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Montag 30 November 12:21 Uhr | |
Nachschau Berlin-Mariendorf, 29.11.2020
Hollands Nachwuchsstar bei den Dreijährigen hauchdünn mit Di Ospeo – Prosperous leichtfüßig zum dritten Gold – Purple Rain krallt sich den VDT-Pokal – Thorsten Tietz auch mit I’ve got mail – der Goldhelm mit Elka Ludoetka, Venture Capital und King of the Hill
Berlin-Mariendorf, Sonntag, 29. November 2020.
Ein frischer, trockener 1. Advent, zwei 10.000- Euro-Prüfungen, dazu der Geburtstagsrenntag des mit 126 Jahren ältesten deutschen Vereins für Traber-Besitzer und -Züchter VDT - Traber-Herz, was willst du mehr? Zuschauer natürlich, und die waren wegen der Corona-Bestimmungen samt und sonders ausgeschlossen, was nicht nur VDT-Präside Andreas Prössel jammerschade fand: „Wir hätten uns als Verein gern wie üblich um diese Jahreszeit mit Info-Stand und Glühwein präsentiert. Das fiel leider genauso weg wie das uns sehr am Herzen liegende Heinz-Mohr- Memorial, das ja den Amateuren vorbehalten ist.“ Advents- oder gar feierliche Stimmung war somit Mangelware.
Sportlich gab’s hingegen nix zu greinen. Kurz vor Saisonultimo hatten die etwas Ärmeren der Generation 2017 - jene, die maximal 5.000 Euro reich waren - im Herbstpreis der Dreijährigen um 10.000 Euro eine gute Gelegenheit, Winterfutter zu verdienen. Geprägt wurde das Rennen auch durch viele Galoppeinlagen. 50 Meter vor der Startmarke erwischte es die Belgierin Nyx Hillperon, 50 Meter danach Hooper des Chasses, im ersten Bogen Ray Kelly, kurz vor Erreichen der zweiten Kurve Captain Olaf, der gerade Stallkamerad Di Ospeo an der Spitze abgelöst hatte, und eingangs der Zielgeraden Kirby Starlake, als der sich eben diesen Di Ospeo zur Brust nehmen wollte. So war Jaap van Rijn urplötzlich weit voraus und schien das Match ungefährdet in der Tasche zu haben, als innen entlang aus dem Nirgendwo Villeneuf mit Siebenmeilenstiefeln angesaust kam und ein Zielfoto erzwang, das einen minimalen Vorsprung für Di Ospeo auswies. Seine drei roten Karten in Folge ließ King of Steel vergessen und hatte als Dritter reichlich Platz nach vorn wie hinten. Bei 109:10 schröpfte der Überraschungssieger die V7+-Fans gewaltig.
Wesentlich entspannter ging’s für Hollands Nachwuchsstar gleich darauf im ebenfalls 10.000 Euro wertvollen 7. Lauf der Goldserie zu. Prosperous, der bereits die Läufe IV und VI an seine Fahne geheftet hatte, machte die Hälfte seiner 20 Meter Zulage auf den ersten 100 Metern wett, kreuzte bald an der Seite des führenden Major Ass auf, übernahm für die Schlussrunde das Zepter und hatte den achten Deutschland-Sieg damit de facto in der Tasche. In der letzten Kurve setzte er sich umso leichter ab, weil die erklärten Herausforderer General Lee und Arendelle um den müden Louie Brodde herum mussten, spazierte locker-flockig davon und wäre mit seiner Gewinnsumme von 210.754 Euro gut in Frankreich unterzubringen. „Henk Grift hat so etwas angedeutet, doch hier gibt’s auch gutes Geld zu verdienen, und das auf wesentlich leichtere Art“, plädierte van Rijn eher für den Spatz in der Hand denn die Taube auf dem Dach.
Der mit Formpferden nur so gespickte Mitglieder-Pokal des VDT wurde eine souveräne Beute Purple Rains, der mit Thorsten Tietz auch beim sechsten gemeinsamen Auftritt nicht zu knacken war und stramm durch die Klassen marschiert. Diesmal war es ein wenig anders als sonst, denn nicht der Fast-Photo-Wallach, sondern Francesco flog in Front, „doch ich hab Purple Rain, der sich von Start zu Start steigert und mittlerweile völlig unkompliziert ist, sofort nach außen dirigiert, und Jörgen Sjunnesson hat mich zu Beginn der Tribünengeraden vorbeigelassen. Schon das war ein Höllenritt, danach gab’s Druck von Man U. Das halten nur wirklich gute Pferde aus und können sich am Ende leicht lösen.“ Mit viel Pep stürmte Iron Polly aus der Deckung zum Ehrenplatz, wobei dem Wallach die launische Fortuna hold war: An der letzten Ecke hingen die aus dem Hintertreffen schwungvollen aufziehenden Virginias Prime und Moncler Bo mit den Sulkyrädern zusammen und verloren jenen Drive, der zu mehr als Rang drei bzw. vier vonnöten gewesen wäre.
Ein zweites Mal hatte der VDT in die Vereinskasse gegriffen und einen Rennpreiszuschuss spendiert: Kein Wagnis-Kapital war im „126 Jahre VDT“-Rennen bei 10:10 eine Wette auf Venture Capital trotz des kniffligen Meilenstarts im Bogen. Michael Nimczyk ließ den dreijährigen Fuchs ruhig eintreten, kam ungeschoren um die springenden Klippen San Pardo und Goofy Wan, parkte hinter dem die äußere Reihe anführenden Camus und band ab 250 Meter vorm Ziel den Sack rigoros zu. Ein prächtiges Debüt gab King of the Hill, der auf prominente Verwandtschaft bauen kann: Zu den älteren Geschwistern zählen die beiden Derby-Sieger Unforgettable und Expo Express sowie Yankee Elmo, Flashback und Juan Les Pins. Dieser Noblesse zeigte sich der von Mats Strandqvist für Ulrich Mommert geformte und vom deutschen Champion pilotierte Dreijährige würdig. Der Wallach verlor den Kampf ums Kommando gegen die ein Jahr ältere Extravaganza, entpuppte sich jedoch auf den finalen 250 Metern als extravagant stärker und setzte klar voraus einen ersten Pflock, dem bald weitere folgen werden.
Glasklar brachte Kornelius Kluth mit Naidoo stramm vorneweg selbst einem munteren Burschen wie Jacques Villeneuve rigoros die Flötentöne bei, der reichlich wacklig wirkte und vom Goldhelm mit aller Finesse im Takt gehalten werden musste. Thorsten Tietz hingegen musste zittern, dass sich ein Schlupfloch zwischen Cashgirl Hall, Rolfi und Only Time auftat. Auf den letzten Point war die Lücke da, um mit I’ve got mail zuzustoßen und Rolfi auf den Ehrenplatz zu schicken - den nunmehr fünften aus den letzten sieben Auftritten des Wallachs.
Zwei der drei den Renntag eröffnenden PMU-Prüfungen waren den Trotteurs Français gewidmet. Nummer eins ging auf die Kappe von Elka Ludoetka, die der frisch aus dem Urlaub gekommene Michael Nimczyk munter vorneweg knattern ließ und so Germinal den Angriffswind aus den Segeln nahm. Bei den reichen Franzosen musste er zuschauen, weil sein Favori de la Basle wegen Krankheit die Boxe hütete. Das nutzte der in Deutschland auch im Tagesgeschäft bestens erprobte, recht aufwändig vorgetragene Flyer de Brikvil, mit dem Reinier Feelders sich Dalton du Démon kräftig zur Brust nahm, als es um die Wurst ging.
Dazwischen lag ein aus drei Bändern begonnenes Handicap, bei dem die favorisierte und vom Fleck weg führende Its Race Time im Einlauf deftig die Segel strich. Umso besser präsentierte sich der als innerer Dritter lauernde Arabesk Hazelaar, der sich zuletzt nachdrücklich angekündigt hatte und, erstmals für Dennis Spangenbergs Quartier auf Achse, mit diesem kurz, trocken und überlegen vor Otto Cash zuschlug.
Trotz des 2500 Meter langen Kantens fiel die Vorentscheidung im letzten Gang der Karte zu Beginn. Wieselflink düste Jacky Bros von der „8“ nach vorn, wehrte nach 600 Metern den Angriff Giant Starlakes ebenso ab wie eine Runde später jenen des Favoriten Place Royal und hatte dennoch im Finish genügend Power, den von Anne Lehmann unterwegs geschickt versteckten Freedom Fighter abzuwimmeln. Für die Schnapszahl von 111:10 machte Thomas Panschow 18 Spieler glücklich, die alle sieben Sieger der V7+-Wette auf einem Schein angekreuzt hatten.
Umsatz bei 11 Rennen: 106.007,46 Euro (incl. 96.007,46 Euro Außenumsatz) Umsatz PMU (Rennen 1 bis 3): 439.242,45 Euro
Nächster Renntag des BTV: Montag, 14. Dezember 2020 |