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Montag 18 Juli 10:09 Uhr | |
Nachschau Berlin-Mariendorf, 17.07.2022
Es war der letzte große Härtetest für die Derby-Cracks vor dem wichtigsten Ereignis der Saison: Das schon seit 1901 ausgetragene Buddenbrock-Rennen bewies auch in der diesjährigen Auflage seinen exzeptionellen sportlichen Stellenwert. Der Fokus ruhte natürlich vor allem auf dem mit 25.000 Euro dotierten Hauptlauf, in dem elf Teilnehmer antraten. Das wettende Publikum schätzte Days of Thunder mit Thorsten Tietz und Usain Lobell mit Robin Bakker von ihren Siegchancen her mit 2,6:1 bzw. 2,7:1 als nahezu gleichwertig ein und lag mit dieser Entscheidung nahezu goldrichtig – denn in der Tat sollten beide Pferde sehr entscheidende Rollen spielen. Days of Thunder mischte gleich von Anfang an kräftig mit. Thorsten Tietz musste zwar zunächst dem am Ende nur siebtplatzierten Lorens Flevo (Michael Nimzyk) die Spitze überlassen, ging aber schon kurz nach dem ersten Bogen in die Offensive und übernahm mit seinem Schützling das Kommando.
Auch Usain Lobell hatte einen relativ guten Start erwischt und war gleich an vierter Position auszumachen. Auf ein geeignetes Führpferd wartete Robin Bakker allerdings nicht und entschloss sich stattdessen selbstbewusst für die zweite Spur. Der sechsmalige Derby-Sieger überhastete jedoch nichts – er unternahm keinerlei Attacken, sondern führte seinen Hengst in aller Seelenruhe Zentimeter um Zentimeter dichter an den Piloten heran. Erst Mitte der Zielgeraden machte der Holländer dann Nägel mit Köpfen: Obwohl Usain Lobell zu keinem Zeitpunkt die Innenkante gesehen hatte, zog der Vorjahressieger ohne große Aufforderungen souverän an Days of Thunder vorbei, der sich ebenfalls eine sehr gute Note verdiente. Den Ehrenrang musste der nie aufsteckende Pilot aber trotzdem noch abgeben. Und zwar an den erneut hervorragend aufgelegten und von Thomas Panschow gesteuerten Don Trixton, der sich nun endgültig in der engsten Jahrgangsspitze etabliert hat und sicherlich nicht noch einmal so krass unterschätzt werden wird. Seine Quote betrug sträflicher Weise 14,5:1 und auf Platz zahlte er trotz der Tatsache, dass er den Adbell-Sieg nur hauchdünn verpasst hatte, vierfaches Geld. Aus der Position als sechstes Pferd außen heraus war der Berliner Hengst im Einlauf einmal mehr der Schnellste von allen und sprintete bis auf eine halbe Länge an Usain Lobell heran. Auch Grand Ready Cash (Jörgen Sjunnesson) entwickelte aus dem hinteren Feld heraus als Vierter hinter Days of Thunder noch eine enorme Geschwindigkeit.
An Usain Lobells Triumph in der neuen Rennrekordzeit von 12,0/1.900m gab es aber nichts zu rütteln. Robin Bakker: „Vom Können her braucht sich der Hengst vor keinem Gegner zu fürchten. Wenn er sich wohlfühlt und durch nichts irritiert wird, bewältigt er jeden Rennverlauf.“ Keine Frage: Die Leistung, die Usain Lobell gezeigt hat, war bewundernswert und falls der Traber der Besitzergemeinschaft von Jasper Roos und Johann Holzapfel am Derby-Tag hundert Prozent seines Potentials abrufen kann, wird er nur schwer zu bezwingen sein. Die Ausgangslage bleibt vor dem bedeutendsten Ereignis der Saison aber dennoch spannend wie ein Krimi, was sich auch an den erzielten Kilometerzeiten ablesen lässt. Zwischen Usain Lobell und dem elftplatzierten Jimmy Ferro BR (Christoph Schwarz) lagen gerade einmal 0,6 Sekunden und sämtliche Buddenbrock-Teilnehmer haben den zuvor von Cash Hanover (2015) und Keytothehill (2020) gemeinsam gehaltenen Rennrekord von 1:12,6 min. entweder unterboten oder egalisiert. Wobei man natürlich einberechnen muss, dass die ehemaligen Rekordhalter zum Zeitpunkt ihrer Erfolge ein Jahr jünger waren als die aktuellen Starter.
Mit Riet Hazelaar ging das Team um Karel Gerrits und die Carpe Diem Stables diesmal bewusst die kleinere Route und entschied sich nicht für den Haupt- sondern den Stutenlauf um 12.500 Euro Preisgeld. Zweifellos eine gute Wahl, denn die Aufgabe war für die groß gewachsene Vierbeine-Lady doch wesentlich leichter, als es gegen die Hengste und Wallache gewesen wäre. Es gab aber noch eine zweite wichtige strategische Änderung. Riet Hazelaars Trainer Dion Tesselaar konnte aufgrund einer Fahrsperre nicht selber im Sulky der Stute Platz nehmen und hatte daher Robin Bakker verpflichtet. Genauso wie im Hauptlauf entwickelte sich Bakker zum eiskalten Vollstrecker und wurde seinem Ruf als einer der besten Fahrer des Kontinents einmal mehr gerecht. Der Niederländer hielt Riet Hazelaar auf der Startgeraden aus allen Positionskämpfen heraus. Vor den Tribünen ging er dann aber in die Offensive und steuerte die Schimmelstute an die Spitze. Auf der Gegenseite schien sich ein spannendes Finish anzubahnen, denn die von Michael Nimczyk präsentierte Hauptkonkurrentin Sunset boulevard hatte als Vierte außen eine absolute Traumlage eingenommen.
Doch trotz eines sehenswerten Endspurts, der Sunset boulevard letztlich den Ehrenrang bescherte, war die Entscheidung eine klare Angelegenheit. Denn Riet Hazelaar gab sich in 13,3/1.900m keinerlei Blöße. Robin Bakker: „Die Stute hat viele anspruchsvolle Rennen bestritten und Ich sie daher auf der ersten halben Runde nicht gleich auseinandernehmen. Riet Hazelaar hat alles super gemacht. Wenn kein Pferd neben ihr liegt, ist sie ein bisschen phlegmatisch. Aber als Sunset boulevard außen auftauchte, war sie sofort wieder voll da.“ Angesichts ihrer Klasse und Härte war der Sieg der 1,5-Favoritin keine große Überraschung. Viel verblüffender war stattdessen die klare Aussage des mitgereisten Dion Tesselaar bei der Siegerehrung: „Wir bleiben auf diesem Weg und haben entschieden, dass Riet Hazelaar in das Stuten-Derby gehen wird. Dort wird sie erneut von Robin Bakker gesteuert werden.“
Nur eine einzige Fahrt absolvierte Josef Franzl an diesem Tag – doch die wurde für ihn zu einem vollen Erfolg. In der mit 6.000 Euro Preisgeld dotierten Newcomer-Serie hatte der bayerische Profi die Leinen von Redford in die Hände genommen. Der Lasbeker Hengst marschierte vor den Tribünen in zweiter Spur auf, zog sich dann aber zwischenzeitlich wieder an die Innenkante zurück. Aus dem Schlussbogen heraus bot sich für den Vierjährigen die entscheidende Passage. Obwohl sich die zweit- und drittplatzierten King of the Hill (Michael Nimczyk) und Pandroklus Eck (Thorsten Tietz) heftig wehrten, neigte sich die Waagschale in 14,4/1.900m rasch zu Gunsten von Redford, der sehr leicht mit anderthalb Längen Vorsprung auftrumpfte. Josef Franzl: „Unterwegs lässt sich der Hengst gerne mal bitten. Aber auf der Zielgeraden zog der Braune wieder enorm an.“
Die sportlichen Tophighlights wurden von einem exquisiten Rahmenprogramm inklusive der MiniTraber-Challenge begleitet. Gleich der Auftakt entwickelte sich zu einem Paukenschlag, denn nach weit über einhundert Starts war für den mittlerweile bereits elfjährigen Beau de la Vitard endlich der erste Sieg fällig! Es war überhaupt keine Frage – wenn sich einer den Volltreffer verdient hatte, dann dieser bildhübsche Rappe, der unter der Regie seines Trainers und Fahrers Ronald de Beer durchweg nur gute Leistungen gezeigt hatte. Die Freude bei de Beers gesamten Team war riesig, zumal der mit offensiver Taktik erzielte Triumph mit fünf Längen Vorsprung völlig überlegen ausfiel und Beau de la Vitard in 14,3/2.040m sogar eine neue persönliche Rekordmarke aufgestellt hatte. Unmittelbar danach setzte Marciano Hauber mit Simply the best ebenfalls ein dickes Ausrufezeichen, denn mit seinem bei 14,4:1 gehandelten Außenseiter hatte das Publikum eigentlich nicht gerechnet. Doch trotz vorsichtigen Starts sammelte der Wallach Gegner um Gegner ein und trabte beim ersten Start seines Lebens auf Anhieb starke 15,8/1.900m.
Das einzige Amateurfahren der Veranstaltung wurde zur Beute von Marlene Matzky und Horatio Fortuna. Der Fuchs hatte zwar 20 Meter Zulage zu verkraften, doch das stellte sich für ihn nicht als allzu hohe Hürde dar. Die Amazone führte ihn an die vierte Stelle außen und gab ihm Ende des Schlussbogens das entscheidende Zeichen. Kurz darauf begann die V7+. Und zwar mit einer verblüffenden Siegerin. Bellas Bijou wurde auf dem Wettmarkt bei 17,3:1 gehandelt und hatte zuvor bei 36 Anläufen nur einen einzigen Treffer erzielt. Mit Dennis Spangenberg sprang nun ein Start-Ziel-Sieg heraus. Im Anschluss wurde Thomas Panschow für seinen vergangene Woche in Bahrenfeld erzielten 3000. Karriereerfolg geehrt. Video-Grüße von vielen prominenten Wegbegleitern sorgten für Gänsehaut-Momente. Und der Jubilar machte prompt im gewohnten Stil weiter und kehrte nur wenige Minuten später mit seinem 3001. Sieger Gentle du Noyer, der eine knappe Runde vor dem Ziel nach vorne gegangen war, in den Winner-Circle zurück.
Wie sehr sich Jaap van Rijn in der deutschen Hauptstadt zuhause fühlt, bewies der junge Holländer mit einem Treffer durch Sannawa. Der Sportler hielt die Vierjährige anfangs aus allem heraus und machte sie erst auf der letzten Halben richtig flott. Die Dunkelbraune gewann mit drei Längen Vorsprung. Zwar mit einem etwas kleineren Vorteil, aber dafür in der fantastischen Zeit von 13,0/1.900m trumpfte Victor Gentz mit Hockstedt auf. Der Hengst hat sich zu einem echten Crack entwickelt und seine Zukunft sieht golden aus. „Ich wollte ganz bewusst einmal unter harten Bedingungen testen, was er kann und bin begeistert“, strahlte Victor Gentz beim Siegerinterview. Er hatte in der Tat Recht – denn obwohl der Vierjährige die gesamte Schlussrunde außen herum gehen musste, absolvierte er das anspruchsvolle Pensum völlig problemlos. Den Schlusspunkt unter die Veranstaltung setzte Michel Rothengatter mit Lucky Charly, der auf der Tribünengeraden nach vorne gegangen war und mit zweieinhalb Längen Vorsprung hochüberlegen gewann.
Gesamtumsatz: 195.081,08 Euro. Bahnumsatz: 69.295,40 Euro. Außenumsatz: 125.785,68 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 24. Juli statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Im Mittelpunkt stehen die mit insgesamt 23.000 Euro Preisgeld dotierten Läufe der Gold- und Silber- sowie der BTV-Dreijährigen-Serie. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 18. Juli. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de. |