000 Euro einstrich und nun 40.100 Euro reich ist.
Ein Blitzangriff bescherte Camus in Abteilung 1 eines Handicap de Luxe 900 Meter vorm Ziel die Führung. Das war der Grundstein zum puppenleichten Erfolg des Muscles-Yankee-Wallachs, der mit Kay Werner schon im Vorjahr ein solches Handicap auf seine Kappe gebracht hatte. In Abteilung 2 schlug die Stunde von Austrias Dauerchampion Gerhard Mayr, der aus dem vierten Paar außen Power Vital deutlich mehr Reserven entlockte als Heiz Wewering seinem Villeneuf und den siegreichsten Trabrennfahrer Europas um eine Länge abkanzelte.
Ein Nachwuchsfahren der Elisabeth-Mann-Stiftung ging nach klug verdecktem Vortrag in der Außenspur an Velten Cavallino, den sein Besitzer, der mit 56 Jahren nicht mehr unbedingt zum Nachwuchs zählende einstige Amateur Ferdinand Hirsch, aus dem Schlussbogen heraus entschlossen einsetzte, den prima spurtenden Diakan CR um eine Länge in Schach hielt und bei 145:10 bereits in der 4. Runde der V7+-Wette für einen Jackpot in Höhe von 15.977 Euro sorgte.
Los ging der Vormittag - Anpfiff war wegen der PMU-Kooperation bereits um 10.35 Uhr - mit einem überlegenen Erfolg Regestans, der sich auch beim zweiten Karrierestart als perfektes Rennpferd präsentierte und trotz exzeptioneller 1:14,2 nur eine lockere Joggingeinheit zu absolvieren schien. Bei 10:10 bescherte der von Josef Franzl gesteuerte Lasbeker seinen vielen Anhängern Losscheine für die Prämienausspielung bzw. das Platzwetten-Gewinnspiel. Ein zweiter Treffer misslang dem Gestütstrainer gründlich, der mit Simba vorneweg lange wie der unumschränkte Herrscher aussah. Im Einlauf wurde der „Löwe“ jedoch immer fauler und landete nur auf Platz vier. Umso besser kam der von Dennis Spangenberg aus dem Mittelfeld auf den Punkt gebrachte Kenzo Express auf Touren und zum ersten Sieg.
Extrem hart arbeiten musste im den Amateuren vorbehaltenen 1. Lauf eines Kombi-Pokals Julnick Shark. Erst gegen Jenna Transs R, um in Front zu kommen, dann wegen einer Kurzrochade mit Otero, und weil aller schlechten Dinge drei sind, bekam er nach einer Runde enormen Druck von Kjeld von Haithabu. Das alles steckte der „Hai“ klaglos weg und raufte sich mit Peter Neisius sicher gegen den „Wikinger“ nach Hause. Auch in Lauf 2, diesmal mit Profis, turnte Julnick Shark stets im Vordertreffen mit, hatte aber gegen Kjeld von Haithabu nicht den Hauch einer Chance, in Front zu kommen. Der in Lauf 1 ziemlich kläglich untergegangene Otero präsentierte sich diesmal wie verwandelt. Robbin Bot hielt den in Lasbek geborenen Muscle-Hill-Sohn im Gegensatz zu Timberlake Diamant und dem diesmal glatt vom Start kommenden Favori de la Basle aus allen Scharmützeln heraus und schlug mit dem Sieger des Derby-Trostlaufs 2019 völlig überraschend mit einem Flug weit außen für 25,3fache Sieg-Odds vor Favori de la Basle und Julnick Shark zu.
Als unbesiegbarer Gallier erwies sich Idefix im Diamond-Creek-Farm-Cup, dem Rudolf Haller vom Fleck weg mächtig Beine machte. Ratzfatz war der Prodigious-Sohn vor Castello Byd in Front und zog mit einem strammen Run der durch die zweite Startreihe gehandicapten Favoritin Kovi Stream, an der sich auch Castello Byd noch vorbeitankte, den Mumm aus den Knochen. Für den mit 1:14,4 recht fixen Idefix war’s bereits der neunte Saisonerfolg.
International wurde es im abschließenden Rennen der Franzosen-Traber, das der aus Tschechien anreisende vierjährige In Drive With You für Trainer Jaromir Kotasek mit dem in Tschechien lebenden Holländer Laurens Rinkes durch die Todesspur in sehenswerter Weise vor Hilda Piquenard beherrschte. Nicht erreicht wurde das vorjährige Umsatzergebnis, das von 32.018 auf 27.728 Euro pro Rennen doch recht klar abfiel.
Umsatz bei 14 Rennen: 388.192,32 Euro (incl. 192.017,97 Euro Außenumsatz), davon 31.642,65 Euro in der V7+-Wette; PMU-Umsatz (Rennen 1 - 6): 1.110.878,04 Euro (Vorjahr: 416.232,26 Euro bei 13 Rennen, davon 62.087.- Euro in der V7+-Wette)
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