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Autor | Beitrag |
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Dienstag 14 Januar 13:16 Uhr | |
Die Hoofworldler beklagen sich oft, dass sie von Prickel-Pit und den anderen Traberfürsten nicht informiert werden. Bei den Galoppern ist ein derartiges Geschäftsgebaren seit Jahrzehnten gelebte Praxis, denn man will die geneigte Kundschaft auf keinen Fall durch irgendwelche schlechten Nachrichten vom Gang zum Wettschalter abhalten. In der Ära vor dem Internet war die Omertà (das sizilianische Schweigegebot) sogar noch viel leichter umzusetzen. Seit einem Vierteljahrhundert freut es mich deshalb umso mehr, wenn es zumindest hin und wieder gelingt, in die Mauer des Schweigens ein kleines Loch zu bohren, damit die Turffans erkennen können, was auf der anderen Seite geschieht.
Fangen wir heute mal mit zwei olleren Kamellen an, die ich aber erst vor Kurzem aus geschäftlichen Unterlagen erfahren habe. Es geht um (damals) offene Forderungen gegen Turfisten.
In der letzten Dekade war der Neusser Rechtsanwalt Jan Antony Vogel einige Jahre lang der Chefmanager im Deutschen Galopp. Als seine Zeit im Graubau auf dem Weidenpescher Parkplatz endete, war er aber noch keineswegs vom Haken. Niemals geht man so ganz, könnte man sagen. Denn der Dachverband verklagte seinen Ex-Cheffe 2021 beim Landgericht Düsseldorf. Worum ging es? Die erstaunlich hohen „Forderungen gegen Personal“ (28.039,19 Euro) in der Bilanz 2021 betrafen hauptsächlich Rückforderungen von Arbeitnehmeranteilen zu Beiträgen in die gesetzliche Rentenversicherung für die Jahre 2015 bis 2019 für den ehemaligen geschäftsführenden Vorstand Jan Antony Vogel. Die Beitragsnachforderung wurde im Rahmen des Prozesses gegen Vogel eingeklagt und im Zuge eines Vergleichs im Mai 2022 von Vogel an Deutscher Galopp erstattet. Erst dann war das Kapitel Köln für ihn endgültig erledigt.
Die Galopprennbahn Bad Harzburg gilt im Turflager sozusagen als das Hippodrom der Herzen, denn in den letzten Jahren gewann man regelmäßig die Wahl zur „Rennbahn des Jahres“. Der Harzburger Rennverein hat zudem eine sehr hohe Zahl an Vereinsmitgliedern, die zwar nicht mit dem FC Bayern München mithalten kann, aber zumindest für hiesige Galopperverhältnisse beeindruckend ist. Die Harzer haben ein motiviertes Team, das jeden Sommer ein stimmungsvolles Meeting auf die Beine stellt. Also alles zu Recht sehr positiv. Und dennoch gab es im Jahre 2022 einen kleinen Schönheitsfleck. In der Bilanz von Deutscher Galopp werden die offenen „Forderungen gegen Rennsportangehörige“ insgesamt mit fast einer Viertelmillion Euro angegeben. Zweitgrößter Einzelposten war dabei eine Forderung gegen den Harzburger Rennverein in Höhe von 24.710,46 Euro. Worum es dabei ging, weiß ich nicht. HRV-Pressesprecher Daniel Delius wäre theoretisch in der Lage, für Klarheit zu sorgen, denn als einer der ganz Wenigen im deutschen Galoppsport weiß er, dass Hoofworld überhaupt existiert. Hoofworld, das unbekannte Wesen. Leider ist der Mann aus dem Donaumoos nur in der Traberszene vernetzt.
Und nun etwas Aktuelleres. Anfang Januar 2025 stand der junge Badener Luis Kimmel schon nicht mehr auf der Mitarbeiterliste von Deutscher Galopp, und dabei war er erst Mitte letzten Jahres in die PR-Abteilung beim Direx eingestiegen. Anfang Juni 2024 hatte er bei X ein Foto gepostet, das ihn beim Eintreffen per Zug in Köln zeigte. Als ich ihn kontaktierte, zeigte sich da ein voll motivierter junger Bursche mit viel Eigeninitiative, der das kölsche Haus rocken wollte. Die nötigen fachlichen Voraussetzungen brachte er durch sein Sportmanagement-Studium zweifellos mit. Aber die PR-Abteilung im Direx scheint irgendwie die Seuchenstation im Dachverband zu sein, denn anfangs motivierte Mitarbeiter fühlen sich dort bald wie im RTL-Dschungelcamp: „Ich bin (k)ein Star, (aber) holt mich hier raus!“ Alt wird dort niemand. Ein Nachfolger für Kimmel wird auf der Website des Dachverbandes unter „Stellenangebote“ derzeit nicht gesucht; also will man die Abteilung wohl weiter downsizen.
Auch ohne Luis Kimmel produzierte die PR-Abteilung eine „nahezu euphorische Pressemitteilung“ (Zitat TURF TIMES) im Anschluss an eine Vorstandssitzung Anfang Januar. Eine erfolgreiche Zukunft stünde vor dem deutschen Turf, da man auf dem richtigen Weg sei. Begründet wird dies mit der Tatsache, dass 2024 Wettumsatz und Rennpreise in die Höhe gingen. TURF TIMES dazu: „Der gestiegene Wettumsatz resultiert aus den Auslands-Einsätzen, wovon allerdings nur ein geringer Teil bei den Rennvereinen ankommt.“ Ansonsten ist der deutsche Turf von den Zahlen her auf das Niveau von Ende der 1960er Jahre zurückgefallen. Bedenklich ist, dass die Zahl der Züchter, Besitzer, Trainer, Mutterstuten und Rennpferde seit der Jahrtausendwende sukzessive zurückgeht. Deutscher Galopp setzt nun seine große Hoffnung auf die neuen Premium Racedays. Diese werden sicherlich dazu führen, dass die davon profitierenden großen Rennbahnen wirtschaftlich zulegen werden. Die Kehrseite der Medaille wird jedoch sein, dass die übrigen Rennbahnen verzweifelt um Startpferde kämpfen müssen und nur noch wettmäßig weniger interessanten Sport anbieten können. Die Spaltung innerhalb der Branche wird sich zwangsläufig vertiefen, und diejenigen Trainer, die nur im Nützlichkeitssport unterwegs sind, werden es angesichts ständig steigender Kosten immer schwerer haben. |
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Dienstag 14 Januar 14:13 Uhr | |
Racingman schreibt: hat er nicht erzählt, dass er zwischendurch noch bei Racebets war??? |
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Dienstag 14 Januar 17:55 Uhr | |
Jens, dazu kann ich wegen Nichtwissens leider keine verlässliche Aussage machen. Ich weiß nur, dass Oliver Sauer mal bei RaceBets war. |
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Dienstag 14 Januar 18:09 Uhr | |
aha, und warum schreibste dann folgendes??? "Düsseldorfer Rennverein machte, bevor er anschließend der Boss des Buchmachers Pferdewetten.de wurde."
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Dienstag 14 Januar 19:30 Uhr | |
Bitte kein Germanistik-Seminar, Jens! Hofer war auf dem Grafenberg tätig und ist nun bei Pferdewetten.de. Dass er auch bei RaceBets war, glaube ich persönlich nicht, aber zur Sicherheit habe ich mal eine Mail nach Düdorf geschickt, und sobald ich von dort eine Antwort bekomme, schreibe ich das hier. |
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Mittwoch 15 Januar 09:00 Uhr | |
#FAKTENCHECK# |
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Mittwoch 15 Januar 10:40 Uhr | |
Steht doch alles öffentlich im Internet... |
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Mittwoch 15 Januar 12:58 Uhr | |
Danke an Pierre Hofer für seine ausführliche Antwort unten! Es hat sich nun gezeigt, dass meine Darstellung seiner beruflichen Vita im Text oben unzutreffend war, und deshalb werde ich diese Passage jetzt löschen. Ich freue mich immer, wenn Branchenleute wie Stephan Buchner, Heinz Baltus oder Pierre Hofer hier Stellung nehmen und einen Mehrwert an Information schaffen. Hier die Antwort von Pierre Hofer: „An sich ist in der heutigen Zeit via LinkedIn und Xing recht simpel, den beruflichen Werdegang nachzuvollziehen. Ja, ich war 4 Jahre bei RaceBets. RB war eine Mehrheitsbeteiligung der bet at home AG unter dem damaligen CEO Guido Schmitt. Die bet at home hat den Beginn finanziert. Ich kam über die bet at home zu RaceBets, um das operative Know How in die Firma zu bringen. Als klar wurde, dass RB Ende 2009 von Düsseldorf nach Malta umsiedeln wird, ergriff ich das Angebot des DVR um für den Dachverband eine eigene Wettplattform aufzubauen, zusammen mit meiner rechten Hand bei Racebets damals. Das war im September 2009. Ich wurde selbstredend bei RB beurlaubt. Dienstantritt in Köln war der 03.01.2010. In den 3 Monaten hatte sich aber bereits alles „geändert“ und Sebastian Weiss / Patrick Byrne hatten zwischenzeitlich die - aus ihrer Sicht - „Gefahr“ erkannt und dem Dachverband Teile von RaceBets verkauft. Die tiefen Kontakte der Beiden in den Rennsport waren da sehr hilfreich. Damit bewerte ich aber nicht den Sinn und Erfolg dieses Vorgangs. Das kann man unterschiedlich bewerten. So weit so gut. Somit waren wir aber ab dem ersten Tag nicht mehr beim DVR „gebraucht“ und die Verträge wurden einige Monate später aufgelöst. Für mich ging es dann direkt als Nachfolger von Herrn Zellmann zu pferdewetten.de. Also: Okt 2000 bis Aug 2004: Düsseldorfer Rennverein (Assistent der GF) Sep 2004 bis Dez 2005: pferdewetten.de/sportwetten.de München (Geschäftsführer) Jan 2006 bis Dez 2009: RaceBets.com (Chief Operating Officer) Jan 2010 bis Juni 2010: DVR Wettbetriebs GmbH (Mitglied der GF) Juli 2010 bis heute: pferdewetten.de AG (Vorstand) Oli Sauer war bei Racebets, anschließend mehrere Jahre bei uns, bis er den GF Posten in Dortmund übernahm. Herzliche Grüße, Pierre Hofer“ |