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Frauenpower im deutschen Turf
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Mittwoch 24 Juli 18:30 Uhr
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Racingman

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Im Direktorium ging den Bossen neulich die Düse. Bei der Vorstellung der Semesterzahlen ergab sich, dass zum Stichtag 1. Juli gut 130 Vollblüter weniger im Training waren als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Jetzt sollen endlich Initiativen ergriffen werden, um neue Besitzer zum Sport zu bringen. Das ist zu begrüßen.

Natürlich ist diesbezüglich nicht nur der Dachverband gefordert, sondern besonders auch die Besitzervereinigung. Und damit auch die seit Jahresbeginn amtierende neue Geschäftsführerin Elena C. Delor (Jahrgang 1993), die zuvor dort schon als Sekretärin Erfahrung sammelte. Das Alltagsgeschäft der Südbadenerin scheint darin zu bestehen, die Interessen von Pferdebesitzern, die Stress mit dem Direx haben, zu vertreten. Diese mediatorische Aufgabe wird sie dank ihrer Kontaktstärke sicherlich hervorragend lösen. In der aktuellen Lage, in der der Rennsport sich befindet, muss man an einen Manager aber höhere Anforderungen stellen und auch erwarten können, dass er/sie als strategischer Vordenker konzeptionell arbeiten kann. Diesbezüglich habe ich bei Elena Delor Bedenken, weil in ihrem Lebenslauf nichts darauf hindeutet, dass dies ihre Kernkompetenz ist.

Sie selber räumt ja freimütig ein, dass ihre bisherige Vita eher so eine Ansammlung von Zufällen war: Stallfrau bei Gai Waterhouse in Australien, kurzzeitig Aushilfsleiterin eines neuen Restaurants im Schwarzwald, Praktikantin bei der BBAG und ein Bachelor beim Eventmanagement-Studium. Eine langjährige Passion, die sie schon seit dem vierzehnten Lebensjahr auslebte, war hingegen die Schauspielerei, und wenn sie in New York nicht gemerkt hätte, dass ihr Talent für ganz oben vielleicht nicht reichen würde, hätte sie dies wohl auch zu ihrem Beruf gemacht. Ein Künstler ist aber selten ein guter Manager, weil die Persönlichkeiten einfach unterschiedlich sind. Im Rennsport konnte Elena Delor bis letztes Jahr als Rennbahn-Moderatorin bei Wettstar-TV überzeugen. Eine Tätigkeit, die mit ihrer erforderlichen Showmanship der Schauspielerei wesentlich näher kommt als diejenige eines Büro-Strategen. Dass der Turf die Wahlkölnerin am Mikro nun abgezogen hat, halte ich für keine gute Idee, denn Menschen sollten immer gemäß ihrer Stärken eingesetzt werden.

Und was tut man, wenn man sich den tristen deutschen Turf schöntrinken möchte? Man kann es so stilvoll wie Elena Delor machen: Die extrovertierte Kosmopolitin ist Stammgast in einer bekannten Cocktailbar in der Kölner Innenstadt, wo sie sich aus Neugier durch die oft wechselnde innovative Getränkekarte pichelt. Klingt sympathisch, aber eine Qualifikation für einen Job als Turfmanager bedeutet das auch nicht unbedingt... Die Preise dort sind übrigens nicht ohne; so kostet etwa ein Negroni in der exquisiten Variante 25 Euronen. Im Weidenpescher Graubau scheint man fürstlich zu verdienen... aber vielleicht muss sie die Cocktails ja dank ihres guten Aussehens nicht selber bezahlen.

Schon Jahre vor der Neubesetzung des Geschäftsführer-Postens bei der Besitzervereinigung hätte es eine perfekt geeignete Kandidatin gegeben, die leider im deutschen Turf nie eine Chance bekam: Dr. Janina Müller (Jahrgang 1982), eine Betriebswirtin aus dem Bereich Agribusiness, die früher Mitglied in der Nachwuchsorganisation des deutschen Turfs namens Next Generation war, die jetzt Junger Galopp heißt. Sie gewann zusammen mit vier anderen Studentinnen den ersten Preis der German Racing Concept Challenge 2012. Die Aufgabenstellung lautete: „Entwicklung innovativer Ansätze und Geschäftsmodelle zur wirtschaftlichen Stärkung und Gewinnung neuer Zielgruppen“. Die Idee zum Jugendrennstall „just4turf“ kam dabei auch von Janina Müller. Der damalige Direx-Präses Albrecht Woeste zeigte sich begeistert von den fünf Göttinger Mädels: „Wir als Verband können jetzt den Schirm umdrehen und die teilweise genialen Ideen wie Goldtaler einfangen.“

Ihre Dissertation als Stipendiatin der Mehl-Mülhens-Stiftung zum Thema „Strategisches Management im deutschen Galopprennsport” steht bei mir noch im Bücherregal. Darüber hinaus hat sie eine Studie zum Thema „Sportlermarkt Galopprennsport – Zucht und Besitz des Englischen Vollbluts“ veröffentlicht, die all das Fachwissen enthält, das die Besitzervereinigung zur Gewinnung von neuen Rennpferdbesitzern jetzt bräuchte. Ja, ja, aber der hiesige Galopprennsport ist ja so reich gesegnet mit brillanten Managern, dass man hoffnungsvolle Nachwuchskräfte nicht braucht...

Und weil hier im Galopper-Stüberl erstaunlicherweise so viele Traberleute mitlesen, will ich auch meine Ansicht bezüglich der Traberfrauen nicht verschweigen. Wie gesagt, nur meine persönliche Meinung. Wer hat eine sportpolitische Agenda? TOP: Caroline Sionneau, die kämpferische Johanna von Orléans des französischen Trabersports, die die alten weißen Männer im Pariser Trabertempel ablösen wollte.

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