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Rick Ebbinge verteidigt den Titel mit Knautschen
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Samstag 19 August 12:21 Uhr
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Hans Christian Panny

Themen: 4383
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Nachschau Berlin-Mariendorf, 18.08.2023

 

(MW)  Oranje boven auf dem Profi-Thron! Es war das nach den vorigen Stationen in Wolvega, Gelsenkirchen und Mons letztlich erwartete Szenarium: Zum zweiten Mal in der Geschichte der seit 1970 ausgetragenen World Driving Championship der Professionals gelang es einem amtierenden Weltmeister, seine Würde zu verteidigen. Was der unvergessene Ulf Thoresen 1981 vorexerziert hatte - Norwegens Ausnahmekönner schmückte sich zudem 1973 und 1977 mit dem Titel -, machte ihm Henricus Ebbinge nach, der kurioserweise nur in den Rennberichten seines Heimatlandes mit diesem Vornamen auftaucht. Ansonsten kennt alle Welt den Niederländer nur als „Rick“. In die letzten fünf von den Machern der Derby-Bahn so stimmungs- wie liebevoll inszenierten Wertungsläufe, zu denen die Reste von Gewitterzellen einen großen Bogen um die Bahn im Berliner Süden machten und noch um 22.00 Uhr lauschige 23 Grad herrschten, war der große Schweiger mit dem gewaltigen Vorsprung von 33 Zählern auf den Australier Peter McMullen gegangen - vor allem dank seines Glanztages auf Etappe zwei in Gelsenkirchen, wo er mit drei Siegen und zwei Ehrenplätzen sagenhafte 74 Zähler kassiert hatte. 

 

Durch, wie viele ob der darum nachlassenden Spannung befürchtet hatten, war das Ding jedoch noch lange nicht. Der derzeit im südschwedischen Halmstad mit 30 Schützlingen stationierte 39jährige hatte zwar von Hause aus verheißungsvolle Vierbeiner zugelost bekommen, die ihn jedoch ein ums andere Mal im Stich ließen. Bei den Plätzen sieben, sechs, vier und sieben war der schöne Vorsprung zum letzten Lauf wie Eis in der Abendsonne auf magere zehn Punkte zum grandios auftrumpfenden Doug McNair geschmolzen, und selbst Hanna Huygens, die rasch mit schneidigen wie durchdachten Fuhren in die Herzen des begeistert mitgehenden Publikums gebraust war, hatte beim ersten Auftritt einer Frau in dieser Männer-Domäne noch theoretische Titelchancen.

 

Am Ende hieß es dank eines sechsten Platzes mit dem hochgepriesenen Luv Lois Schermer: Ende gut, alles gut für Ebbinge, der mit 24 Punkten eine ebenso schmale Tagesbeute schlug wie der als Zweiter in den Finaltag gegangene Australier Peter McMullen. Dementsprechend verhalten fiel das Resumee des alten und neuen Champions aus: „Zufrieden bin ich mit dem heutigen Tag keineswegs. Meine Pferde haben nicht so mitgespielt wie gedacht. Da galt es zum Schluss, auf Ankommen und Punkte zu fahren.“ Weil die beiden ärgsten Verfolger nicht mehr zum ganz großen Wurf auszuholen vermochten, ging der Titel dann doch recht deutlich mit 163 zu 150 nach „Oranje“. Der belgische „Floh“ Hanna Huygens landete nur deswegen auf Platz drei, weil sie im Gegensatz zum Vertreter der Ahornblätternach den summa summarum 20 Wertungsläufen dreimal zur Siegerehrung vorgefahren war. McNair, der mit 57 Zählern souverän die Tageswertung gewann,  gelangen wie Ebbinge vier Treffer. Einen ähnlich gebrauchten Tag wie der Holländer hatte Lokalmatador Michael Nimczyk, der seine furiose Aufholjagd von Mons nicht fortsetzen konnte und mit 35 Tageszählern auf Platz fünf verharrte.

 

Turbulent ging’s im 16. Lauf zu, bei dem bis in den Schlussbogen nichts von Loverboy v Assum zu sehen war. Nach Eddy Freundts altem Spruch „hinten werden die Enten fett“ verfuhr Douglas McNair, der das Feld mit dem förmlich fliegenden Holländer von hinten aufrollte und einen ganz leichten Sieg landete - den dritten im Wettbewerb, der ihm alle Chancen auf einen Stockerlplatz eröffnete. Mit der Hymne „Thank God I’m a country boy“ bedankte sich der „Maple Leaf“ bei dem fünfjährigen Hengst, dessen Berliner Sieg vor 13 Tagen also keine Eintagsfliege gewesen war. Schlechte Karten hatte Ebbinge mit Favorit Snooze, der nie richtig summte und nur Siebenter wurde. Michael Nimczyk hingegen blieb mit Final Destinations fünftem Platz über den Erwartungen.

 

Ähnlich verlief Lauf 17, in dem Miodrag Pantic aus dem dritten Paar außen dem Bayern Breeding of Hanke die mit Abstand meisten Reserven entlockte. Dem derzeit in Frankreich arbeitenden Serben gelang der zweite Treffer im Bewerb. Für den Ehrenplatz musste sich Rodney Gatt mit der innen verhafteten Andrala weit nach außen orientieren, wo er wie ein Malteser Falke zustieß und McNair und Nimczyk auf die Plätze drei und vier verwies. Ebbinge betrieb mit Außenseiter Quarter Hennessy Schadensbegrenzung und zirkelte ihn aus strengster Defensive zu Rang sechs.

 

Kurzen Prozess mit ihren männlichen Kollegen machte anschließend Hanna Huygens. Mit dem vor Ort von Rolf Hafvenström trainierten Readly Passion flog sie vor Marcel und Höwings be My Lady in Front. Der Angriff ihres Hintermannes perlte am Sohn des Prix-d’Amérique-Siegers Readly Express locker ab. Mit Platz vier von Höwings be My Lady hinter dem speedigen Klaassen Boko, der auch Peter McMullen weiter im Spiel um einen Treppchen-Platz beließ, gelang Ebbinge die bis dahin beste Platzierung, während es für Michael Nimczyk mit der hochgehandelten Lola Vici trotz perfekten Vortrags nur zu Platz sieben reichte.

 

Sofort in Front fahren und niemanden mehr vorbei lassen - mit der simpelste aller Taktiken wurde „Country-Boy“ Doug McNair dank eines an Rampe „3“ bestens postierten und verdammt gut aufgelegten Rolfi endgültig zum Mann des Berliner Abends und rückte Ebbinge, der ihm mit Ole Bo nach 700 Metern auf den Zahn fühlte und dann doch nur Siebenter wurde, auf Schlagdistanz auf die Pelle, so dass die Entscheidung um den WM-Titel tatsächlich erst im letzten Lauf fiel. Auch Hanna Huygens, der Iamtheonewhoknocks Ende der Startgeraden aus dem takt geriet, rasch wieder auf Vordermann gebracht wurde und sich noch auf Platz fünf raufte, hatte noch theoretische Titelchancen.

 

Im Finale grande lief es am Ende ziemlich gegen Ebbinge, der mit einem Gewaltmarsch Luv Lois Schermer zwar für den letzten Kilometer gegen den sofort nach vorn gespritzten Di Ospeo auf der Kommandobrücke installierte, an der letzten Ecke jedoch hinter einem geschlagenen Pferd saß. Die Rückstufung vom ersten auf den fünften Platz am 6. August stellte Di Ospeo gründlich richtig. Santtu Raitala fand das Schlupfloch ohne Schwierigkeiten und feierte mit dem Wallach einen souveränen Sieg gegen Jo Jo Harley, mit dem der deutsche Goldhelm einen verdeckten Run in den versöhnlichen Ehrenplatz-Abschluss ummünzte.

 

Los ging die Zehn-Rennen-Karte mit dem Sturz des glasklaren 14:10-Favoriten in Runde vier des Derby-Pokal der Amateure. Joni d’Azur waren die drei Tage Pause nach dem Kraftakt im Gelsenkirchener WM-Lauf wohl doch etwas zu kurz. Außen herum streckte der von Britt Grift gesteuerte Wallach zu Beginn der Zielgeraden die Nase zwar in Front, doch aus seinem Windschatten schlug im „Amazonen-Kampf“ Nachwuchsstar Emma Stolle mit Laith H Boko kurz und trocken zu.

 

Auch die nächste „Bank“ brach krachend zusammen, und das bereits am Start des den Stuten vorbehaltenen Bruno-Cassirer-Rennens, mit dem traditionell an den Verleger, Züchter und Besitzer erinnert wird, der mit seinem Privatvermögen den schon im ersten Jahr seines Bestehens 1913 insolventen Mariendorfer Rennverein rettete und bis 1933 herausragende Positionen im Trabersport bekleidete. Für 13:10 vermasselte Saluti, die Unerfahrenste des Septetts, bereits in der Startphase alles im Galopp. Ein gefundenes Fressen für Co-Favoritin Prestigious SB, die Michael Nimczyk 1.100 Meter vorm Ziel aus der windschattigen Position hinter Tempomacherin Ma Bonheur nach außen steuerte und kein Problem hatte, mit der Fuchsstute des Stalles Express den Schlussangriff Meghan Bokos abzuschmettern.

Im dritten Anlauf schnackelte es endlich für den Toto-Favoriten, der erstmals in dieser Saison am Start war und gleich für seine neuen Besitzer Ulrich Mommert und Karin Walter-Mommert zuschlug. Was unterwegs nach einem lockeren Walkover des sofort stramm nach vorn strebenden Buncio CD aussah, wurde dann aber doch eine knappe Kiste gegen den unermüdlich attackierenden Campino, der nur um Haupteslänge das Nachsehen hatte. Michael Nimczyk hatte sich für die WM-Läufe richtig warm gefahren…

 

Perfekt trug Tom Karten in Lauf fünf des Derby-Pokal der Amateure seinen Perfect Dream vor. Mit Startplatz „11“ hinterm Startauto in die zweite Reihe verbannt, landeten die Beiden im fünften Paar außen. Ein erster Zwischenspurt brachte das Gespann um zwei Positionen voran. Eiskalt baute Karten seinen Wallach im Schlussbogen noch mal auf, um dann auf der Zielgeraden umso eindrucksvoller Gas zu geben. Für den noch gar nicht so lange aktiven derzeitigen Zweiten der Amateurrangliste war’s der 70. Treffer, für seinen vierbeinigen Partner Numero sieben der Karriere. 

 

Beethovens Ode macht Freude

 

Ein exzellenter Bänderstart im über 3.200 Meter führenden Derby-Marathon, der bis 1978 gültigen Derby-Distanz, war für den in Italien geborenen Beethoven Gar die halbe Miete. Wahl-Berliner Thorsten Tietz teilte dem Sohn des einstigen Weltrekordlers Varenne die lange Strecke brillant ein, was ihm umso leichter fiel, weil er ungestört seine Kreise ziehen durfte. Die ganze Miete war drin, als Favorit Ol Dono Lengai 600 Meter vorm Ziel aus dem Tritt kam. „Den Rest hat er von allein gemacht. Er wird im Alter immer besser, hat uns aber in jungen Jahren auch viele gesundheitliche Sorgen bereitet“, analysierte sein Chauffeur und Mitbesitzer nach dem 15.000-Euro-Match nüchtern und stringent wie immer. Daran konnte auch Michael Nimczyk mit dem sich nach zehn Monaten Pause prächtig zurückmeldenden Lancaster nichts ändern.

 

Der letzte Blick gilt wie immer dem Umsatz: Mit 29.578 Euro pro Rennen wurden rund 2.400 Euro mehr als im Jahr 2022 gedreht, als im Schnitt der damals 13 Rennen 27.140 Euro flossen. Motor war einmal mehr die V7+-Wette, die 11.500 Euro mehr als vor Jahresfrist generierte.

 

Umsatz bei 10 Rennen: 295.779,74 Euro (incl. 149.533,64 Euro Außenumsatz), davon 42.039,90 Euro in der V7+-Wette; Umsatz PMU (10. Rennen): 112.620,46 Euro. (Vorjahr: 352.819,78 Euro bei 13 Rennen, davon 28.499,10 Euro in der V7+-Wette)

 

Ergebnis der World Driving Championship der Professionals

 

Platzierung - Fahrer - Nation - Siege – Punkte

 

1.    Henricus Ebbinge Niederlande      4         163

2.    Douglas McNair  Kanada       4     150

3.    Hanna Huygens  Belgien        3     150

4.    Santtu Raitala     Finnland      2     145

5.    Michael Nimczyk Deutschland           1         132

6.    Peter McMullen   Australien   2     130

7.    Jordan Ross        USA             1     118

8.    Blair Orange        Neuseeland            1         107

9.    Miodrag Pantic    Serbien       2     103

10. Rodney Gatt        Malta           -        78

 

Unser Terminhinweis: Bereits am morgigen Sonntag findet das große Finale des Mariendorfer Meetings statt: das trotto.de 128.Deutsche Traber-Derby! Der erste Start erfolgt um 12 Uhr! 

 

Samstag 19 August 13:01 Uhr
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Leporello

Themen: 3
Beiträge: 297

Ich habe gestern mit meiner Frau das Finale und Siegerehrung geschaut.

Die Moderatoren haben das echt spitze gemacht. Ich fand auch die kurzen Interviews bei der Vorstellung sehr gut. 
Auf die drei ist Verlass, Hut ab!

Bei  der Siegerehrung wurde für mich dennoch kein gutes Bild hinterlassen. Es wirkte teilweise arg improvisiert. Die Kameraperspektiven wirkten für mich suboptimal und dann wurde auch noch die Nationalhymne unterbrochen. Es wurde auch der Endstand nicht als Grafik eingeblendet

Mein Lowlight war als ein Mann in Jeans Nico die Berliner Bären entrissen hat und dann die Ehrung selber vorgenommen hat. Das ganze wurde dann irgendwie von der Seite gefilmt. Ich war peinlich berührt.

Die Körpersprache der Fahrer am Zaun sprach Bände. 

Scheinbar war auch vorab nicht kommuniziert worden, dass die Fahrer ohne sich umzuziehen zum Essen sollten.

In Summe waren es für mich keine schönen Bildern, die aus Berlin so um die Welt gingen.  

An mir persönlich merke ich, dass auch ich alles mittlerweile negativer als noch vor kurzem sehe. Vieles liegt wahrscheinlich an mir selber, aber die Euphorie ist einfach futsch. 

Samstag 19 August 13:53 Uhr
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Jessir

Themen: 8
Beiträge: 183

Der Mann in Jeans kann nix dafür, der hat und kennt keine anderen 😁

 

Aber Recht haben Sie, die Ehrung wirkte extrem unprofessionell bzw. unvorbereitet und die Kameraführung maximal laienhaft.

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