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Montag 19 August 23:34 Uhr | |
Mein Ziel ist es ja, eine möglichst breite Themenpalette über den Galopprennsport anzubieten, und dazu gibt es heute etwas ganz Ungewöhnliches. Das Portrait einer Rennbahn, die seit Jahrzehnten mit Kriegen und Krisen aller Art umgehen muss wie wohl kaum eine andere.
Wir reden hier von der mehr als hundert Jahre alten Galopprennbahn in Beirut, der Hauptstadt des Libanon. Libanon, das ist der Staat, der an der Nordgrenze von Israel liegt und von dem aus die vom Iran geförderte Hisbollah-Miliz Israel beschießt. Also Kriegsgebiet. Die deutsche Regierung hat alle ihre Staatsbürger zur Ausreise aus dem Libanon aufgefordert. Wirtschaftlich liegt der Libanon aber schon viel länger darnieder, zudem mit einer gigantischen Inflation. Früher galt Beirut einmal als das Paris des Orients, aber diese Zeiten sind lange vorbei. Die Rennbahn hatte ihre große Zeit von 1930 bis in die 1960er Jahre. In dieser Periode waren auch ausländische Staatsmänner wie der Schah von Persien dort und legten ihre Besuche im Libanon zeitlich so, dass sie sonntags im Park von Beirut zum Rennen gehen konnten. Auch im Jahre 1977 noch waren mal 15.000 Zuschauer bei einem Renntag. 1982 bei der israelischen Invasion wurde die Rennbahn besetzt, lag im Kugelhagel der Kampftruppen, und die große Tribüne wurde völlig zerstört.
Statt früher 1500 Pferde sind jetzt nur noch rund einhundert arabische Vollblüter auf der heruntergekommenen Anlage im Training, und die Renntage sind spärlich geworden. Der letzte war am 28. Juli, in der Regel mit nur fünf Startern pro Rennen. Beirut ist die einzige Galopprennbahn des Libanon und auch die einzige im nahen Osten, auf der Wetten erlaubt sind. Das im Süden des Stadtgebiets gelegene Rennbahngelände gehört der öffentlichen Hand, wird aber von dem gemeinnützigen Rennverein SPARCA betrieben. Der finanziert sich über die Wetteinnahmen, doch die sind im freien Fall, weil schwarze Buchmacher mit deutlich besseren Kursen der Rennbahn das finanzielle Wasser abgraben. Gewettet wird auf der Rennbahn auch auf französische PMU-Rennen.
Schon lange gibt es Pläne der Stadt, die Rennbahn zu schließen und dort etwas Anderes, sprich Lukrativeres, aus der wertvollen Immobilie zu machen. Bislang hat es der inzwischen 80 Jahre alte Nabil Nasrallah als Generaldirektor der Rennbahn geschafft, dies zu verhindern. Der gelernte Diplom-Ingenieur von der Uni Karlsruhe ist seit Jahrzehnten mit dem ständigen Existenzkampf beschäftigt. Ich habe versucht, ihn persönlich zu kontaktieren, aber es hat bisher noch nicht geklappt.
ARTE hat ein knapp 13 Minuten langes Video produziert, das den Überlebenskampf der Rennbahn Beirut zeigt: https://www.arte.tv/de/videos/114326-000-A/libanon-pferderennen-in-der-krise/
Fotos bei Instagram: https://www.instagram.com/beiruthippodrome/
Frank Henschker Whistleblower-Hotline: bolgheri@gmx.net |