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Sonntag 06 September 10:25 Uhr | |
Nachschau Berlin-Mariendorf, 05.09.2020
Vorläufe zum Stuten-Derby ohne Überraschungen – nur Kiwi Fortuna als Gesetzte raus – Charlie-Mills-Memorial: Goldy Stardust dreht den Spieß um – Silber für Izzi’s Newport – Nelly Pepper unterm Sattel wie vorm Sulky nicht zu boxen – Heinz Wewering als Toto-Schocker
(MW) Das haben die 2017 geborenen Ladys in den fünf Vorläufen zum in zwei Wochen anstehenden Stuten-Derby prima hinbekommen und sich fast sklavisch an die Vorgaben der Expertenrunde gehalten, die fünf von ihnen als Gesetzte auserkoren hatte. Drei erledigten die Pflicht vor der großen, dann um die 80.000 Euro wertvollen Kür - der genaue Rennpreis steht noch nicht fest und hängt von der Zahl der Trostläufe ab - als Klassenbeste, die wacklige Glide be Lucky AS schaffte den „Cut“ als souveräne Zweite, und auch Kiwi Fortuna enttäuschte als Dritte durchaus nicht und wird sicherlich noch einmal im Trostlauf versuchen, ihren von Vielen auf die leichte Schulter genommenen Sieg im Adbell-Toddington-Stutenlauf zu bestätigen.
Mit rund 15minütiger Verspätung, weil Kaitlin Way Scott ihn ohne Eisen in Angriff nehmen wollte und erst beschlagen werden musste, begann der nominell dritte, chronologisch 1. Vorlauf, in dem die gesetzte Namanga Bo ihr schwächliches Abschneiden aus dem Buddenbrock-Stutenlauf konsequent revidierte. Mit der reichsten aller Derby-Ladys nutzte der aus Italien eingeflogene Pietro Gubellini den idealen Startplatz „3“, übernahm sofort das Kommando, durfte lange bummeln und machte sich im Einlauf locker aus dem Staub. 1:15,6 war die erste Messlatte. Platz zwei schnappte sich die ihr Saisondebüt gebende Grace Keely aus dem Erfolgsstall Robin Bakker/ Paul Hagoort ebenso erwartet vor Quelle Fleur.
Was den Vortrag des Italieners betrifft, lautete in Elimination 2 für Michael Nimczyk die Devise „copy and paste“. Er durfte unterwegs eine noch ruhigere Kugel schieben, nachdem ihm im knallharten Kampf um die Spitze die als brandgefährlich ausgemachte Katalonia durch einen kapitalen Fehler nach 150 Metern abhanden gekommen war. Danach brauchte die sich enorm lang machende Kyriad Newport nur Dienst nach Vorschrift zu schieben, um in 1:16,1 alle im Griff zu behalten. Mit ihr wird man Olympia Hazelaar in 14 Tagen wiedersehen, die einen frühen Gewaltvorstoß in dritter Spur nicht krumm nahm, nach einem Kilometer an der Flanke der 11:10-Favoritin aufkreuzte und sich tapfer ins Finale durchbiss.
Den ersten kleinen Favoritensturz gab’s in Vorlauf 3, den nicht die gesetzte Glide be Lucky AS, sondern Co-Favoritin Whoopie Diamant beherrschte. Die Tochter der Miss Vera, die selbst 90.703 Euro und 29 Siege auf ihrer Karte hat, und des weltweit exzellenten Vererbers Muscle Hill verkniff sich diesmal jeden Aussetzer. Mit Robin Bakker an den „Lenkseilen“ - auch dessen Taktik hieß „kopieren und einfügen“ - schoss sie in einem Rennen, bei dem von neun Kandidatinnen lediglich fünf das Ziel in der korrekten Gangart erreichten, sofort in Front und blieb gegen die wacklige Glide be Lucky AS, hinter der Jaap van Rijn alle Mühe hatte, einen Fehler zu vermeiden, stets leicht in der Vorhand. 1:15,4 lautete die neue Vorlauf-Bestmarke.
Qualifier 4, der auf dem geduldigen Papier als offenster daherkam, wurde eine letzten Endes souveräne Beute von der in Schweden von Timo Nurmos trainierten Raya, die sich heuer jenseits der Ostsee bei neun Auftritten die nötige Härte geholt hat. Catchdriver Dennis Spangenberg entschied sich für die Todesspur, „weil die Stute es mag, immer frei weg laufen zu können.“ Als die aus Italien angereiste Liesbeth in der letzten Kurve mit ihrem Tempolatein brutal am Ende war, machte sich Raya auf die Strümpfe und hängte ihre brandgefährliche Verfolgerin Paulette locker ab, die beim zweiten Auftritt ihrer Karriere knapp die Favoritenbürde aufgedrückt bekommen hatte. Die ob ihres Sieges im Adbell-Toddington-Stutenlauf gesetzte Kiwi Fortuna belegte Platz drei, ohne je eine reelle Chance auf ein Endlauf-Ticket zu haben.
Der 5. Vorlauf, vom Veranstalter höchst verwirrend als erster bezeichnet, wurde zum Parademarsch der gesetzten Jeopardy, die nach frühen Fehlern von Taste of Diamonds und Ka Ching Bros wie aus Schweden gewohnt „Fahne hoch“ ihre einsamen Kreise zog. Als mit 1:14,5 schnellsten aller Kandidatinnen war sie meilenweit vor der erst ihren zweiten Start absolvierenden Ruby Barosso, mit der Rick Ebbinge sich für die Schlussrunde halbwegs an die Seite der Siegerin legte. „Geübt haben wir mit ihr den Rechtskurs daheim ausgiebig. Ein bisschen knifflig wurde es nur in der Startphase. Als sie einmal vorn war, konnte ich sie freiweg marschieren lassen“, freute sich Conrad Lugauer, der dem Endlauf mit allerbesten Aussichten entgegen sehen kann, den Bock endlich umzustoßen: Ein Derby-Sieg fehlt dem Bayern aus Skåne noch in seiner Erfolgsbilanz.
Goldy Stardust dreht das 2019er Resultat
Eine mindestens 30 Jahre währende Serie blieb im Charlie-Mills-Memorial, mit dem seit 1972 an einen der ganz Großen des weltweiten Trabrennsports gedacht wird, erhalten: Kein Traber konnte in dieser Spanne die Prestige-Prüfung zweimal gewinnen. Im Vorjahr musste Goldy Stardust Frontrenner Halva von Haithabu vor sich dulden, als späte, dafür umso süßere Rache drehte Deutschlands derzeit beste Stute den Spieß um - kurioserweise mit 1:12,2 in der gleichen Zeit. Natürlich gestaltete Thorsten Tietz mit dem unerschrockenen Wikinger das Match von vorn, der jedoch einiges investieren musste, um an Rainbow Diamant und Inspector Bros vorbeizukommen. Anschließend konnte sich der Titelverteidiger etwas ausruhen, weil der außen aufrückende Bvlgari Peak sich vor einer Attacke hütete. Hinter dem Dänen hatte Michael Nimczyk seiner Lieblingsstute, „die mir unglaublich viele Gänsehaut-Momente beschert hat und so lange Rennen laufen wird, wie sie Lust dazu hat“, eine perfekte Abflugrampe verpasst. Für die Quick-Wood-Tochter, für die Berlin immer ein exquisites Pflaster war, hatte auch der 13. Besuch der Derbybahn keine Tücken: Im Nu hatte sie den wie sie auch in Frankreich gestählten Wikinger im eisernen Würgegriff, aus dem es kein Entrinnen gab. Locker ließ sie ihn rechst liegen zum zehnten Mariendorfer Erfolg - dazu kommen drei Ehrenplätze. „Ein Traumpferd, das sich wieder voll gefunden hat“, strahlte der Goldhelm, der sich nach Welmoed Landerye (2009) und Cash Hanover (2017) zum dritten Mal auf der Ehrenliste verewigte. Für Platz drei kämpfte Inspector Bros den tapferen Bvlgari Peak und Tyrolean Dream nieder.
Jilt Flevo bei den Newcomern…
Ohne die Vorausfavoriten Velten von Polly und Ol Dono Lengai wird das am 19. September um 20.000 Euro ausgetragene Finale der Newcomer-Serie stattfinden. Das war das Resultat des Semifinales, aus dem sich die beiden Hengste am Start (Velten von Flevo) und in dritter Schlussbogenspur im Galopp eliminierten. Bombensicher im Griff hatte Danny Brouwer den Rest, nachdem er mit Jilt Flevo 1100 Meter vorm Ziel Amon Wise As von der Spitze verjagt hatte und den Konterversuch des in Italien geborenen Varenne-Sohns auf der Zielgeraden locker im Keim erstickte.
…Izzi’s Newport um Silber
Im dramatischsten Finish des Nachmittags setzte sich Izzi’s Newport mit dem 20.000 Euro wertvollen Finale der Silberserie die Krone auf. Den ersten Versuch Velten Red Red Reds, ihn aus dem Kommando zu jagen, beschied Michael Nimczyk noch abschlägig, beim zweiten ließ er den Fuchs dann doch vorbei. Das wäre fast ins Auge gegangen, denn als Exclusive Fire nach einer Runde seinen bombastischen Angriff aus dem Mittelfeld anzettelte, der ihm ausgangs der Schlusskurve die Führung brachte, saß der Goldhelm ziemlich fest. Gerade rechtzeitig öffnete sich die rettende Lücke, und wie Izzi’s Newport die eigentlich schon verlorene Partie doch noch umbog, war begeisterndes, war ganz großes Kino. 1:12,9 - so schnell war Izzi nie zuvor, bekam dafür aber auch den mit 9.000 Euro dicksten Scheck seiner Laufbahn gutgeschrieben.
Der berühmte Affe aus dem Nest fiel im Pokal der (vierbeinigen) Publikumslieblinge. Nach aktueller Verfassung hatte der heuer bei zehn Versuchen noch sieglose Mon Filou nicht die Spur einer Chance - und nutzte die mit dem zweibeinigen Aushängeschild des deutschen Trabrennsports zur Verblüffung fast aller. Heinz Wewering verpasste dem „Schlitzohr“ ein Traumrennen im Rücken der hurtig in Front tanzenden La Ballade, mit der Rudi Haller die Pace durchweg hochhielt. Das war augenscheinlich ganz nach dem Geschmack Mon Filous, der alle Flausen sein ließ und sich mit viel Herz auf eine Länge absetzte. So sehr die Fans dem 70jährigen Urgestein den 16.915. Treffer seiner unvergleichlichen Karriere gönnten, war’s für viele doch auch ein Wermutstropfen: Für 563:10 machte er der Mehrzahl der V7+-Systeme den Garaus.
Nellys Doppelschlag im Kombi-Pokal
Teil I des Kombi-Pokals wurde eine überlegene Beute von Nelly Pepper und Ronja Walter, die auch ihren zweiten gemeinsamen Ausritt im Winner Circle beendeten. Wehe, wenn sie losgelassen, hieß das Motto für die Fast-Photo-Tochter, mit der sich die deutsche Reitchampionesse einen Kilometer lang ansah, wie Hindy Heikant auf der Flucht bis zu 40 Meter Vorteil herausholte. 800 Meter vorm Pfosten machte sie sich auf die Verfolgung - und wie. In Windeseile schmolz der schöne Vorsprung, Nelly Pepper zog voller Elan durch und war in sagenhaften 1:12,9 überlegene Ware. Auch die Wiederholung vorm Wagen schnappte sich die kampfstarke Stute, die von Franz-Josef Stamer von der „8“ ans Ende des Pulks dirigiert wurde, sich gegenüber von Offroader nach vorn ziehen ließ und sich in fünfter Einlaufspur gegen den innen durchschlüpfenden Adonis CG und ihre Lokomotive ganz leicht durchsetzte
Stand up hieß es in jeder Hinsicht zum den Amateuren vorbehaltenen Auftakt des Derby-Meetings. Mit der Stute machte André Pögel aus der Todeslage im Schlussbogen kurzen Prozess und setzte sich für 18:10 überlegen von Timoka Corner (26:10) ab, die mit ähnlich großem Vorsprung für den Ehrenplatz keine Diskussionen zuließ. In einem Handicap-Rennen bugsierte Jochen Holzschuh Terpie Burgerheide früh auf die Kommandobrücke, der dort den Umsturzversuch der fast gleichauf einkommenden JFK, Liana Silvio und Beebee BR für 13,2fache Sieg-Odds locker ausstand.
Zum Absacker des Nachmittags erklang des Wendlers „Spektakulär“, und es war tatsächlich spektakulär, wie leicht Flying Marceaux die Aufgabe für die Trotteurs français löste. Nach einem Blitzstart kurvte Thorsten Tietz mit dem Quaker-Jet-Sohn stets drei, vier Längen vor Germinal und der restlichen Meute einher - so blieb es bis zum Schluss. Positives gilt es von der Umsatzfront zu vermelden: Fast 300.000 Euro bedeuten einen Schnitt von 21.424 Euro pro Rennen - ein Plus von rund 1.300 Euro bzw. in der Summe 17.700 Euro zum vergleichbaren 2019er Samstag.
Umsatz bei 14 Rennen: 299.930,71 Euro (incl. 213.951,46 Euro Außenumsatz)
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