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Champion Thomas Maaßen zum zweiten Mal Derby-Amateur-Meister
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Freitag 03 September 12:15 Uhr
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Hans Christian Panny

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Nachschau Berlin-Mariendorf, 02.09.2021

 

(MW) Der dritte Tag des Festivals des deutschen Trabrennsports war, geht man nach dem Ergebnis des Höhepunkts oder neudeutsch „Top Acts“, fest in niederrheinischer Hand - mit viel Wiederholungs-Potential. Was Man U, das Kürzel für die am Old Trafford aktiven Red Devils von Manchester United, oft genug in der englischen Fußball-Premier League war, waren Thomas Maaßen und der vierbeinige Man U bei der 1997 ins Leben gerufenen Internationale Derby-Meisterschaft der Amateure: Das Maß aller Dinge. 3.000 Euro, die Besitzerin Karin Walter-Mommert auf Anraten von Wolfgang und Michael Nimczyk vorab gelöhnt hatte, weil der Hengst ursprünglich für das Rennen gar nicht genannt worden war, waren eine Investition, die sich mit 14.750 Euro Rückzahlung - oder „Payback“ für die jüngeren der Traber-Fans - blendend auszahlen sollte. In Vor- wie Endlauf war die perfekt funktionierende Einheit eine Klasse für sich und sorgte  für einige Déjà-vu-Erlebnisse. Für den amtierenden Amateurchampion war‘s wie für Trainer Wolfgang Nimczyk nach Out of the Slums 2017 der zweite Triumphzug durchs wertvollste Amateur-Treffen der Republik, für Besitzerfamilie Mommert der dritte. Und auch Yes I can, Man Us „Mama“, hat zum zweiten Mal ihre Meriten beigetragen: Vor zwei Jahren stand ihr Erstling Yen für die gleichen Besitzer mit dem Berliner Hufschmied Andre Pögel im Winner Circle. Um den Kreis zu schließen, stammt Yes I can, die selbst nie ein Rennen bestritten hat, aus einer noblen Familie: Ihre inzwischen „verrenteten“ Geschwister Il Lamborghini und Indigious sind nicht nur in Deutschland wohlbekannt, und Eaton will sich am Samstag im Finale der Newcomer-Serie kräftig bereichern.

 

 

Schade, dass Maaßens Gaststube in Willich an diesem Abend geschlossen war: „Das ist bei uns seit Jahren Tradition, weil wir das Derby-Wochenende in Berlin feiern wollen“, so der mit erhobener Peitsche weit voraus durchs Ziel sausende 52jährige. Doch die eine oder andere Runde wird’s im trauten Kreis sicher geben, wenn das Gasthaus Sitterhof wieder geöffnet wird. Dabei krönte er sich auf die simpelste Weise der Welt: Er nutzte den Vorteil des ersten Bandes rigoros, löste Ibracadabra früh an der Spitze ab, ließ es drei Abschnitte eher verhalten angehen und auf den letzten beiden richtig kesseln: Zwischenzeiten von je knapp unter 1:10 nahmen jedweden Angriffsversuchen früh den Wind aus den Segeln, zumal der als härtester Widersacher eingestufte Winnetou Diamant mit der ungewohnten Startmethode auf dem Kriegsfuß stand und kurz nach dem Bänderstart aus dem Takt geraten war. Den Run hinter dem äußeren Anführer Windspeed nutzte Simon Siebert mit Major Ass perfekt: Der Major hatte gegen den überlegenen Sieger zwar keine Chance, flitzte jedoch genauso unantastbar zum Ehrenplatz vor dem über sich hinauswachsenden Ibracadabra, mit dem Alisha von der Brüggen ManUs Sog nutzte, soweit die Füße trugen. Platz drei für den 1.228:10-Außenseiter war ein kleines Zauberkunststück.

 

Dramatisch war der 1. Vorlauf auf den finalen 350 Metern, als der wie ein Pfeil in Front gedüste Bruno Font CG vom nach einer Runde von Thomas Maaßen eingesetzten Man U kassiert wurde und todmüde in Galopp fiel. Der dahinter lauernde Highlander Boko trat an sein Sulkyrad, sprang ebenfalls und sorgte für reichlich Konfusion. Peter Platzer und Michael Hamann gingen parterre, Bajaro BR und Joeyboy waren entsprechend fahrerlos, jedoch keine Gefahr für all jene, die entweder wie Man U bereits auf und davon waren oder wie der Rest die Klippen mit Glück und Geschick umschifften. Ähnlich war in Vorlauf 2 Daniela Fellner mit Winnetou Diamant auf dem Kriegspfad. Aus dem dritten Paar außen rauschte sie mit dem 2020er Derby-Trostlauf-Zweiten für die letzten 500 Meter an die Flanke der ruckzuck führenden Holländerin Irish Steel und gab der Favoritin ohne mit der Wimper zu zucken das Nachsehen. „Ich solle mir mal keinen Kopf machen, hat mir sein Stammfahrer Robin Bakker mit auf den Weg gegeben, Winnetou würde von Mal zu Mal routinierter und das schon machen“, strahlte Daniela Fellner nach ihrem 47. Erfolg „lifetime“.

 

Der Captain hat die Mütze auf

 

Lediglich neun Bewerber vermochte der mit üppigen 14.000 Euro ausstaffierte Shootingstar-Cup zu locken, von denen der erkrankte Beppi Santana die Reise gar nicht erst antrat. So gab’s nur einen Lauf, für den Jochen Holzschuh Recht behalten sollte, dass die Derby-Bahn zu Captain Olafs Lieblingspiste geworden ist. „Für sein flaches Geläuf braucht er eine ebene, trockene Piste, und die werden wir heute haben. Er muss nicht unbedingt von vorne gehen“ - aber das entschied der Baltimore-As-Nachkomme vom äußersten Startplatz auf seine Weise. Mit Riesenschritten legte der Captain los, krallte sich von Kerwin Pasel sofort das Zepter und herrschte fortan mit eiserner Faust. Vergeblich hoffte die Horde der Verfolger, dem Vierjährigen würde wie jüngst in Gelsenkirchen ein wenig die Luft ausgehen. Im Gegenteil: Aus dem letzten Bogen wurde Olaf immer dominanter und ganz leicht um 7.000 Euro reicher. Der dritte Berliner Sieg stemmte sein Konto auf 12.475 Euro. Dahinter wurde es höllisch eng. Kerwin Pasel rettete den Ehrenplatz gegen Patron Viking und den lange hinterher klappenden Don Timoko, während Pechvogel Key West Newport als Dritter unmittelbar vor der Linie sprang. „Wie das Match laufen soll, hat Captain Olaf selbst entschieden. Wenn er Tritt gefasst hat, muss man ihn laufen lassen“, strahlte Holzschuh, der „so oft in diesem Cup gut platziert war, dass dieser Treffer überfällig war.“

 

 

Bei strahlendem Sonnenschein - der Wettergott ist eben doch ein Mariendorfer, denn bis Dienstag war’s in der Hauptstadt mit Regenschauern und Höchsttemperaturen deutlich unter 20 Grad Celsius sehr viel ungemütlicher - war die Auftaktprüfung, den etwas reicheren Franzosen-Trabern vorbehalten, kein sportlicher Leckerbissen. Aus dem nach zwei Absagen sechs Rösser dünnen Feld hatten drei nach der Hälfte des 2.500 Meter weiten Weges bereits erhebliche Luftprobleme. Nicht so Rudolf Haller und Deniro, der den vom Fleck weg führenden Farlington konsequent erdrückte und sich überlegen verabschiedete. Viel ansehnlicher war auch der Vergleich der ärmeren Trotteurs français nicht, in dem es klassisch zuging: Der von Jochen Holzschuh gelenkte Fuchs Goethe streckte aus der Deckung sein Zugpferd Honor Bright sicher nieder und präsentierte sich bei der Siegerehrung, wie es sich für einen Dichterfürsten geziemt: mit souveräner Ruhe.

 

Seine Lasbeker Damenriege ließ Josef Franzl neuerlich nicht im Stich. Bei seiner einzigen Fuhre regelte der frische „Fuffziger“ mit Rosima das Geschehen vom ersten bis zum letzten Meter. Die schwedisch registrierte Stute rasierte ihren Rekord um 1,9 Sekunden auf 1:15,3, ohne Grenzen erahnen zu lassen. Auch sie soll bald in Schweden aktiv sein, wo sie als Dreijährige passende Aufgaben für ihre Generation in Hülle vorfindet. Im ersten, unterm Sattel ausgetragenen Lauf eines weiteren Kombi-Pokals röhrte Joe Cocker am lautesten. Anne Lehmann ließ sich mit dem Braunen über den gesamten Weg von Paris Turf ziehen und gab dem mit Sarah Kube liierten 11:10-Favoriten sicher das Nachsehen. „Gleiche Stelle, ähnliche Welle“ hieß es in Lauf 2, in dem die Profis die Leinen in die Hand nahmen. Wieder gab Paris Turf, nun zum Geldwechsel-Kurs von 10:10, den „Adagio“-Takt vor - diesmal vor dem zweiten Sänger im Feld: Von allen (Huf-)Eisen befreit, sauste aus seinem Windschatten Falco mit Dennis Spangenberg leichtfüßig vorbei und ließ Moderator und Besitzer Hans Sinnige strahlen. Höchststrafe für Paris Turf war, dass sich auch Joe Cocker noch an ihm vorbeiraufte.

 

 

Diesen 2. September wird Kay Werner nicht vergessen, feierte doch der Berliner in Vorlauf 1 des Handicap de Luxe mit der 700 Meter vorm Ziel aus dem Hintertreffen losgelassenen Taylor Swift den 200. Sieg seiner Laufbahn. Mit dem richtigen Schliff legte der 53jährige dank Camus in Vorlauf 2 gleich nach. Dem „Dichter“ machte er aus dem Mittelfeld für die Schlussrunde mächtig Beine, der 200 Meter die Nase in Front steckte und sich auf der Zielgeraden überlegen absetzte. Der „Pferdefuß“ folgte im Finale. Taylor Swift fand beim Bänderstart ausgesprochen wacklig auf die Beine und landete sofort im Hintertreffen, und Camus, für den Robin Bakker verpflichtet war, absolvierte praktisch die gesamten 2.000 Meter in dritter Spur. Da half es ihm wenig, dass er zur Halbzeit in Quick Winner eine Lokomotive bekam, die am Ende ebenso schlapp machte wie der die zweite Spur anführende Windhund. Wie ein Windhund war andererseits Ekimow Simoni vor Waldblume Venus und Esther an die Tête geflitzt, wo ihm Björn Spangenberg alles maßgerecht einteilte. Den Einlauf der Außenseiter komplettierte der auf weiten Wegen höllisch heranfliegende Admiral Rower vor Waldblume Venus und der sich spät prächtig einschaltenden Taylor Swift.

 

 

 

In der Klasse der Gewinnärmsten blieb eine weitere Ehrenschleife in Berlin, die sich der ehemalige deutsche Trainer-Champion Roman Matzky für eigene Kasse im knappsten Fight des Abends mit dem spät auf weiten Wegen gebrachten Maharana C.G. um zwei Nasenspitzen gegen Lovesong, die die Dauerattacke auf den sich bis ins Ziel vehement wehrenden Vikens Hedge zu viele Körner kostete, und eben diesen holte.

 

Wie stets gilt der letzte Blick den Totokassen: Im „Corona-Jahr“ 2020 war der Donnerstag rennfrei, so dass der Vergleich mit 2019 herhalten muss. Vor zwei Jahren wurden (bei 12 Rennen) 25.605 Euro pro Rennen umgesetzt, diesmal waren es nur 19.057. 

 

Umsatz bei 13 Rennen: 247.741,25 Euro (incl. 160.032,20 Euro Außenumsatz), davon 20.309,20 Euro in der V7+-Wette

 
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